Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
dies zu tun, braucht man unbedingt den Glauben an sich selbst. Als ich hörte, dass eure Mutter euch zu Griggs schicken wollte, beschloss ich, sofort zu handeln.«
»Es ist eine Schande, den Schweif eines edlen Hengstes zu einem Ziegenbart zu stutzen«, bemerkte Mr Rakshasas.
»Aber«, warf Philippa ein, »wenn ein Dschinn seine Kräfte nicht einsetzen kann, bevor ihm die Weisheitszähne gezogen wurden, wäre es dann für unsere Mutter nicht einfacher gewesen, die Operation zu verhindern? Die Zähne einfach in unserem Mund zu lassen?«
»Sobald die Zähne in eurem Mund sind«, sagte Nimrod, »kann sich ihre Kraft irgendwie festsetzen. In Philippas Fall durch die unbewusste Erfüllung von Wünschen.« Er sah John an. »Zweifellos hast auch du, John, die versteckte Kraft deiner Weisheitszähne zu spüren bekommen.«
»Der Riss in meiner Schlafzimmerwand «, sagte John. »Er verläuft durch das Kopfteil meines Betts und schien aus dem Kissen unter meiner Wange zu kommen.«
»Da haben wir es.« Nimrod hob die Hände in die Höhe, als hätte er damit den Beweis geliefert. »Außerdem wird das Verwurzeln der Dschinn-Kräfte umso dramatischer und heftiger, je länger man das Ziehen der Weisheitszähne hinauszögert. Eure Mutter hat daher vernünftigerweise gefolgert, dass es am besten sei, jetzt zu handeln, solange eure Dschinn-Kräfte noch unreif sind.«
Philippa überlegte kurz. »Mum und Dad haben also immer in bester Absicht gehandelt?«
»Sie wollen nur das Beste für euch«, bestätigte Nimrod. »Sie glauben, ihr hättet als Menschen eine größere Chance, ein ganz normales Leben zu führen, denn als Dschinn.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein ganz normales Leben will«, sagte Philippa. »Wenigstens nicht ständig. Aber ich möchte auch nicht von zu Hause weg. Jetzt noch nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte John. »Können wir nicht einfach alles über Dschinn lernen und dann zurück nach New York fahren?«
»Das wollte ich euch auch vorschlagen«, sagte Nimrod lächelnd und umarmte die Zwillinge. »Außerdem warten dringende Aufgaben auf uns. Du meine Güte! Wir müssen uns beeilen – und zwar zackig!«
»Apropos zackig«, sagte Philippa. »Ich frage mich, warum der Riss in Johns Schlafzimmerwand mit dem Bild in der Zeitung übereinstimmt.«
Philippa erklärte ihrem Onkel, dass der Riss in Johns Wand, der am Morgen vor der Zahnoperation erschienen war, genau dieselbe zackige Form hatte, die sie nach dem jüngsten Erdbeben in Ägypten auf einem Foto von der Wand des Museums von Kairo gesehen hatten.
Nimrod wirkte geschockt.
»Warum habt ihr mir das nicht schon früher gesagt?«
John und Philippa zuckten mit den Schultern. »Wir dachten, es sei bloß ein interessanter Zufall.«
»Zufall?«, fragte Nimrod lachend. »Das ist nur ein anderes Wort für Chance.«
»Das Tagebuch des Zufalls enthält zu viele Termine, um sie alle einzuhalten«, sagte Mr Rakshasas und nickte.
Nimrod schüttelte den Kopf. »Nein, das war eine Botschaft an dich. Die Frage ist nur, von wem?«
»Von wem oder was?«, fügte Mr Raskshasas hinzu.« Die Erde musste nicht beben, damit man versteht, dass sie gesprochen hat.«
»Genau«, sagte Nimrod. »Wir müssen sowieso nach Ägypten fahren. Das war es, was ich euch sagen wollte. Und das hier unterstreicht nur die Notwendigkeit, so schnell wie möglich hinzufahren. Aber ich hatte gehofft, ich könnte eure Existenz geheim halten.«
»Vor wem?«, fragte Philippa.
»Vor unseren Feinden.«
»Ist das die Gefahr, die du am Flughafen erwähnt hast?«, wollte sie wissen.
»Habe ich sie erwähnt? Nun ja, es könnte gefährlich werden. Wir werden nicht die einzigen Dschinn sein, die in Ägypten nach Schätzen suchen. Erinnert euch an ›Tausendundeine Nacht‹– es gibt noch andere Stämme der Dschinn, die im Gegensatz zu uns nichts für die Menschheit übrig haben und ihr Schaden zufügen wollen.«
»Der Stamm der Ifrit?«, fragte John.
»Genau, die Ifrit. Du hast ein gutes Gedächtnis, mein Junge«, sagte Nimrod. »Sie sind die schlimmste Dschinn-Meute von allen. Ein bösartiger Stamm und unsere Todfeinde. Es kann sein, dass wir ihnen auf unserer Reise nach Ägypten begegnen.«
»Das klingt gar nicht gut«, gab Philippa zu.
»Die Welt ist voller böser Mächte«, seufzte Mr Rakshasas.»Und wenn man ihnen aus dem Weg gehen will, muss man einsam hinter verschlossener Tür und zugezogenen Vorhängen leben.«
»Wenn wir morgen Abend den Flug um halb sechs erwischen,
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