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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Regeln von Bagdad.«
    »Warum ist das so?«
    »Ach, das solltet ihr lieber Mr   Rakshasas fragen«, sagte Nimrod. »Er weiß viel mehr über die Regeln von Bagdad als ich. Er hat sie ein Leben lang studiert, und glaubt mir, es dauert ein ganzes Leben, bis man sie alle kennt.«
    »Was hat Mr   Groanin sich denn gewünscht?«, fragte John.
    »Normalerweise gehört es nicht zum guten Ton, das zu verraten.« Nimrod paffte für einen Augenblick an seiner Zigarre. »Doch wie ihr aus ›Tausendundeiner Nacht‹ wisst, ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen ihre drei Wünsche an etwas Nutzloses verschwenden. Sie sagen zum Beispiel ›Ich wünschte, ich wäre nicht so durstig‹, und wenn man ihnen dann ein Glas Wasser bringt, fühlen sie sich verletzt und betrogen. Nun ja, genau das ist mit Groanin geschehen. Als ich ihn vor zehn Jahren kennen lernte, hatte er wie jetzt nur einen Arm. Er hat den anderen Arm im Britischen Museum verloren, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Statt sich sofort einen neuen Arm zu wünschen, was jeder vernünftige Mensch getan hätte, verschwendete er seine ersten beiden Wünsche auf irgendwas total Nutzloses. Und nun weiß er nicht, ob er sich einen neuen Arm wünschen soll oder etwas anderes, zum Beispiel viel Geld. Und bevor er keine Entscheidung getroffen hat, was sein dritter Wunsch sein soll, kann er es sich nicht leisten, mich aus den Augen zu lassen, und ichbin verpflichtet, ihn hier zu behalten. Deswegen habe ich ihn als Diener eingestellt. Und aus diesem Grund nuschelt er, damit ich ihn nicht verstehen kann. Er hat große Angst, aus Versehen das Wort ›wünschen‹ auszusprechen. Er befürchtet, ich würde ihm dann einen dritten nutzlosen Wunsch erfüllen. Falls also einer von euch ihn jemals das Wort ›wünschen‹aussprechen hört, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr es mir sagt. Ich gebe gern zu, dass ich die Angelegenheit ein für alle Mal erledigen möchte, damit er sein Leben weiterleben und ich einen Diener einstellen kann, mit dem ich mich vernünftig unterhalten kann.«
    »Armer Mr   Groanin«, sagte Philippa.
    »Schlaue Menschen wünschen sich etwas, das nicht greifbar ist, wie ein Talent oder Weisheit«, sagte Nimrod. »Früher wünschten sich ein paar Leute, gute Schriftsteller zu werden. Doch heute wollen die meisten Leute nur Geld haben oder Filmstar werden. Wie langweilig. Aber was kann man tun? Ein Wunsch bleibt ein Wunsch.«

Kairo

    ls sie in jener Nacht in Kairo landeten, wurden sie von Nimrods riesenhaftem ägyptischem Diener Creemy abgeholt, der durch einen roten Fez auf dem Kopf noch größer wirkte und den dicken Gehstock, den er in einer seiner großen Pranken hielt, kaum zu benötigen schien. Offenbar mochte Creemy Kinder viel mehr als Mr   Groanin, denn er hörte nicht auf, die Zwillinge anzulächeln, und bot ihnen ein paar extrastarke »King Fahd«-Pfefferminze an, die er gern mit seinen ebenso starken extraweißen Zähnen knirschend zermalmte. Gemeinsam warteten sie in der Gepäckhalle lange auf ihre Koffer.
    »Warum ist Mr   Rakshasas nicht mitgekommen?«, fragte John.
    »Oh, er ist bei uns«, antwortete Nimrod.
    »Bei uns? Wo denn?« John sah sich suchend um und runzelte die Stirn. »Ich sehe ihn gar nicht.«
    »Er ist in einer Lampe in deiner Reisetasche. Ich habe ihn dort hineingesteckt, weil mein Gepäck schon voll war. So reisen Dschinn – im Gepäck anderer, wenn sie sich das Geld für den Flug sparen wollen oder, wie bei Mr   Rakshasas, wenn sie unter Agoraphobie leiden.«
    Schließlich begann sich das Gepäckband zu drehen, und ein paar Minuten später entdeckte John seine Tasche. Er beugte sich vor, um nach ihr zu greifen, doch Creemy stieß ihn grob beiseite und schlug mit seinem Stock auf die Tasche ein. Dies führte zu einer panischen Unruhe unter den anderen Touristen, die auf ihr Gepäck warteten, und veranlasste einen Polizisten, seine Waffe zu ziehen.
    »Hey«, schrie John, »was ist denn los?«
    Einen Augenblick später bückte Creemy sich und hob eine grünlich goldbraune Schlange auf, die sich um den gleichfarbigen Griff von Johns Ledertasche gewickelt hatte. Die Schlange war tot.
    Der Polizist steckte seine Waffe weg und klopfte Creemy anerkennend auf den Rücken, während John sich die tote Schlange genauer ansah. Sie war mindestens eineinhalb Meter lang und offensichtlich giftig, wie er aus der Reaktion der aufgeregten Menge folgerte, die sich bereits zum Gaffen versammelt hatte und John zu seinem knappen Entkommen

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