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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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werden sich in deinem Glanz sonnen. Du wirst es sein, der das Leben für die Swart-alfar lebenswert macht. Du und du allein, wenn du Siegfried in die Hände Odins und Alberichs bringst.
    Und wenn er von selbst draufkommt?, fragte Hagen in Gedanken.
    Keine Sorge, entgegnete die Stimme. Daran wird er nicht denken; denn er kann nicht in dein Herz sehen …
    Hagen frohlockte innerlich. Er konnte seinem neuen Vater zur Seite stehen und würde dabei gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und die Krönung würde die Rache an Siggi sein. Er öffnete den Mund -
    Warte, Hagen! Lass die Verzweiflung in Einauge wachsen, gib ihm noch einen Moment Zeit zu erkennen, dass er sich durch sein Handeln selbst um seine Träume, Wünsche und Hoffnungen zu bringen droht, wurde ihm geraten. Beherrsche dich noch ein wenig; nur noch ein paar Herzschläge lang …
    Hagen sah den Alten an. Unter der ledrigen Haut über der leeren Augenhöhle zuckte es, der Blick seines Auges wurde unstet, und auf seiner Miene begann sich die Erkenntnis abzuzeichnen, dass er offensichtlich wieder einmal selbst seinen Plänen im Wege gestanden hatte, wie so oft in der Vergangenheit. Er hätte die Möglichkeit gehabt, Siggi zu den Swart-alfar zu bringen. Aber in der augenblicklichen Lage, wo die Fronten sich so verhärtet hatten, war das so gut wie aussichtslos.
    »Nun, Graumantel, was ist?«, fragte Alberich, der zu merken schien, dass er Salz in eine offene Wunde streute. »Warum gehst du nicht und holst mir den Helden? Darm können wir in die Tiefen meines Reiches hinabsteigen und den Speer in den Muspelfeuern schmieden.«
    Odin wand sich unter den Worten des Albenkönigs. Hagen war sich bewusst, wie verzweifelt der Gott nach einem Ausweg suchte. Es musste für den Alten die reinste Folter sein. Äonenlang hatte er sich nach einer Möglichkeit gesehnt, das wiederzugewinnen, was verloren war. Nim war es zum Greifen nahe, aber doch so unendlich weit entfernt.
    Warte noch …, echote es in Hagen, der es kaum noch abwarten konnte, seinen Trumpf auszuspielen.
    »Odin, ich warte …«, erinnerte Alberich den Asen daran, dass dieser ihm noch eine Antwort schuldig war.
    »Gib mir ein paar deiner Krieger«, meinte Odin, und die Verzweiflung in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Dann …«
    »Was zahlst du dafür?«, fragte Alberich.
    »Ich …«, begann Odin. »Ich teile die Macht mit dir.«
    »Nein, Einauge«, lächelte der Herr der Swartalfar. »Du weißt zu gut, selbst wenn du deine Macht zurückerlangst, wirst du nicht die Herrschaft über mein Volk erhalten. Und mich gelüstet es nicht nach mehr.«
    »Ich kann dir nichts bieten«, resignierte Odin.
    »Brisingamen für den Speer, das ist ein wohlfeiler Preis. Aber meine Krieger gehorchen nur meinem Befehl«, blieb Alberich hart.
    Noch nicht … , hörte Hagen die tiefe Stimme in sich.
    »Und was wäre, wenn ihn meine Krieger hierher schleiften?«, fuhr Alberich fort. »Er könnte sich weigern, das Werk zu vollbringen. Und würdest du ihm mit dem Tode drohen, wenn er es nicht täte, wer weiß, ob er dann den Quell der Kraft in sich entdeckt …«
    Odin erkannte, dass der Weg, Siggi mit Gewalt anzuschleppen und ihn zwingen zu wollen, ihm zu Diensten zu sein, falsch wäre. Aber eine andere Möglichkeit sah er nicht.
    »Es scheint«, bemerkte Alberich, »ich werde das Geschmeide der Neun Welten auf andere Weise erlangen müssen.«
    Odins Blick traf den König der Swart-alfar. Die nackte Verzweiflung leuchtete darin.
    »Ich werde gehen und mit dem Jungen zurückkommen. Dann wirst du, Herr über Ymirs Gezücht, mir den Dienst erweisen, nach dem ich verlange«, sagte der Ase und beherrschte sich nur mühsam. Neben die Verzweiflung war Zorn getreten, die Wut auf sich selbst, Alberichs Spott und wohl auch auf die Vergangenheit, die aus ihm, einem der Mächtigen, einen hilflosen alten Mann gemacht hat, dem nichts geblieben war, als dem Vergehen der Äonen zuzusehen.
    Jetzt, hörte Siggi die Stimme wieder. Sag, was du zu sagen hast.
    »Mir vertraut er«, sprudelte es aus Hagen hervor. »Ihr könnt ihn durch mich gewinnen.«
    Alberich wirkte nicht im Geringsten überrascht, aber Odin stand wie vom Donner gerührt, sah Hagen an und erkannte, dass er Recht hatte. Die Verzweiflung wich aus seinem Blick, und neue Hoffnung wuchs.
    »Das Schicksal ist mir gnädig«, seufzte er. »Nim wird alles gut.«



7
In den Verliesen der Erde
    Siggi und Gunhild hetzten durch die Gänge. So schnell es ging, lief Laurion vor

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