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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
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Nimrod wusste man nie.
    Sie warf einen Blick auf die Buchrücken der fünf Bände auf dem Tisch, die Nimrod durchgesehen hatte, und sah, dass sie allesamt von Zwillingen handelten. Und da alles, was mit dem Thema Zwillinge zusammenhing, Philippas Interesse weckte, nahm sie das erste Buch,
Dualistische Kosmologie und die Macht von Zwillingen
von Professor Benito Malpensa, und stellte fest, dass ihr Onkel die für ihn interessanteste Passage unterstrichen hatte:
     
    Fast alle Gesellschaften besitzen wichtige Mythen über die Macht von Zwillingen. Castor und Pollux, die man auch die Dioskuren nannte, sind vermutlich das berühmteste Zwillingspaar. In der griechischen Mythologie galt Pollux als unsterblich, Castor dagegen nicht, sodass Pollux, als sein Bruder starb, Zeus bat, seine Unsterblichkeit mit dem Bruder teilen zu dürfen, damit sie zusammenbleiben konnten. Zeus war damit einverstanden und verwandelte die beiden in das Sternbild des Zwillings.
    In der keltischen, hebräischen und indischen Mythologie finden sich viele ähnliche Geschichten.
    Doch auch heute noch gibt es zahllose menschliche Gesellschaften, in denen Zwillinge als etwas Besonderes gelten, als »Kinder des Himmels«, die eine magische Macht über die Natur besitzen, insbesondere über Regen und Wetter. Vielfach nahm man an, sie könnten durch eine einzige Bewegung ihrer Hände oder mit ihrem Atem jeden Wind heraufbeschwören, schönes oder schlechtes Wetter machen und seien imstande, es regnen zu lassen, wenn sie sich das Gesicht schwarz anmalten und dann wuschen, was den aus dunklen Wolken herabströmenden Regen symbolisieren mag. Einige nordamerikanische Indianerstämme glaubten, Zwillinge könnten es regnen lassen, indem sie an Fichtenzweigen zogen. Ferner glaubten sie, die Wünsche gewisser Zwillinge würden immer erfüllt. Darum werden Zwillinge
gefürchtet, weil sie dem Manne, den sie hassen, schaden
können. Nach Ansicht des Autors handelt es sich dabei um
reinen Aberglauben, auch wenn der Umfang dieser Macht
unklar ist.
     
    In einem weiteren Buch,
Amphion und Zethus: Zwillinge in der Semiotik
von Gilberto Echo, gab es ebenfalls Unterstreichungen:
     
    Zwillinge, so nimmt man an, können Lachse und Forellen herbeirufen und ihnen ihren Willen aufzwingen. Einige junge Zwillinge haben gar die Macht, sich selbst in Lachse zu verwandeln; deshalb dürfen sie in manchen Geschichten nicht in die Nähe des Wassers gehen, damit sie nicht wieder in Fische zurückverwandelt werden. Aus dem gleichen Grund dürfen manche Zwillinge keinen Lachs fangen und die frischen Fische weder essen noch anrühren. Nicht weniger faszinierend sind jene Geschichten, in denen junge menschliche Zwillinge über die Fähigkeit verfügen, sich in Grizzlybären zu verwandeln. Mitunter werden sie sogar als junge Grizzlys bezeichnet. Nach diesen Geschichten sind Zwillinge ihr Leben lang mit übernatürlichen Kräften begabt.
     
    Das dritte Buch, das sich Philippa ansah, handelte wiederum vom Wesen von Zwillingen:
Kinder sind von der Erde, Zwillinge vom Jupiter
von Prasad Vilma. Und wieder war die folgende Passage mit brauner Tinte kräftig unterstrichen:
     
    In Trockenzeiten, wenn eine Dürre mit der ihr folgenden
Hungersnot droht, und die ganze Natur, die von der seit
Monaten am wolkenlosen Himmel strahlenden Sonne versengt und verbrannt ist, nach den wohltuenden Regenschauern lechzt, können Zwillinge den ersehnten Regen
auf die durstende Erde herabziehen. Gibt es in einem Dorf
oder einer Stadt keine Zwillinge, so müssen sich die Frauen
mit Blättern verhüllen und Wasser auf die Gräber von
Zwillingen schütten. Denn sie meinen, das Grab eines
Zwillings müsse immer feucht sein. Aus diesem Grund
werden Zwillinge stets in der Nähe eines Sees begraben.
Wenn alle ihre Versuche, Regen zu bekommen, sich als fruchtlos erweisen, werden sich die Menschen darauf besinnen, dass irgendein Zwilling an einer trockenen Stelle an einem Bergabhang begraben wurde. »Kein Wunder«, sagt der Zauberer, »dass der Himmel brennt. Nimm ihn auf und gib ihm ein Grab am Ufer des Sees.« Seinen Befehlen wird unmittelbar gehorcht, denn dies soll das einzige Mittel sein, den Regen zu bringen.
     
    Philippa gähnte und reckte sich. Sie verstand natürlich, warum
sie
von Zwillingen so fasziniert war. Doch während sie sich einen Moment im Sessel zurücklehnte, fragte sie sich, woher Nimrods Interesse an Zwillingen rührte, wenn man einmal von der Tatsache absah, dass er der Onkel von Zwillingen war.

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