Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
einem Augenblick ist es da, und im nächsten ist es verschwunden.«
»Was ist mit Dad?«, fragte Philippa. »Ist er auch ein Dschinn?«
»Nein, euer Vater ist ein Mensch«, sagte Nimrod. »Die Kräfte der Dschinn vererben sich nur über die Mutter. Viele Dschinn heiraten jedoch Menschen. Weibliche Dschinn, die einen Menschen heiraten, gebären Dschinn-Kinder. Doch männliche Dschinn, die eine Menschenfrau heiraten, zeugen nur Menschenkinder.«
»Weiß Dad Bescheid?«, fragte Philippa.
»Natürlich. Aber als er eure Mutter geheiratet hat, wusste er es nicht. Sie hatte sich sozusagen aus der Ferne in ihn verliebt und beschloss herauszufinden, was für ein Mensch er ist. Also legte sie ihn herein. Nichts Schlimmes, nur ein kleines Täuschungsmanöver, um zu sehen, ob er ein gütiges Herz hat. Sie zog sich Lumpen an und tat so, als sei sie obdachlos. Dann bat sie euren Vater um ein paar Münzen für eine Tasse Kaffee. Euer Vater ist sehr gütig, und er spürte, dass eure Mutter etwas Besonderes war. Daher besorgte er ihr Arbeit und eine Wohnung. Später haben sie geheiratet, und erst dann gestand Layla ihm, dass sie ein Dschinn ist. Aber den großen Reichtum, den er geschaffen hat, hat er sich mit eigenen Händen erworben.«
»Wie romantisch«, sagte Philippa.
»In gewisser Weise«, stimmte Nimrod ihr zu. »Eure Mutter hat ihm als Dschinn allerdings einen wertvollen Dienst erwiesen, ohne den er nicht da wäre, wo er jetzt ist. Zwei Männer, die sehr neidisch auf Edwards Erfolg waren, wollten ihn umbringen und sein Geld stehlen. Layla erfuhr davon und hätte beide getötet, wenn Edward sie nicht angefleht hätte, die Männer am Leben zu lassen. Ihr müsst wissen, die beiden Männer waren seine Brüder Alan und Neil.«
»Du meinst doch nicht etwa –?« John riss erstaunt den Mund auf, als Nimrod nicht nur einen, sondern gleich zwei Rauchringe ausblies, die für kurze Zeit die Umrisse der beiden geliebten Familienhunde annahmen.
»Layla hat sie beide in Hunde verwandelt.«
»Das erklärt vieles«, sagte Philippa.
»Nicht wahr?«, stimmte John zu und wünschte, er hätte die anderen nicht überredet, die Hunde umzutaufen. Kein Wunder, dass ihre Namen so menschlich klangen, und kein Wunder, dass sein armer Vater so dagegen gewesen war, sie in Winston und Elvis umzubenennen.
»Euer Vater war über die Demonstration der Dschinn-Kräfte eurer Mutter so geschockt, dass sie ihm versprechen musste, ihre Macht nie wieder einzusetzen. Und noch wichtiger ist, dass er Layla bei eurer Geburt das Versprechen abnahm, euch beide nicht wie Dschinn, sondern wie gewöhnliche Menschen zu erziehen. Ein Versprechen, das sie bis heute gehalten hat. Und das ist auch der bedauerliche Grund, weshalb sie und ich in den letzten zehn oder elf Jahren Fremde waren. Eure Eltern habenimmer nur die besten Absichten verfolgt. Aber ich war stets der Meinung, dass euch nicht vorenthalten werden sollte, wer und was ihr seid.« Nimrod zuckte mit den Schultern. »Es ging mich nichts an, bis eure Mutter beschloss, euch nach Salem in die Sommerschule zu schicken. Ihr müsst wissen, dass es einer gewissen Konzentration bedarf, ein Dschinn zu sein. Und in Doktor Griggs Schule werden junge Dschinn so verformt, bis sie sich nicht mehr von anderen begabten Kindern unterscheiden.«
»Willst du damit sagen, dass es noch andere Eltern gibt, die so denken wie unsere?«, fragte John. »Die ihre Kinder davon abhalten wollen, Dschinn zu werden?«
»Es gibt ein paar«, antwortete Nimrod. »In der heutigen Gesellschaft zählt nur die Anpassung an die so genannte Normalität. Griggs macht sich die menschliche Angst vor dem Anderssein zunutze.«
»Aber wie kann er einen Dschinn davon abhalten, seine Kräfte zu entwickeln?«, fragte John, in dem langsam die Wut über dieses Salem aufstieg. Beinahe hätte man ihn daran gehindert, etwas zu werden, das viel Spaß versprach.
»Die Methode, die er in Alembic anwendet, ist ganz einfach«, erklärte Nimrod. »Er gibt euch so viele Schulaufgaben, dass euer Geist bewusst oder unbewusst von der Anwendung eurer Dschinn-Kräfte abgelenkt wird. Und das Schlimmste ist, dass er seine Schüler davon überzeugt, niemals an etwas zu glauben, das nicht ›wissenschaftlich‹erwiesen ist. Für einen Dschinn bedeutet das den Untergang, denn wenn ein junger Dschinn nur an das glaubt, was der Mensch für möglich hält, wird sein Geist so stark beeinträchtigt, dass es ihm für immerunmöglich wird, seine Dschinn-Kräfte einzusetzen. Um
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