Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Wand aus Knochen eingelassenen Thron saß. Der Soldat trug eine bessere Rüstung als die anderen, die ihn im Tod umgaben, aber trotz allem war er genauso mausetot wie sie. Er war kaum größer als das lange Schwert, das auf seinen Oberschenkeln lag.
»Glaubst du wirklich, dass er das ist, kleiner Bruder?«, fragte Axel.
Philippa leuchtete mit der Taschenlampe auf den Boden, wo sich unter den Füßen des toten Mannes die Zeichnung einer Landkarte von Asien und Zentraleuropa erstreckte, von Peking bis zur Donau.
»Das sieht nach seinen eroberten Gebieten aus«, sagte sie. »Also, wer sollte es sonst sein?«
John bückte sich, um ein glänzendes Stück Papierfolie aufzuheben, das er betrachtete und dann in die Tasche steckte.
Einige Schritte entfernt fanden sie das, was einmal die Schatzkammer des großen Khan gewesen war: Sie erkannten es an den Wandmalereien, auf denen Aufseher und Sklaven Kisten mitMünzen und Juwelen füllten, Seidenstoffen, Parfümen und – höchst aussagekräftig – einer goldenen Schatulle mit dem Bild eines explodierenden Vulkans auf der Vorderseite.
»Die Hotaniya-Kristalle«, sagte der Professor. »Sie müssen in dieser goldenen Schatulle gewesen sein.«
Doch von ihr und den anderen Schätzen der Grabkammer Dschingis Khans fehlte jede Spur, da sämtliche Kisten entweder verschwunden oder leer waren.
»Sieht aus, als hätten die Grabräuber alles, was irgendwie wertvoll war, geklaut«, meinte Philippa.
»Das machen Grabräuber so, kleine Schwester«, sagte Axel.
»Ich frage mich, warum sie das Schwert auf seinem Schoß nicht mitgenommen haben«, sagte John.
Der Professor besah sich den Griff des Schwerts ein wenig genauer. »Aus dem einfachen Grund, weil einem der gesamte Knochenberg auf den Kopf fallen würde, wenn man es wegzöge. Es ist äußerst klug angebracht. Seht mal.«
John beugte sich vor, um das Schwert genauer zu betrachten. »Ja, Sie haben recht.« Er zuckte die Achseln. »Genial.«
»Ein rostiges altes Schwert zu beschützen?« Philippa runzelte die Stirn. »Wohl eher nicht. Es wäre genialer gewesen, das zu schützen, was in der Schatzkammer war.«
»Du hörst dich fast enttäuscht an«, stellte Axel fest.
»Noch sind wir nicht draußen«, meinte John.
»Also«, sagte Philippa, »es hat sich bestätigt, was wir immer vermutet haben: dass die Hotaniya-Kristalle zu den Dingen gehört haben, die hier waren, aber jetzt nicht mehr hier sind. Außerdem hat sich bestätigt, dass jemand dieses Grab ausgeraubt hat. Und dass dieser Jemand aus dem Zeitalter von Lkw-Planen stammen muss.«
»Und von Schokolade.« John hielt die Papierfolie hoch. »Das hier stammt von einem Riegel Schokolade. Ich habe es gerade in der Schatzkammer gefunden.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob uns das mehr verrät als das, was wir schon wussten«, meinte Philippa.
»Außer dass einer der Grabräuber eine Naschkatze ist«, sagte John. »Das verrät es auf jeden Fall.«
»Und jemand, der gern teure Schokolade isst«, sagte Axel, der das Papier genauer inspizierte. »Das verrät es uns auch.«
»Trotzdem haben wir immer noch nicht viel herausgefunden«, wandte Philippa ein. »Nach all der Mühe.«
»Wir sind aber noch nicht fertig«, meinte Axel und sah sich im Mausoleum nach weiteren Hinweisen um. »Das findet ihr sicher auch.«
Doch nach einer weiteren halben Stunde hatten sie immer noch nichts gefunden, das ihnen Aufschlüsse über die Identität der Grabräuber hätte geben können.
Trotzdem machten sie noch eine letzte Entdeckung im Mausoleum, und es war der Professor, der darauf stieß, als er die Wände der Gruft entlangschritt.
»Nur das Dach und das Leiternsystem sind von Menschenhand geschaffen«, sagte er. »Die Wände und der Untergrund sind natürlichen Ursprungs.«
»Natürlichen Ursprungs?« Axel lachte. »Wie paradox.«
»Heißt das, was ich glaube, dass es heißt?«, fragte Philippa schaudernd.
»Ja«, sagte der Professor. »Wir haben die ganze Zeit über angenommen, dass wir uns in einer von Menschen geschaffenen Höhle befinden, dabei stimmt es gar nicht. Phantastisch. Und wie du gesagt hast, Axel, es ist irgendwie paradox.«
»Kann mir vielleicht jemand verraten, was das hier ist?«, fragte John.
»Gewiss«, sagte der Professor. »Anscheinend befinden wir uns im Innern eines Vulkans.« Er lachte. »Wie herrlich. Wir sind in einem Vulkan. Und in Anbetracht der Größe dieses Plateaus ist es womöglich der größte Vulkan der ganzen Mongolei.«
Der
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