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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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den unheimlichen Tiersilhouetten zurück hinter einen Schaukasten. Dann warf sie einen Blick über ihre Schulter: Nimrod und John standen wie angewurzelt im Raum. Zuerst schien es, als betrachteten sie eine Art Statue aus strahlend bläulichem Gestein. Erst als die Figur sich bewegte, merkte Philippa, dass die Gestalt fast durchsichtig und aus derselben feinstofflichen Materie war wie die Tiere. Beim Anblick der Figur sträubten sich ihr die Haare: Das lange, düstere Gesicht, die grausamen mandelförmigen Augen, die dicken Lippen, der hängende Unterkiefer, der hervorquellende Bauch und die massiven Schenkel waren nicht zu verkennen: Es war das Gespenst eines ägyptischen Pharaos. Es war der Geist des ketzerischen Königs Akhenaten.
    John schauderte.
    Vielleicht wirkte Akhenaten deswegen noch furchterregender als Iblis, weil er ein Gespenst war.
    »Stell dich hinter mich, John«, sagte Nimrod. »Du auch, Philippa.«
    Ohne zu zögern, gehorchten die Zwillinge.
    »Ihr braucht keine Angst zu haben, aber rührt euch nicht, bevor ich es sage.«
    Als die Zwillinge hinter ihm standen, richtete Nimrod sich auf und sah dem Geist des Königs gelassen ins Gesicht. »Wie um alles in der Welt bist du hierher gekommen?«
    Der Geist gab ein tödliches Stöhnen von sich – wie Sandstein, der auf einem Holzboden zerrieben wird. Doch allmählich wurde seine Stimme bedrohlicher und lauter.
    »Du hast mich hierher gebracht, Dschinn«, sagte Akhenatens Geist. »Deine eigene Dschinn-Kraft hat mich und die Meinen herbeigerufen. Seit fast zwei Jahrhunderten liege ich an diesem entweihten Ort, meines Namens und all meiner Schätze beraubt, schlafend und namenlos wie der Sand in der Wüste. Doch ich wusste, dass eines Tages ein Dschinn wie du an diesen Ort kommen würde, um danach zu suchen.«
    Akhenatens Geist deutete auf das Sekhem-Zepter, in dessen Vitrine Nimrod ein Loch gebrannt hatte.
    »Mein königliches Zepter und die Macht, die darin verborgen ist.« Seine dicken fleischigen Lippen verzogen sich zu einem hässlichen Grinsen. »Und während du noch suchtest, habe ich deine eigene Dschinn-Kraft gegen dich verwendet, um wiederzukehren.«
    »Du hast die ganze Zeit hier gelegen, ohne dass jemand wusste, wer du bist?«, fragte Nimrod und wich mit den Kindern vor dem sich nähernden Pavian und dem Krokodil zurück.
    »Das ist richtig«, sagte das Gespenst. »Als ihr aus der Flasche geschlüpft seid, befandet ihr euch genau unter Akhenatens mumifiziertem Körper. Es blieb genügend eurer Dschinn-Kraft übrig, um meinen Geist aus der Ewigkeit zurückzuholen. Mich und einige meiner Kreaturen.«
    »Aber wie konntest du zurückkehren?«, fragte Nimrod. »Dschinn werden nicht zu Gespenstern. Es sei denn   …« Er zögerte. »Es sei denn, es handelt sich um einen Dschinn-Geist, der von Akhenatens menschlichem Gespenst Besitz ergriffen hat.«
    »Endlich hast du verstanden«, sagte Akhenatens Geist.
    »Ich fange erst an zu begreifen«, erwiderte Nimrod. »Es war also nicht Prinzessin Amen-Ra, die die Wachleute so erschreckt hat. Du warst das. Aber das ist doch 1910 passiert. Warum hast du dich danach so viele Jahre still verhalten?«
    »Wir hielten hier 1910 eine spiritistische Sitzung ab. Ein weiterer Dschinn kam heimlich hinzu.«
    »Ach ja, natürlich! Harry Houdini.«
    »Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, und stoppte die Sitzung, bevor ich mich manifestieren konnte. Doch du hast noch zwei weitere Dschinn hergebracht. Das war mehr als genug für meine Rückkehr.«
    »Vielen Dank für das interessante Gespräch«, sagte Nimrod. »Und es tut mir Leid, dir dies nach all den Jahren antun zu müssen. Aber es wird Zeit, dass du verschwindest.« Er schwenktedie Hände in der Luft und rief dann lauter, als die Zwillinge es je gehört hatten, sein Fokuswort: »QWERTZUIOP!«
    Akhenaten lachte. »Nach fünftausend Jahren bedarf es mehr als eines einzigen Dschinn, um mich zu binden, Marid«, zischte der Geist. »Und es gibt mehr Methoden, um einen Dschinn zu binden, als eure Philosophie es sich je erträumen kann.« Akhenaten sah hinunter zu dem gespenstischen Pavian. »Babi!«, knurrte er.
    Nimrod schrie vor Schmerz auf, als der Pavian plötzlich einen Satz nach vorn machte und seine Zähne in Nimrods Bein grub. Wie ein Blitz kehrte der Pavian an die Seite seines grausamen Herrn zurück und ließ auf Befehl einen Tropfen von Nimrods Blut von den scharfen Fangzähnen auf ein Stück Stoff in Akhenatens Hand tropfen, das mit Hieroglyphen übersät

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