Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
»Ich tappe nämlich immer noch im Dunkeln.« Er sah blinzelnd in den schwarzen Nachthimmel auf, der sie umgab, um irgendetwas zu entdecken, was ihn in Bezug auf ihre Mission erleuchten würde, doch für ihn blieb – in wörtlichem wie in übertragenem Sinne – alles im Dunkeln.
»Ich auch«, sagte der Professor. »Bombay und Speke machten diese Entdeckung vor fast hundertfünfzig Jahren. Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass sich die Dinge in Afghanistan seitdem erheblich verändert haben. Vier Kriege hinterlassen ihre Spuren.«
»Vier?« John klang überrascht.
»Die beiden Anglo-Afghanischen Kriege im neunzehnten Jahrhundert«, sagte der Professor, »nach denen hundert Jahre Frieden herrschte. Dann die russische Invasion, 1979, die einem zehnjährigen Krieg vorausging, und zuletzt die Amerikaner, die im Rahmen der Operation Enduring Freedom dort kämpfen.«
»Trotzdem ändern sich in Afghanistan manche Dinge nie«, sagte Nimrod. »Das ist etwas, was die Menschen einfach nicht begreifen wollen. Es ist ein Fehler, dieses Land verändern zu wollen, und heute ebenso falsch, wie es das 1839, zu Beginn des ersten Anglo-Afghanischen Krieges, war.«
»Ich nehme an, Sie waren schon mal in Afghanistan«, sagte Axel.
»Oh ja. Zu meiner Studienzeit war es ein sehr beliebtes Reiseziel.«
»Damit ich das richtig verstehe«, sagte der Professor, »Sie schlagen vor, dass wir nach Afghanistan reisen, um nach einem Kamel zu suchen, das seit fast achthundert Jahren tot ist. Ist das richtig?«
»Es wird sich alles weisen«, sagte Nimrod. »Zur rechten Zeit.«
»Schick einen Wunsch zu den Sternen«
Als die
Shebelle
am nächsten Tag in aller Frühe den Hafen von Civitavecchia verließ, folgte ihr ein U-Boot der italienischen Marine, die
Rodolfo Graziani
. Die NATO hielt das Schiff schon seit einiger Zeit unter Beobachtung, weil man hoffte, die Piraten zu ihrem Geheimversteck in Somalia verfolgen und ein für alle Mal ausschalten zu können.
Aus diesem Grund folgte das U-Boot der
Shebelle
bis zum Suezkanal, wo ein amerikanischer K H-Spionagesatellit den Weg des Schiffs bis zum Roten Meer weiterbeobachtete.
Ein K H-Satellit ist nichts anderes als eine riesige fliegende Digitalkamera mit einer Auflösung von bis zu zweieinhalb Zentimetern, das heißt, er kann auf dem Boden Dinge sehen, die nicht größer sind als zweieinhalb Zentimeter. Auf diese Art hatte die CIA bereits Fotoaufnahmen von Kapitän Sharkey und seiner gesamten Mörderbande gemacht, während sie an Deck des Schiffs ein Sonnenbad nahmen. Allerdings staunte man im Hauptquartier der CIA in Langley, Virginia, nicht schlecht, als plötzlich ein neuer Mann über das Deck spazierte, und man vermutete, dass er in Civitavecchia zur Mannschaft dazugestoßen war.
Wann immer er an Deck erschien – was immer zur gleichen Zeit am Morgen und am Nachmittag der Fall war –, hatte er einen eigenen bewaffneten Leibwächter dabei.
Allerdings sah er den anderen Piraten ganz und gar nicht ähnlich, denn er war ziemlich dick und rosa. Er trug ein weißes Hemd und einen schwarzen Schlips, eine Weste, eine Hose mit Nadelstreifen und außerdem einen Bowlerhut. Kurz gesagt, sah er aus wie ein ägyptischer Bankmanager.
Auf diesen neuen Mann passte haargenau die Beschreibung einer Person, die von Polizei- und Sicherheitskräften auf der ganzen Welt seit Langem gesucht wurde. Ein hochrangiges Treffen von Intelligence-Analysten und Agenten der CIA wurde anberaumt, bei dem man zu dem Schluss kam, dass dieser neue, nicht identifizierte Mann just jener ägyptische »Mr Big« sein könnte, den man für den Drahtzieher der Piraterie im Golf von Aden hielt, der fast schon legendäre Scheich Dabbeljuemmdhi. Das sorgte in Washington für gehörigen Wirbel, und es wurden Pläne geschmiedet, den Mann zu entführen, sobald die
Shebelle
die Straße von Hormus erreichte, die ins Arabische Meer führte.
Hier übernahm ein unbemanntes Luftfahrzeug die Aufgabe, das Schiff aus der Ferne zu beobachten. Wichtig war, die Piraten weiter unter Beobachtung zu halten, ohne dass sie davon wussten.
Das war nicht sehr schwer, denn der Lärm der alten Schiffsmotoren war mehr als ausreichend, um das Dröhnen des kleinen Motors der Überwachungsdrohne zu überlagern. Außerdem blieb das UAV in einer Höhe, in der es für das menschliche Auge so gut wie unsichtbar war.
Zudem waren die meisten Piraten zu sehr damit beschäftigt, fernzusehen oder Mr Groanin zu bewachen, um darauf zu achten, was sich
Weitere Kostenlose Bücher