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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Rippen sprengen.
    Laurion hingegen schien das Rennen überhaupt keine Kraft zu kosten. Vier, sieben, zehn Meter wurden in wenigen Schritten überbrückt. Siggi und Gunhild folgten, so schnell sie konnten, im Vertrauen darauf, dass Yngwe ihnen auf den Fersen blieb.
    Dann hatte die Felskugel den Draht erreicht, und mit einem ohrenbetäubenden Donnern brach direkt hinter Gunhild der Boden, donnerte in die Tiefe, als hätte man darunter die Stützpfeiler weggeschlagen. Yngwe rettete sich mit einem Satz auf festen Grund. Wo sie noch vor einem Lidschlag gelaufen waren, befand sich nun auf zwei Meter Breite ein gähnendes Loch, doch damit nicht genug, wie Siggi mit Entsetzen erkannte, als er einen raschen Blick zurückwarf.
    Aus den Wänden waren spitze Felsnadeln hervorgeschossen, die das Laufen an den Rändern unmöglich gemacht hätten. Hätte Laurion die Natur der Falle nicht so schnell erkannt, hätte Yngwe sie nicht so angetrieben, sie wären tot gewesen. Wieder einmal hatten die Lichtalben ihnen das Leben gerettet. Zum wie vielten Mal eigentlich?
    Das Krachen, als die Kugel die Felsnadeln zermalmte, riss Siggi wieder in die Gegenwart zurück. Die seitlichen Gesimse, die stehen geblieben waren, wirkten wie Schienen, so dass die Geschwindigkeit der Felskugel kaum abnahm. Durch den Spurt hatten die Fliehenden ein paar Meter Vorsprung gewonnen, aber nun verlangsamte Laurion wieder das Tempo, denn er musste versuchen, weitere Fallen auszumachen.
    Siggi lief der Schweiß von der Stirn. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er ihn weg, bevor ihm die salzige Brühe in die Augen laufen und ihn blenden konnte – und das womöglich für den Rest seines Lebens. Denn konnte Siggi auch nur einen Moment nichts sehen, mochte er im nächsten Augenblick tot sein, weil er entweder eines von Laurions Ausweichmanövern nicht mitbekam und so in eine Falle lief oder aber stolperte und Sekunden darauf zermalmt wurde.
    Ein kurzer Blick über die Schulter bestätigte ihm, dass der Fels wieder aufholte. Unaufhörlich kam die massive Kugel näher …
    Laurion lief unbeirrt voran, versuchte weiter, das Unmögliche möglich zu machen. Mit fast schon wahnwitzigem Tempo wechselte er immer wieder die Richtung. Doch hatte das alles überhaupt einen Sinn? Entkamen sie den Tücken auf ihrem Weg, so war der Krach hinter ihnen Mahnung genug, das es nicht reichen würde.
    »Nach rechts!«, schrie Laurion völlig unerwartet voll wilder Hoffnung.
    Siggi konnte es nicht fassen. Dort vor ihnen war eine Gabelung. Noch fünf Schritte, so viel, wie der Fels hinter ihnen war.
    »Links!«, gellte plötzlich Yngwes Stimme hinter ihnen, als Laurion schon zu einem Haken zur anderen Seite des Ganges ansetzte.
    Ohne nachzudenken, folgten die Geschwister dem Befehl. Siggi konnte aus den Augenwinkeln den Felsen wie eine riesige Welle herandonnern sehen. Groß wie ein Haus, wuchtig wie ein Panzer. Fast versagten ihm die Beine bei dem Anblick.
    Laurion warf sich in der Luft herum, hechtete zu Siggi und Gunhild in den Gang und schleuderte sie beiseite. Und hinter ihnen donnerte wie ein Ungeheuer der Felsen vorbei, keine Zehntelsekunde später, als Yngwe sich ebenfalls in Sicherheit gebracht hatte.
    Keuchend lagen Siggi und Gunhild am Boden, versuchten, wieder zu Atem zu kommen, und konnten ihr Glück nicht fassen.
    Die Lios-alfar waren schon wieder auf den Beinen und starrten der Steinkugel nach, deren ohrenbetäubendes Donnern und Malmen immer noch in ihren Ohren widerhallte. Der Felsen verschwand hinter der nächsten Biegung, und dann gab es ein Krachen; der Stein musste an eine Wand gehämmert sein. Da war eine Sackgasse, das Ende der Rollbahn. Hätte Yngwe nicht im letzten Augenblick die Laufrichtung des Felsens erkannt und Laurion nicht so gedankenschnell gehandelt, wären sie alle vier als blutige Masse zwischen einem riesigen Steinblock und einer Felswand geendet.
    Siggi glaubte die Erschütterung noch zu spüren, konnte das aber nicht beschwören; es mochte auch einfach nur das erlöste Zittern seines Körpers gewesen sein.
    »Wir machen eine kurze Rast«, sagte Laurion nur.
    Er machte Siggi keine Vorwürfe, aber die machte sich der Junge auch schon selbst. Siggi wusste nur zu genau, das er es gewesen war, der den Mechanismus ausgelöst hatte.
    »Ich bin schuld«, sagte er schließlich laut. »Ich hab’ …«
    »Das hätte jedem passieren können«, unterbrach ihn Laurion. »Schon sehr viel erfahrenere Krieger haben diese oder jene Falle ausgelöst, und sind darin

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