Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
fünfeinhalbtausend Meter über ihnen abspielte.
Nachdem er Kapitän Sharkey sein Wort als Gentleman gegeben hatte, sich anständig zu verhalten und keinen Fluchtversuchzu unternehmen, hatte man Groanin erlaubt, sich frei an Deck zu bewegen; das erschien ihm besser, als im Laderaum eingeschlossen zu sein. Trotzdem folgten ihm auf Schritt und Tritt die Luchsaugen eines mit einer AK-47 bewaffneten Piraten.
Wenn er sich nicht an Deck Bewegung verschaffte, war Groanin in der Kombüse beschäftigt. Im Unterschied zu Decebal und seiner rumänischen Bande wussten die Piraten Groanins Hausmannskost durchaus zu schätzen, die, das musste gesagt werden, in diesem Teil der Welt ohnegleichen war.
Natürlich reichte das nicht, um Groanin mit seiner Situation zu versöhnen. Und er verbrachte einen Gutteil seiner Zeit an Deck damit, sich vorzuwerfen, dass er nicht zu schätzen gewusst hatte, wie gut es ihm als Nimrods Butler ergangen war.
»Was man hat, weiß man immer erst, wenn es fort ist«, sagte Groanin. »Und ich habe mich darüber beklagt, für den alten Nimrod zu arbeiten.« Er wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Erste-Klasse-Reisen, das köstlichste Essen und die exquisitesten Weine der Welt, feinste Bettwäsche, meine eigene Wohnung, ein Rolls-Royce zum Herumkutschieren, alles, was ein Mann sich nur wünschen kann, und mehr.«
Kopfschüttelnd sah er zum Himmel auf und fragte sich, wo Nimrod und die Zwillinge in diesem Moment wohl waren. Gewiss hatten sie Italien inzwischen verlassen. Nimrod gehörte nicht zu den Leuten, die sich durch Trivialitäten wie die Schließung des europäischen Luftraums oder einen Eisenbahnerstreik davon abhalten ließen zu reisen, wohin sie wollten.
»Wahrscheinlich sind sie alle wieder in London«, sagte er sich. »Was gäbe ich dafür, auch wieder in London zu sein.«
Als er zum Himmel aufsah, entdeckte er etwas, was er für eine Art Sternschnuppe hielt, das in Wirklichkeit aber die im Höhenlichtreflektierende Außenhaut der amerikanischen Spionagedrohne war.
»Schick einen Wunsch zu den Sternen«,
murmelte er. »Warum eigentlich nicht?«
Er überlegte einen Augenblick und dachte dann, dass, wenn er es sich nur intensiv und oft genug wünschte – und fest daran glaubte –, Nimrod, John oder Philippa seinen Wunsch vielleicht spüren oder hören könnten und ihn erfüllen würden.
»Ich wünschte, ich wäre wieder in London«, sagte er. »Ich wünschte, ich wäre wieder in London. Ich wünschte, ich wäre wieder in London.«
Der Spion am Himmel
Bei Tagesanbruch segelte der fliegende Teppich irgendwo über Ägypten durch die Lüfte. Die uralte Stadt Kandahar lag zu diesem Zeitpunkt mehr als dreitausend Kilometer weiter östlich.
Auf direktem Weg wäre das ein Achtstundenflug gewesen. Doch aus Sicherheitsgründen entschied sich Nimrod, einige Länder lieber nicht zu überfliegen, darunter Israel, Syrien, Irak und Iran, da man dort etwas gegen nicht identifizierte Flugobjekte im eigenen Luftraum hatte.
»Das ist noch ein Nachteil von fliegenden Teppichen gegenüber Wirbelstürmen«, erklärte Nimrod, als sie die Arabische Halbinsel weiter südlich überquerten, um die kriegerischen Länder zu umgehen. »Da er ein fester Gegenstand und etwa genauso groß ist wie ein mittelgroßes Flugzeug, erscheint der Teppich auf den Radarschirmen. Und es macht keinen Spaß, Ausweichmanöver fliegen zu müssen, weil ein dummer General meint, man habe feindselige Absichten, und er einen Abfangjäger losschickt, der einen abschießen soll.«
»Ich bin froh, dass ich davon bisher keine Ahnung hatte«, sagte der Professor.
»Ich hätte lieber nie davon erfahren«, meinte Axel.
»Können diese Jets denn fliegen, wenn so viel Asche in der Luft ist?«, fragte John. »Das hätte ich nicht gedacht.«
»Ich würde vermuten, dass Militärjets noch fliegen, wenn viele normale Flugzeuge bereits unten bleiben müssen«, sagte Nimrod. »Aber im Ernst, es gibt keinen Grund, sich große Sorgen zu machen. Selbst wenn man einer F-15 oder MiG-17 nicht immer ausweichen kann, sind die Piloten beim Anblick einer Gruppe Leute, die auf einem fliegenden Teppich hockt, normalerweise viel zu verblüfft, um einen abzuschießen. Meistens melden sie ein Ufo, und das war´s.«
»Sehr beruhigend«, meinte Philippa.
»Es sind die Flugabwehrraketen, um die wir uns Gedanken machen müssen«, erklärte Nimrod weiter. »Sie tauchen ohne Vorwarnung aus dem Nichts auf. Also sollten wir von jetzt an lieber Wache halten.
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