Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
dass Charlie in seinem Trancezustand bis ganz an den Rand des Teppichs gerollt war und jeden Moment abzustürzen drohte. Fast schien es, als ringe er mit sich selbst.
Jimmy schrie: »Charlie! Pass auf, Kumpel!«
Wieder bewegte sich Charlies Körper. Es war, als rolle ihn eine unsichtbare Hand wie einen Baumstamm vor sich her. EinenMoment lang schien er auf halbem Weg zwischen Himmel und Erde innezuhalten, dann verschwand er über den Rand des Teppichs.
»Teufel auch!«, rief Groanin. »Er ist runtergefallen!«
Nimrod verlor keine Zeit. Er wendete den fliegenden Teppich, so schnell er konnte, und sauste in die Tiefe, um Charlie aufzufangen, bevor er unten ankam. Von größerer Höhe aus wäre ihm dies womöglich auch gelungen. Doch da sie sich keine zwanzig Meter hoch in der Luft befanden, blieb ihm nicht genug Zeit, um dem Mann den Weg abzuschneiden. Sie waren immer noch sechs Meter vom schlammigen Boden entfernt, als Charlie bereits unten lag.
Der Aborigine war mit Kopf und Nacken aufgeschlagen, und für die anderen gab es keinen Zweifel, dass das eine üble Landung gewesen war. Eine ganz üble Landung. Das Gewicht seines Körpers hatte ihm sämtliche Halswirbel gebrochen.
Die Kamele schien das nicht weiter zu beeindrucken, jedenfalls nicht gleich. Jetzt, wo sie sich die Bäuche mit Wasser gefüllt hatten, waren sie viel ruhiger und beäugten den zerschmetterten Körper eines Aborigines und die anschließende Landung eines fliegenden Teppichs mit völliger Gleichgültigkeit. Doch nach und nach entfernten sie sich, wie es Kamele in Gegenwart tödlicher Verletzungen häufig tun, als fürchteten sie instinktiv, der Tod könne ansteckend sein.
Sobald sie gelandet waren, eilten Nimrod und Jimmy, dicht gefolgt von Axel, John und dem Professor, zu ihrem regungslos daliegenden australischen Freund und drehten ihn behutsam auf den Rücken. In der Zwischenzeit riss sich Groanin, der als Letzter eintraf, die Jacke vom Leib und stopfte sie Charlie unter den Kopf, damit er es ein wenig bequemer hatte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Jimmy verzweifelt und wischte seinem besten Freund einen Tropfen Blut vom Mund.
Charlie schlug die braunen Augen auf und bewegte sekundenlang stumm die Lippen, ehe ein Laut zu hören war, und als er schließlich mit einem weiteren Schwall Blut zu sprechen begann, gehörte die Stimme nicht ihm, sondern Philippa.
»Wo bin ich?«, fragte sie. »Was ist passiert? John? Onkel Nimrod? Groanin? Wo ist Charlie? Er war gerade noch da. Wo ist er? Lasst mich aufstehen und nach ihm suchen. Nein, wartet. Was ist los mit mir? John. Hilf mir, John. Ich spüre meine Beine nicht.«
John zuckte zusammen, als sich durch das telepathische Band, das ihn mit seiner Zwillingsschwester verknüpfte, das gleiche Gefühl auch in seinem Körper ausbreitete. Es war verblüffend, aber er spürte genau, wie sich die Kraft aus seinen Beinen zurückzog, und dieses Gefühl war so stark, dass er sich hinsetzen musste.
»Ehrlich gesagt«, sprach Philippa weiter, »spüre ich überhaupt nicht viel. Nur meine rechte Hand, glaube ich. Mein Kopf tut schrecklich weh, und ich fühle mich gar nicht gut.«
Charlies Augen rollten in den Höhlen hin und her, sodass Philippa, deren Geist sich in seinem Körper befand, für einen Moment ihren eigenen regungslosen Körper erspähte, der nur ein kleines Stück entfernt auf dem Teppich lag. Unsichtbar glitt sie aus Charlie heraus, schwebte eilig hinüber und fuhr in ihren Körper ein, ehe es zu spät war.
Fast augenblicklich ging es ihr besser. Der Schmerz, den sie in Charlies Körper empfunden hatte, vor allem im Kopf und im Nacken, war verschwunden. Ihre Glieder ließen sich normal bewegen. Alles war wieder normal. Doch unter den kräftigenNachgeschmack der Blutpflaumenblätter in ihrem Mund mischte sich der wesentlich bitterere Geschmack der Angst um Charlies Leben. Philippa wurde fast übel vor Sorge.
»Charlie!«, sagte Jimmy. »Sag etwas, Charlie. Sprich mit mir, Kumpel. Ist alles in Ordnung?«
Charlie grinste matt. »Ich fühl mich ein bisschen verbogen, Kumpel«, flüsterte er. »Aber mit dem Mädchen ist wohl alles in Ordnung.«
Philippa eilte an die Seite des schwer verwundeten Aborigines, kniete sich neben ihn und nahm seine Hand. Inzwischen war ihr völlig klar, was sich abgespielt hatte. Dass Charlie seinen eigenen Körper benutzt hatte, um ihr zu helfen, aus dem Geisterlabyrinth zu entkommen, und dass er dafür sein eigenes Leben geopfert hatte.
»Es war Yowee, der
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