Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
deine Schwester einen Irdischen geheiratet hat, Nimrod. Willst du mir auch noch erzählen, dass er Amerikaner ist?«
»Ja, das ist er«, sagte Nimrod. »Und ein überaus sympathischer Bursche dazu.«
Alexandra kreischte vor Lachen. »Darauf könnte ich wetten.«
Bemüht, das Thema zu wechseln – so kam es John und Philippa jedenfalls vor –, setzte Nimrod die Vorstellungsrunde mit Professor Stürlüson und Axel fort, die Alexandra jedoch ignorierte. Ihr großes und eindeutiges Augenmerk galt allein den Zwillingen.
»Ihr armen, armen Dinger«, sagte sie und berührte erst Johns und dann Philippas Gesicht. »Amerikaner.« Sie schüttelte den Kopf. »Treibt es euch denn nicht in den Wahnsinn, unter solchen Barbaren zu leben? Ihre Kleider sind einfach das Letzte. Selbst in New York. Nirgendwo gibt es anständige Schneider. Und dann das Essen! Wie ernährt ihr euch dort nur, bei all den Hotdogs, Hamburgern und Milkshakes?« Sie schluckte gallig und drückte sich mit ihrer schwer beringten Hand das Abendtäschchen an den Bauch. »Bei meiner Lampe, mir wird schlecht, wenn ich die Wortenur ausspreche. Richtig schlecht. Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
Nimrod seufzte. »Sei nicht so theatralisch.«
»Ach, das ist alles halb so wild«, sagte John. »Wenn man Hotdogs, Hamburger und Milkshakes mag. So wie ich.«
»Und ich auch«, sagte Philippa gereizt.
»Oh, das sehe ich, mein Liebes«, sagte Alexandra. »Seien wir ehrlich. Ein paar Pfunde weniger auf den Rippen würden dir guttun.« Wieder fasste sie Philippa an die Wange. »Und deine Haut ist auch nicht gerade … nun ja, makellos, nicht? Ich habe schon Handschuhe gesehen, die eine bessere Haut hatten als du, Schätzchen. Etwas weniger Fett auf deinem Speiseplan würde dir nichts schaden. Und diese Brille. Wo hast du die her? Aus einem Altglascontainer oder einem U-Boot ?«
»Müsstest du das denn nicht wissen?« Philippa klang herausfordernd.
»Glaub mir, meine Kleine«, sagte Alexandra, »ich habe mehr Dinge vergessen, als du in deinem ganzen Leben gewusst hast. Zweifle nicht einen Augenblick daran, dass ich die Zukunft vorhersehen kann.«
»Ach ja?«
»Ich weiß, dass dieser Soldat in fünf Sekunden niesen wird und dass dieser dämliche Captain mit dem lächerlichen Schnurrbart sich gleich am Ohr kratzen und eine Mücke verscheuchen wird … «
Der Soldat nieste, und der Captain kratzte sich am Ohr und verscheuchte eine Mücke.
»Gesundheit!«
, sagte John.
»Siehst du, was ich meine?« Alexandra stieß Philippa gegen die Schulter. »Leg dich lieber nicht mit mir an, Kurze. Sonst kriegstdu von mir die komplette Vorhersage für den Rest deines jungen und bald zu Ende gehenden Dschinnlebens.«
Philippa schnalzte laut mit der Zunge. »Ach, wirklich?«, sagte sie aufgebracht.
»Lass sie in Ruhe«, sagte John zu Alexandra.
»Und was dich angeht, Holzkopf, hast du das Gesicht eines Narren. Die Welt muss in einem schlimmen Zustand sein, wenn du die eine Hälfte ihrer größten Hoffnung bist, Jungchen. Versuch hin und wieder, den Mund zuzumachen. Dir steht ständig die Kinnlade offen. Damit siehst du aus wie der Dorfdepp.«
»Ich kriege manchmal bloß schlecht Luft durch die Nase. Das ist alles«, verteidigte sich John.
»Wenn du wirklich die Welt retten willst, dann fang am besten damit an, so auszusehen, als könntest du einen angebrannten Milchtopf vom Herd ziehen.«
»Ich sehe, du hast nichts von deinem diplomatischen Geschick verloren, Alexandra«, sagte Nimrod.
Alexandra schnaubte. »Erzähle mir nichts von Geschick, so wie du aussiehst. Wenn du dich schon wie ein Afghane kleiden musstest, warum hast du dich dann für das Aussehen eines dreckigen Bauern entschieden? Aber schließlich hast du in Kleiderfragen noch nie Geschmack besessen, Nimrod. Trägst du immer noch diese dummen roten Anzüge?«
»Wie eine Eremitin hört sie sich jedenfalls nicht an«, sagte Philippa zu ihrem Onkel.
»Die Eremiten.« Alexandra lachte. »Die habe ich schon vor Jahren aufgegeben. Was für ein Haufen Verlierer! Heute befasse ich mich nur noch damit, die Zukunft vorherzusagen. Die ganz und gar nicht rosig aussieht. Zumindest nicht für dich und deinen beschränkten Bruder.«
»Er ist nicht beschränkt«, insistierte Philippa.
»Nein?« Alexandra musterte John mit kaum verhohlener Verachtung. »He, Superhirn. Wie heißt die Hauptstadt von Afghanistan?«
John überlegte einen Augenblick und verzog dann das Gesicht. »Weiß ich nicht.«
Alexandra zuckte
Weitere Kostenlose Bücher