Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
ab.
»Bitte komm doch mit«, bat Philippa. »Von einem fliegenden Teppich aus kannst du die ganze Welt sehen.«
»Die Welt zu sehen, bringt mir nichts«, sagte Jimmy achselzuckend. »Nicht ohne meinen Freund. Außerdem, warum sollte ich die Welt sehen wollen, wenn ich noch nicht einmal ganz Australien gesehen habe?«
Philippa saß lange Zeit schweigend hinten auf dem Teppich, während sie den Kontinent überquerten und in nordwestlicher Richtung nach Asien zurückflogen. Australien war einer der außergewöhnlichsten Orte, die sie je gesehen hatte, fand sie. Mit seinen endlosen roten Wüsten und den ausgetrockneten Bewässerungskanälen sah es aus wie die Oberfläche des Mars. Und seit Charlies Tod kam es ihr fast ebenso fremd vor.
Als sie die Küste erreichten und das Festland hinter sich ließen, ging ihr durch den Kopf, Jimmy könnte zweifellos recht gehabt haben damit, dass es von Australien wirklich viel zu sehen gab. Allerdings hatte es nicht den Anschein, als ob es tatsächlich von vielen gesehen wurde. Noch nie war Philippa eine Region derart unbewohnt vorgekommen. Es gab einfach nur Hunderte und Tausende Quadratkilometer menschenleeres Land, ohne Straßen, ohne Städte, ohne Menschen.
Natürlich gab es Menschen, doch sie lebten hauptsächlich im Südosten, an der Küste. Menschen, für die Charlie fast freudig sein Leben gelassen hatte. Und dieses selbstlose Opfer berührte Philippa auf eine Weise, wie sie noch nie etwas berührt hatte.
Sie fühlte sich von Charlies Beispiel inspiriert.
Fallout
John, dem der Kummer seiner Schwester sehr zu schaffen machte, ließ Philippa während der ersten Stunden ihres Flugs nach Südostasien in Ruhe.
Doch der Anblick der vielen rauchenden Vulkane auf Sumatra und auch im restlichen Indonesien, wo der Himmel aussah wie nach einem Atomkrieg, veranlasste ihn, nach hinten zu gehen, sich neben seine Schwester zu setzen und ihr den Arm um die Schulter zu legen.
»Sieht ziemlich übel aus«, sagte er.
»Hmmm.« Sie strich Moby über den Kopf. »Ja, sehr übel.«
»Professor Stürlüson meint, wenn es uns gelingt, die Sache rechtzeitig aufzuhalten, könnten die vulkanischen Aktivitäten auch etwas Gutes bewirken. Weil sie die Böden fruchtbar machen. Wie am Vesuv. Vulkanasche enthält alle möglichen Nährstoffe für den Boden. Er meint, es gibt Gegenden auf der Welt, in denen kaum etwas wächst, und die könnten von den vermehrten vulkanischen Aktivitäten profitieren.«
»Immer vorausgesetzt, es kommt noch genug Sonnenlicht durch, damit überhaupt etwas wachsen kann«, sagte Philippa.
John warf einen Blick über die Schulter. »Ich glaube, mit Maske hat er mir besser gefallen«, sagte er.
»Mir auch. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass er aussieht wie ein Mädchen, das ich aus der Schule kenne.«
»Ist das so?«
Philippa nannte einen Namen.
»Oh Mann«, sagte John. »Du hast recht.«
»Vielleicht sollten wir mit Nimrod sprechen«, sagte Philippa. »Und fragen, ob wir ihm zu einem neuen Gesicht verhelfen können.«
»Nimrod meint, es wäre höflicher, zu warten, bis wir gefragt werden«, sagte John. »Aber ehrlich gesagt, habe ich ihm schon geholfen. Er hat es nur einmal kurz erwähnt, und ich dachte mir, Nimrod würde nichts dagegen haben.«
»Was denn?«
»Kannst du es dir nicht denken?«
Philippa überlegte kurz und nickte dann. »Ja, das gefällt mir. Eine gute Idee. Ich hätte das Gleiche getan. Hauptsache, sein Gesicht erinnert uns nicht ständig an … «
»Daisy Bohemio.«
Wieder nickte Philippa.
John grinste. »Worüber hast du nachgedacht«, fragte er, »bevor ich mich neben dich gesetzt habe?«
»Als ob du das nicht wüsstest«, sagte Philippa.
»Das kann schon sein«, sagte er. »Aber mir ist es trotzdem lieber, wenn du es sagst. Ich kann mich nicht so gut in deine Gedanken einblenden wie du in meine.«
»Das ist Telepathie«, sagte Philippa. »Warum sagst du es nicht einfach?«
»Weil es mir Angst macht.« Er zuckte die Achseln. »Außerdem spüre ich es mehr, als dass ich es weiß, falls du verstehst, was ich meine.«
»Das geht mir nicht anders«, sagte Philippa. »Du glaubst, ich kann es besser, Bruderherz, aber das stimmt nicht. Ich habe nureinen direkteren Draht zu meinen Gefühlen als du. Wahrscheinlich, weil ich ein Mädchen bin.«
»Ich dachte, es liegt daran, dass du klüger bist.«
»Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Du bist nur auf eine andere Art klug, sonst nichts. Aber wenn du mich schon fragst:
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