Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
Vom Netzwerk:
in der Wüste Wasser zu finden, weil sie etwas riechen können, das Geosmin heißt und von Bakterien in frischer Erde produziert wird. Aber noch besser sind sie, wenn es darum geht, sich an ihren eigenen Nachwuchs zu erinnern und seine Witterung aufzunehmen.«
    »Mir gefällt die Richtung nicht, in die sich diese Geschichte entwickelt«, sagte Philippa.
    »Dann wappne dich, Philippa«, sagte Nimrod. »Die Mongolen nahmen eine Kamelstute und das frisch geborene Fohlen, das sie säugte, und begruben das Fohlen zusammen mit Dschingis Khans Leichnam in dessen Mausoleum.
Lebendig
. Sie wussten, dass sich die Mutter zeitlebens an diese Stelle erinnern würde. Und dass sie das Muttertier in den kommenden Jahren einfach nur freilassen und ihm folgen mussten, damit es sie dorthin führte, wo das Kalb – so kann man ein junges Kamel auch nennen – begraben war.«
    »Nein!«
    Philippa stieß einen Klagelaut aus, der in der Dunkelheit große Ähnlichkeit hatte mit dem, was ein lebendig begrabenes Kamelfohlen von sich geben würde, was alle zusammenfahren ließ, selbst Nimrod.
    »Das ist ja furchtbar!«, rief sie. »Wie konnten sie nur so etwas tun? Wie können Menschen nur so grausam sein?«
    John brach in schallendes Gelächter aus.
    »Typisch Mädchen«, sagte er. »Wenn sie hört, dass man zwanzigtausend Menschen niedergemetzelt hat, bloß damit sie den Mund halten und Dschingis Khans Grab nicht verraten, sagt sie keinen Ton. Aber wenn ein kleines Tier getötet wird, löst sie sich in Tränen auf.«
    »Das ist wirklich die traurigste Geschichte, die ich je gehört habe«, beteuerte Philippa und ignorierte ihren Zwillingsbruder, wie so oft.
    »Das kann schon sein«, gab der Professor zu. »Aber all das ist vor achthundert Jahren passiert. Und selbst Sie, Nimrod, können nicht ernsthaft behaupten, dass diese Kamelstute immer noch am Leben ist. Ich habe heute einige bemerkenswerte Dinge erlebt, die mir klargemacht haben, dass an dieser Welt mehr dran ist, als ich jemals für möglich gehalten hätte. Aber ein achthundert Jahre altes Kamel? Nein, gewiss nicht.«
    »Ich bin mit meiner Geschichte noch nicht fertig«, sagte Nimrod. »Die Mongolen waren also überzeugt, ungeheuer schlau vorgegangen zu sein. Jedes Frühjahr, wenn das Andenken von Dschingis Khan gefeiert werden sollte, ließen seine Nachkommen das Muttertier frei, das unweigerlich zu der Stelle zurücklief, wo das Fohlen begraben war. Natürlich behandelte man dieses Kamel sehr gut. Es wurde Kauwida genannt   … «
    »Ein guter Name für ein Kamel«, bemerkte John.
    »Nach einer der Frauen des Khan. Man fütterte es mit dem besten Gras und Getreide und schmückte es mit einem juwelenbesetzten Zaumzeug und einem wunderschönen Sattel, was das Tier in den Augen anderer Leute ungeheuer wertvoll machte. Zu wertvoll, wie sich herausstellte, denn eines Tages wurde es gestohlen.«
    »Geschieht ihnen recht«, sagte Philippa.
    »Die Mongolen waren außer sich vor Wut und Verdruss«, fuhr Nimrod fort. »Wie sollten sie das versteckte Grab ohne das Muttertier jemals wiederfinden? Sie suchten überall nach dem Kamel. Und der Verdacht fiel auf einen berühmt-berüchtigten Kameldieb namenes Hotak, aus der afghanischen Stadt Parwan, nördlich von Kabul, die heute als Charikar bekannt ist. Doch Hotak entging der Gefangennahme und floh mit seinen Kamelen nach Kandahar.
    In der Zwischenzeit wurde ein ganz besonderer mongolischer Clan gegründet, die Darkhat, dem die Aufgabe zufiel, das Grab zu finden und zu verhindern, dass jemand anders es fand. Der Clan besteht noch heute, auch wenn unklar ist, ob die Darkhat selbst die Gruft jemals gefunden haben.«
    »Jetzt komme ich langsam durcheinander«, sagte der Professor. »Was hat all das mit Sidi Mubarak Bombay und John Hanning Speke zu tun?«
    »Eine gute Frage«, sagte Nimrod. »Auch wenn die beiden es nicht geschafft haben, das Grab von Dschingis Khan zu finden, entdeckten sie, laut Bombays Buch, mit Sicherheit einen wunderschön gefertigten Kamelsattel samt Zaumzeug, vermutlich mongolischen Ursprungs, der einem Kamelhändler namens Ali Bilharzia in Kandahar gehörte. Und sie waren überzeugt, dass Sattelund Zaumzeug mehr als fünfhundert Jahre alt waren und einmal Kauwida geschmückt hatten, jenes Kamel, das im verzweifelten Besitz des Wissens war, wie man zur Gruft von Dschingis Khan gelangt.«
    »Ich glaube, ich verstehe langsam, worauf du mit der Geschichte hinauswillst«, sagte Philippa.
    »Da bin ich aber froh«, sagte Axel.

Weitere Kostenlose Bücher