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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. Kerr
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das wird wahrscheinlich auch so bleiben.«

Der Feuerring

    Sie flogen tief über die zu Indien gehörenden Andamanen im Golf von Bengalen und die Vulkaninsel Barren Island, wo der womöglich einzige aktive Vulkan Indiens Asche und Rauch in die Atmosphäre schleuderte. Doch das Gleiche tat auch der Narkondam, von dem der Professor berichtete, dass er jahrhundertelang untätig gewesen sei.
    »Das Wort
Narkondam
geht zurück auf das Sanskritwort
Narakakundam
«, fügte der Professor hinzu, »das ›Höllenloch‹ bedeutet. Und es wäre euch nicht zu verdenken, wenn ihr das für bare Münze nehmen würdet. Trotzdem ist es nichts im Vergleich zu dem, was vor uns liegt. Wir fliegen demnächst über Indonesien, nicht?«
    Nimrod nickte.
    »Indonesien gehört zum Pazifischen Feuerring«, fuhr der Professor fort. »Fünfundsiebzig Prozent aller aktiven und untätigen Vulkane der Erde bilden einen hufeisenförmigen Ring um den Pazifischen Ozean. Von Neuseeland bis hinauf nach Sibirien und Alaska und von dort wieder hinunter bis nach Chile. Das sind etwa vierhundertfünfzig Vulkane, von denen sich ungefähr ein Drittel in Indonesien befindet, darunter der Kerinci und der Dempo, die in jeder Hinsicht gewaltig sind.«
    Während der Professor fortfuhr, Groanin, Nimrod und John über die indonesischen Vulkane aufzuklären, nahm sich Philippaeinen Augenblick Zeit, um mit Axel zu plaudern: »Wie hat es dich eigentlich zu den Vulkanen verschlagen?«, fragte sie ihn.
    »Wenn man auf Island lebt, kommt man an ihnen fast nicht vorbei«, sagte er. »Sie sind überall. Es ist ein bisschen so wie in Indonesien. Nur kälter. Unsere Geschichte ist seit je eng mit Vulkanen verknüpft. Als ich ein kleiner Junge war, besaß meine Familie ein Wochenendhäuschen in der Nähe eines Sees und eines Dorfes, die
Kirkjubæjarklaustur
heißen und nicht weit von der berühmten
Lakagíar
-Vulkanspalte entfernt liegen, bei deren Ausbruch 1783 fast ein Viertel der isländischen Bevölkerung ums Leben kam. Eine Wolke mit giftigem Gas zog bis nach Prag und Großbritannien, wo dreiundzwanzigtausend Menschen an der Vergiftung starben. Aber erst die daraus entstandene Nebelnot – so nennen wir die schrecklichen Auswirkungen, die der Ausbruch nicht nur auf unser, sondern auf das Wetter in der ganzen Welt hatte – löste eine Hungersnot aus, bei der ein Sechstel der ägyptischen Bevölkerung starb. Kannst du dir das vorstellen, Philippa? Die Nebelnot hat möglicherweise sogar noch in Japan Hungersnöte ausgelöst.«
    Er zuckte die Achseln. »Mit einer solchen Vergangenheit kommt man an Vulkanen kaum vorbei. Allerdings hat meine Familie auch einen ganz besonderen Grund, sie zu fürchten. Als ich dreizehn war, verschwand mein Vater, der Kameramann war, bei der Ersteigung eines kleinen und schon lange inaktiven Vulkans, dem Guðnasteinn, der in der Nähe des viel größeren und aktiveren Eyjafjallajökull-Gletschers liegt. Als die Suchmannschaft seine Kamera fand, lief sie noch, aber von meinem Vater fehlte jede Spur. Sie spulten den Film zurück und fanden nichts. Ich bin also auch deshalb Vulkanologe geworden, weil ich herausfinden wollte, was ihm zugestoßen ist.«
    »Und ist es dir gelungen?«
    »Lange Zeit nicht. Sein Verschwinden blieb ein Rätsel. Ich hatte sogar den Verdacht, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht hat, um von mir und meiner Mutter fortzukommen. Doch dann fiel die Erklärung eines Tages buchstäblich vom Himmel. Ich sagte vorhin, der Guðnasteinn sei ein schon lange inaktiver Vulkan. Und das war er auch. Viele Jahre lang. Bis er vor Kurzem ausbrach.« Axel schüttelte seufzend den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Philippa.
    »Es ist nicht angenehm, das zu erzählen. Eines Tages gab es eine beängstigende Explosion. Asche verdunkelte den Himmel und Vulkanbomben wurden Hunderte Meter hoch in die Luft geschleudert. Das sind fast geschmolzene Gesteinsbrocken. Einer davon stürzte auf ein Auto, das auf der Ringstraße 1, der größten Straße Islands, fuhr. Der Fahrer hielt an und stieg aus, um sich die Sache anzusehen. Dabei fand er die Überreste eines Mannes, dessen Körper durch die Vulkanasche noch teilweise erhalten war. Genau wie in Pompeji. Dieser Mann war mein Vater, Philippa. Man konnte ihn am Gebiss identifizieren.«
    »Das ist eine schreckliche Geschichte«, sagte Philippa. »Ich meine, sie ist interessant, aber auch ganz schrecklich.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das trifft es auch nicht.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Axel.

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