Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
müsst lernen, die verschiedenen Stämme der Dschinn zu erkennen – ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelt, und wenn er ein Feind ist, wie man ihn bekämpfen kann. Für diesen Zweck habe ich ein Dschinn-Kartensystem entwickelt, das ich euch jetzt geben werde.« Mr Rakshasas griff in seine Taschen und nahm zwei dicke Kartenpäckchen heraus, von denen er eins John und eins Philippa reichte.
Auf jeder Karte stand der Name eines Dschinn, sein Stamm, seine bevorzugte Tiergestalt und seine verschiedenen Stärken und Schwächen.
John betrachtete sein Kartendeck. »Die sind ja echt cool.«
»John, wäre es dir wohl möglich, dieses Wort nicht mehr zu benutzen?«, fragte Mr Rakshasas. »Cool ist kein Begriff, mitdem sich ein Dschinn, der etwas auf sich hält, identifizieren kann. Wir Dschinn sind aus feinstofflichem Feuer gemacht. Und ich versichere dir, daran ist gar nichts cool.«
»Was soll das heißen?«, fragte Philippa. »Feinstoffliches Feuer? Feuer ist doch Feuer, oder?«
»Vielleicht für einen Iren«, antwortete Mr Rakshasas. »Aber wusstet ihr, dass Eskimos achtzehn verschiedene Wörter für Schnee haben? Wir Dschinn haben siebenundzwanzig verschiedene Wörter für Feuer, ohne das Dutzend Begriffe in der englischen Sprache. Die meisten dieser Wörter beziehen sich auf das, was wir das ursprüngliche Feuer nennen, das ist das heiße Feuer oder Feuer durch Reibung. Doch es gibt auch das feine Feuer, das in allen Dschinn brennt, egal, ob sie gut oder böse sind. Der Mensch nennt das die Seele, auch wenn sie kaum einen praktischen Sinn erfüllt, ganz anders als die leise Flamme, die in euch beiden flackert. Alle Dschinn-Kräfte stammen aus diesem feinen Feuer. Es ist das, was euch die Macht des Geistes über die Dinge gibt. Das ist die Macht, die die Menschen sehr gern selbst besitzen würden.«
»Aber wie geht das?«, fragte John. »Wie schaffen wir das? Was müssen wir tun, um unsere Kraft zu aktivieren? Durch wunderbare Gedanken wie in ›Peter Pan‹?«
»Ihr müsst lernen, wie ihr die Feuerkraft in euch auf das konzentriert, was ihr erreichen wollt. Und das beste Mittel dafür ist, sich ein Wort auszudenken – ein Wort, das ihr allein mit der Ausübung eurer Dschinn-Kraft in Verbindung bringt. Das ist der eigentliche Sinn dieser Nacht: euch zu helfen, den Raum und die Einsamkeit zu finden, damit ihr in euch hineinsehenkönnt, um zu meditieren und ein Wort zu finden, das euch helfen wird, eure Kraft zu bündeln.«
»Meinst du so was wie ein Zauberwort?«, fragte Philippa.
Mr Rakshasas zuckte zusammen. »Wir Dschinn ziehen den Begriff ›Fokuswort‹ vor. Aber es stimmt, dass Zauberwörter so unter die Menschen gekommen sind. Sie hören, wie ein unvorsichtiger Dschinn sein Fokuswort verwendet, und wenn sie die Wirkung sehen, glauben sie, es könnte bei ihnen genauso funktionieren. So hat die Geschichte mit SESAM angefangen. Sesam ist nichts Besonderes: bloß eine weitverbreitete Pflanze in Ostindien. Doch irgendein Dschinn hielt es für ein gutes Fokuswort, und bevor er sichs versah, wurde es von dem Menschen aufgegriffen, der ›Tausendundeine Nacht‹ geschrieben hat.«
»Dann müssen wir uns also bloß ein passendes Fokuswort ausdenken, und dann können wir mit den Tricks loslegen«, sagte Philippa.
»Tricks?« Mr Rakshasas verzog das Gesicht. »Tricks sind nichts für Dschinn. Wenn ich Feuerkraft sage, dann meine ich das auch. Man kann anderen damit Schaden zufügen. Deswegen seid ihr jetzt hier draußen im Niemandsland. Ihr müsst lernen, wie man diese Feuerkraft verantwortungsbewusst einsetzt. Euer Fokuswort ist wie eine Lupe. Habt ihr schon mal gesehen, wie ein solches Glas die Kraft der Sonne auf eine winzige Stelle mitten auf einem Stück Papier bündeln kann, sodass es anfängt zu brennen? Ein Fokuswort funktioniert genauso. Ihr müsst euch ein Wort aussuchen, das in einer normalen Unterhaltung nicht vorkommt. So ist ABRAKADABRA entstanden. Und auch die meisten anderen.«
»Wie heißt dein Fokuswort?«, wollte Philippa wissen.
»Meines? Es lautet SESQUIPEDALIS. Der römische Dichter Horaz soll es als Ausdruck für ein sehr langes Wort erfunden haben. Und Nimrods Fokuswort ist QWERTZUIOP. Das sind die ersten zehn Buchstaben auf einer Tastatur. Beide Wörter kann man unmöglich vergessen, und beide tauchen auch kaum in einer gewöhnlichen Unterhaltung auf.«
»Ja«, stimmte Philippa zu. »Das sind sehr gute Fokuswörter. Mir fällt sicher nichts so Gutes
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