Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

habe schon Computer von innen gesehen, die sich gegen diesen Plan wie das reinste Kinderspielzeug ausnahmen, Sir. Mal aus reiner Neugierde gefragt, wie viele wilde Kamele gibt es denn in Australien?«
    »Etwa eine Million«, sagte Nimrod.
    »Eine Million?« Schnaubend unterdrückte Groanin ein weiteres Hohnlachen. »Und Sie glauben, Sie stolpern ausgerechnet über den einen Nachkommen dieser Kauwida, die irgendwann einmal den Söhnen von Dschingis Khan gehört hat? Das ist doch wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
    Nimrod grinste. »Es ist schön, Sie wieder bei uns zu haben, Groanin«, sagte er herzlich.
    »Hä?« Groanin runzelte die Stirn. »Wie das?« Er beförderte ein paar Würstchen auf einen Teller und reichte ihn herum.
    »Ihre Kommentare haben mir wirklich gefehlt«, sagte Nimrod. »Und Ihre positive Lebenseinstellung. Ganz zu schweigen von Ihrem Tee. Und Ihren Würstchen. Die hier sind köstlich.«
    »Der Toast auch«, sagte John. »Und die Würstchen riechen göttlich.«
    »Aber Sie übersehen den springenden Punkt«, fügte Nimrod hinzu. »Es gibt nicht nur
ein
Kamel, das von Kauwida abstammt, es sind wahrscheinlich Zehntausende. Vielleicht sogar mehr. So ist das nun mal mit der genetischen Herkunft. Ein Beispiel: Sie haben sicher schon von der DNA gehört.«
    »Natürlich. Ich bin doch kein Idiot.«
    »Nun denn«, fuhr Nimrod fort. »Vor Kurzem ist es einer Gruppe Wissenschaftler gelungen, ein Y-Chromosom zu isolieren, das eindeutig auf Dschingis Khan zurückgeht. Was schätzen Sie, wie viele Männer auf der Welt dieses spezielle Y-Chromosom besitzen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Groanin. »Ein halbes Dutzend?«
    »Sechzehn Millionen! Sechzehn Millionen Männer können von sich behaupten, direkte Nachkommen von Dschingis Khan zu sein. Es wird also keineswegs so sein, als suchten wir die Nadel im Heuhaufen. Im Gegenteil. Ich nehme an, wir werden höchstens in ein oder zwei Kamele einfahren müssen, ehe wir finden, was wir suchen.«
    Groanin grunzte. »Verstehe. Trotzdem ist es sehr heiß in Australien. Sehr heiß. Und sehr unangenehm. Und ich habe mehr als genug von heißen, unangenehmen Orten.« Er schüttelte den Kopf. »Was hatten Burke und Hare eigentlich in Australien verloren?«
    »Burke und Hare waren Grabräuber in Edinburgh im frühen neunzehnten Jahrhundert«, erklärte Philippa. »Burke und
Wills
kamen dreißig Jahre später, in den 1860er-Jahren. Sie waren zwei viktorianische Entdecker, die vorhatten, den australischen Kontinent zu Fuß zu überqueren. Mehr als dreitausend Kilometer von einer Küste zur anderen.«
    »Warum?«, fragte Groanin. »Warum will jemand so eine Strecke zu Fuß gehen? Noch dazu ausgerechnet in Australien?«
    »Um herauszufinden, was sich in der Mitte befindet«, sagte Nimrod. »Zu diesem Zeitpunkt war Australien ein weitgehend unbekanntes Land.«
    »Das ist es immer noch«, sagte Axel. »Jedenfalls der größte Teil. Die Menschen leben fast alle an der Küste und kaum jemand in der Mitte.«
    »Ist das wahr?«, sagte Groanin. »Und was ist aus den beiden geworden?«
    »Sie sind gestorben«, sagte Nimrod. »An Hunger und Durst in der Wüste.«
    »Ja, das ist wirklich ermutigend«, grummelte Groanin.
    Axel schlug ihm auf den Rücken. »Keine Sorge, Mr   Groanin«, sagte er. »Das ist der Vorteil, wenn man mit einem fliegenden Teppich unterwegs ist. Man muss nirgendwohin zu Fuß gehen.«
    »Axel hat recht«, sagte Nimrod. »Wenn wir in Darwin, an der Nordküste Australiens, ankommen, fliegen wir geradewegs nach Süden in Richtung Melbourne, über das Northern Territory, und folgen dabei der Route, die Burke und Wills genommen haben. Wenn wir irgendwo wilde Kamele sehen, wovon ich überzeugt bin, stürzen wir uns auf sie, suchen uns ein paar heraus und erforschen ihre Gedanken.«
    »Jetzt schlägt´s dreizehn«, sagte Groanin. »Gedankenleserei bei Kamelen.«
    »Wenn Sie einen besseren Plan haben, mein lieber Freund«, sagte Nimrod, »würde ich ihn gern hören.«
    »Na ja«, sagte Groanin, »ich habe das Gefühl, dass wir die Sache völlig verkehrt anpacken. Wir sollten mehr wie Detektive denken und uns ein paar grundlegende Fragen stellen. Immer vorausgesetzt, es ist kein Zufall, dass diese ganzen Vulkane gleichzeitig aktiv werden   … «
    »Unmöglich«, sagte Professor Stürlüson. »Das ist noch nie vorgekommen. Nicht einmal vor Beginn der Geschichtsschreibung.«
    »Also gut«, fuhr Groanin fort, »wir sollten uns fragen, wer von so etwas profitieren würde.