Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
Vom Netzwerk:
Knochengeist, der hinter dir stand«, sagte Charlie. »Mit einem riesigen Kopf und glutroten Augen. Wenn er kommt, hat das nur eins zu bedeuten: Tod. Ich glaube, es war gut, dass ich zur rechten Zeit aufgetaucht bin.«
    »Ja, das war es«, sagte Philippa.
    Charlie zuckte zusammen vor Schmerzen, als Philippa besorgt seine Hand drückte.
    »Nicht so fest, Liebes«, keuchte er. »Gleich kannst du drücken, wie du willst, aber im Moment lass es lieber sein. Sei so lieb.«
    Philippa lächelte, obwohl ihr die Tränen aus den Augen stürzten.
    »Oje«, flüsterte Charlie. »Regnet es schon wieder?«
    Philippa sah ihren Onkel an. »Können wir ihm nicht helfen?«, fragte sie.
    Nimrod schüttelte ernst den Kopf.
    »Ich glaube, den vielen Regen hatten wir nötig.« Charlieschluckte, doch es fiel ihm sehr schwer. »Ich liebe dieses Land, wenn es geregnet hat. Wartet nur ab. In ein paar Stunden blühen überall in der Wüste Blumen. Ich wünschte nur, ich könnte da sein und es sehen.«
    »Warum hast du das getan?«, schluchzte Philippa. »Warum, Charlie? Warum?«
    »Wenn dein Onkel Nimrod recht hat,
Queanbeyan
, dann braucht die Erde euch alle drei, um über diese Katastrophe Herr zu werden. Wenn das keinen Kopfsprung wert war, dann weiß ich es auch nicht.«
    Jimmy legte seine große Hand auf Charlies Stirn. »Grüß meine Mum von mir, ja, Kumpel?«
    »Kein Problem«, wisperte Charlie.
    Seine Lippen bewegten sich noch einen Moment tonlos.
    Dann starb er.
    Der Professor legte kurz das Ohr auf Charlies fassförmigen Brustkorb und hockte sich dann wieder neben ihn. Sein merkwürdiges mädchenhaftes Gesicht blieb unbewegt – ja, es war fast wie eine Maske, so wenige Gefühle spiegelten sich darin   –, doch seine zitternden Hände und die bebende Stimme verrieten allen, dass auch er erschüttert war.
    »Ich fürchte, er ist von uns gegangen«, sagte der Professor. »Der arme Charlie ist tot.«
    Niedergeschmettert warf sich Philippa auf den Leichnam des Aborigines und weinte bitterlich.
    Jimmy stand auf und ging fort. John und Nimrod warteten ein paar Minuten und folgten ihm dann.
    »Er war der beste Freund, den ich je hatte«, sagte Jimmy.
    »Ich weiß nicht viel über die Beerdigungsrituale der Aborigines«, sagte Nimrod und legte Jimmy die Hand auf die Schulter.»Aber ich würde gern dabei helfen. Ich bin sicher, das würden wir alle gern, wenn Sie es uns gestatten.«
    »Ja, bitte«, fügte John hinzu. »Das ist das Mindeste, was wir für einen Mann wie Charlie tun können.«
    Jimmy nickte. »Danke,
Pittong
Nimrod. Danke,
Poolya
John.« Er wischte sich die Tränen aus den Augen. »Einen
Toorooga
«, sagte er, halb erstickt vor Kummer, »einen von Termiten ausgehöhlten Baumstamm. Darin lassen wir unsere Toten normalerweise zurück. Jedenfalls hier draußen.«
    Nimrod nickte. »Ich denke, einen hohlen Baumstamm kann ich auftreiben.«
    »Aber verzieren werde ich ihn selbst«, sagte Jimmy. »Wenn ihr nichts dagegen habt.« Er schluckte schwer und zerzauste John dann die Haare. »Die Verzierungen, die du dem Didgeridoo verpasst hast, waren ein bisschen windschief, Kumpel.« Er grinste den Dschinnjungen an. »Einige davon stehen auf dem Kopf.«
    »Tut mir leid«, sagte John.
    »Ach was, das muss es nicht. Ich denke mir, dass alles so gekommen ist, wie es kommen sollte. Es hat keinen Zweck, dagegen anzurennen. Warum wären wir sonst hier?«
    Als sie Charlies Leichnam wenig später behutsam in einen Baumstamm gebettet hatten, schaffte es Groanin – nach ein paar kurzen Anweisungen von Jimmy   –, das
Yidaki
zu spielen, damit der Aborigine singen und tanzen konnte, um dafür zu sorgen, dass der Geist seines Freundes die Gegend verlassen und an seinen Geburtsort zurückkehren durfte, wo er möglicherweise wiedergeboren werden würde.
    Philippa war sicher, dass sie den Klang des
Goohnai-Wurrai,
des Klageliedes, niemals vergessen würde, das Jimmy sang, während er eine langsame, aber sehr anmutige Korrobori-Schrittfolgeum den hohlen Baumstumpf tanzte, der jetzt seinen besten Freund Charlie barg. Noch lange, nachdem sie wieder auf den Teppich gestiegen und in die Mongolei aufgebrochen waren, hallte das Lied in ihrem Kopf und in ihrem Herzen nach. Wann immer sie an Jimmys Klagelied und an Charlie dachte, dachte sie an einen guten und tapferen Menschen, der für sie und für etwas, an das er glaubte, sein Leben geopfert hatte. Es war ein Gedanke, der sie mit Demut erfüllte.
    Sie baten Jimmy, mit ihnen zu kommen, doch er lehnte

Weitere Kostenlose Bücher