Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
geholt hatte. Zwar erfuhr sie eine Menge über die
geheime
geheime Geschichte der Mongolen und das Kamel Kauwida, aber leider nicht das Geringste über das, was sie wirklich interessierte: das, was Nimrod auf dem Vesuv über das Schicksal der Marid gesagt hatte. Nach einer Weile fragte sie ihren Onkel, ob er etwas dagegen hätte, wenn sie sich selbst in die Lampe zurückzog und sich ein oder zwei Bücher zum Schmökern holte. Allerdings erwähnte sie nicht, dass sie vorhatte, mehr über seine eigenen Worte herauszufinden.
»Nein, natürlich habe ich nichts dagegen«, sagte Nimrod. »Ich habe grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn ein Kind eine Bibliothek besuchen möchte. Es tut gut, das zu hören. Die meisten Kinder heutzutage scheinen zu glauben, dass Bücher dazu da sind, Räume auszustatten, und nicht, um gelesen zu werden.«
Philippa nickte geduldig, während ihr Onkel weiter auf sie einredete.
»Ich erinnere mich, dass du schon einmal in der Lampe warst, also weißt du von Liskeard, dem Flaschenkobold. Und was noch viel wichtiger ist, er weiß von dir. Flaschenkobolde können gefährlich sein für Leute, die sie nicht kennen.«
»Ja, ich erinnere mich an ihn.«
»Es gibt die Kreaturen des Beelzebub. Es gibt Spottkobolde und kleine Teufel. Außerdem die Flibbertigibetts, die sich früher an Hinrichtungsstätten herumzutreiben pflegten, und Kobolde, die einmal Kinder waren. Es gibt kleine Dämonen und böse Geister, und es gibt Flaschenkobolde, die von Dschinn eingesetzt werden, um die Lampen und Flaschen zu bewachen, in denen sie hin und wieder wohnen. Flaschenkobolde werden mitunter für giftig gehalten, was streng genommen – und anders als streng darf man mit einem Flaschenkobold nicht umgehen – nicht auf Liskeard Karswell du Crowleigh zutraf. Da er eine unerquickliche Vorliebe für verwesendes Tierfleisch hegte, waren lediglich die Bakterien in seinem Mund überaus gefährlich.«
»Wie könnte ich ihn vergessen?«, sagte Philippa. »Er ist, gelinde gesagt, ziemlich übel dran.«
»Nach Mr Rakshasas´ Tod habe ich Liskeard als Belohnung für seine langen und treuen Dienste drei Wünsche angeboten«, erklärte Nimrod. »Aber er lehnte sie mit der Begründung ab, einen Wunsch zu haben, setze voraus, dass er irgendetwas begehre, was er noch nicht habe, und da sein Leben aus der Bibliothek und nichts als der Bibliothek bestehe, könne er sich einfach nichts anderes vorstellen.«
»Auch ein Standpunkt«, meinte Philippa.
»Du weißt natürlich, dass ich außerstande bin, Liskeards hässliches Äußeres zu verändern«, fuhr Nimrod fort. »Vor vielen Jahren beging er den Fehler, den Synopados, den Seelenspiegel eines bösen Dschinn, stehlen zu wollen. Der Spiegel war mit einer sehr mächtigen Fessel geschützt, die ihn in diesen abstoßenden Flaschenkobold verwandelte, den du bereits gesehen hast. Da eine von einem anderen Dschinn verhängte Fessel nicht rückgängiggemacht werden kann und Liskeard keine Ahnung hat, an wessen Spiegel er sich hat vergreifen wollen, wird er wohl für immer so bleiben, fürchte ich. Vermutlich ist das der Grund, warum er lieber in der Lampe bleibt, wo sein abscheuliches Äußeres niemanden beleidigen kann.«
»Nicht nur sein Äußeres«, sagte Philippa. »Auch sein Mundgeruch. Vor allem sein Mundgeruch.«
»Ja«, sagte Nimrod. »Das stimmt. Ich habe bisher gezögert, das Thema zur Sprache zu bringen. Aber du bist jung, du kannst es dir vielleicht erlauben, ihn auf seinen Mundgeruch hinzuweisen. Er riecht so grauenhaft, dass er Milch in Joghurt verwandeln könnte. Oder Butter in Käse. Ja, warum nicht? Vielleicht bietest du ihm eine Zahnbürste an? Etwas Zahnseide und ein paar Zahnstocher. Und Mundwasser.«
»Ich soll ihm sagen, dass er sich die Zähne putzen soll?«
»Wenn du so nett wärst, Philippa. Aber nur, wenn du es für angebracht hältst. Es ist immer schwierig, jemandem klarzumachen, dass sein Atem riecht wie eine stinkende Socke. Vor allem dann, wenn seine Zähne so scharf sind wie die von Liskeard.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Wenn man seinen Atem ertragen könnte, wäre es so viel angenehmer, die Lampe aufzusuchen«, sagte Nimrod, »und sich mit ihm zu unterhalten.«
»Ich werde schauen, was sich machen lässt. Aber ich kann dir nichts versprechen. Es ist eine Sache, John klarzumachen, dass er Mundgeruch hat, weil er zu faul ist, sich die Zähne zu putzen. Aber bei einem so furchterregenden Monster ist das etwas ganz anderes. Selbst wenn es sich
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