Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Schaf, das vorher Captain Sargent gewesen war, begann zustimmend zu mähen.
»Kein Wunder, dass sie und Nimrod nicht zusammenleben«, fuhr Groanin fort. »Deshalb lebt sie nämlich in Afghanistan. Weil hier alle verrückt oder auf irgendetwas wütend sind. Sie passt also wunderbar hierher. Hab ich nicht recht, Alexandra?«
Alexandra senkte beschämt den Kopf. »Ja«, sagte sie leise. »Das stimmt.«
»Alexandra, Alexandra«, sagte Nimrod und klang dabei sehr müde. »Warum musst du dich nur immer so aufregen?«
»Weil Leute wie du mich wütend machen.« Sie zeigte auf Groanin. »Und wie er. Ganz zu schweigen von diesem dämlichen Soldaten.« Doch sie schien bereits ruhiger zu werden, so als hätte der Gebrauch ihrer Macht sie zumindest teilweise von ihrer Wut und Gereiztheit befreit, die sich stets verschlimmerten, wenn sie Nimrod wiedersah. »Außerdem ist es nicht meine Schuld, dass ich hellsehen kann. Ich habe nicht darum gebeten. Es ist einfach passiert.«
Nimrod sah die Zwillinge an. »Sie ist kein schlechter Mensch, wirklich nicht. Es ist die Gabe, die das mit ihr macht. Man kann es nur nicht mit ihr aushalten. Habe ich recht, Alexandra?«
»Es ist ein Fluch«, bestätigte diese und schien langsam wieder zur Vernunft zu kommen. »Ich liege jede Nacht wach und höre die Zukunft. Und wenn ich den Menschen am nächsten Tag erzähle, was passieren wird, glauben sie mir nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist eine schreckliche Situation, mit der ich schon sehr lange lebe. Alles zu wissen und doch niemanden veranlassen zu können, danach zu handeln.«
Sie seufzte. »Hört mal, es tut mir leid, dass ich so unverschämt zu euch war. Es war nicht so gemeint. Ich sage oft Dinge, ohne darüber nachzudenken. Ich war so froh, Nimrod wiederzusehen, und gleichzeitig aufgebracht, weil er fortwollte, ohne mit mir gesprochen zu haben, dass ich furchtbar wütend geworden bin und jede Menge Unsinn erzählt habe, der gar nicht stimmt.« Sie strich John zärtlich über das Haar. »Unsinn über dich und Philippa und das schreckliche Schicksal, das euch in den Wolken erwartet,nachdem ihr herausgefunden habt, dass der Preis von Schokolade den von Rubinen übersteigt. Unsinn über den Tod eines Mannes mit einer schwarzen Maske. Über das Schiff im Innern eines Schiffs und einen grauen Tiger. Was kann das bedeuten? Ach ja, und irgendwelchen Unsinn darüber, dass der arme Axel den Lottojackpot der Universität von Island knackt. Und den Schock, den er erleben wird, wenn sich der Wurm umdreht. Was weiß ich.«
»Ich habe nicht im Lotto gewonnen«, sagte Axel,
»Því miður.«
»Seht ihr?«, sagte Alexandra. »Ich habe doch gesagt, dass alles Unsinn ist.« Sie lachte hysterisch und zuckte die Achseln.
»Das spielt im Moment keine Rolle«, sagte Nimrod. »Was ist mit den Soldaten? In Schafgestalt kannst du sie nicht lassen. Das ist wohl kaum angemessen, findest du nicht auch?«
»Ja, du hast recht. Aber ehe ich sie in Menschen zurückverwandle, solltet ihr lieber auf diesem Teppich Platz nehmen und von hier verschwinden. Sonst macht euch der Captain am Ende noch mehr Ärger. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede. Er wird noch vielen Leuten viel Ärger machen, ehe er in Afghanistan fertig ist.«
Nimrod nahm Alexandras Hand, und im Mondlicht sah Philippa, dass sie mit einem wunderschönen
Mendhi
bemalt war – einem kunstvollen Hennatattoo, das Glück bringen soll.
»Warum kommst du nicht mit uns?«, fragte er.
»Nein«, sagte sie fest. »Wir wissen beide, dass das keine gute Idee wäre. Es ist besser, wenn ich hierbleibe, wo ich nicht so viel Schaden anrichten kann.« Sie zuckte die Achseln. »Ich meine, wem würde es schon auffallen?« Sie versuchte zu lächeln. »Aber danke. Danke, dass du mich gefragt hast. Und warte nicht so lange, bis du das nächste Mal vorbeikommst, ja?«
Nimrod nickte und küsste ihr dann die Hand.
Eine Minute später waren sie in der Luft.
»Sie war nicht immer so«, sagte Nimrod leise. »Und ganz sicher nicht, als ich sie geheiratet habe. Aber sie hatte einen Bruder, der ums Leben kam. Und die Trauer darüber war so stark, dass sie in Alexandra wohl die seherische Gabe weckte. Während sie sie gleichzeitig ungeheuer wütend machte. Bevor das geschah, war sie die wunderbarste Frau der Welt.«
»Sie ist sehr schön«, sagte Axel. »Ich glaube, ich habe noch nie eine schönere Frau gesehen.«
Philippa lächelte tapfer und versuchte, ihre Eifersucht zu verbergen.
»Geht mir ebenso«, stimmte der
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