Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
Marid«, erwiderte Mr Rakshasas. »Doch seit sie geschworen hat, ihre Dschinn-Kräfte nie wieder anzuwenden, ist Nimrod für die alltäglichen Angelegenheiten der Marid zuständig. Aber er muss heute Nacht etwas Dringendes erledigen und hat mich mit eurer offiziellen Initiation beauftragt.«
Wie immer trug Mr Rakshasas einen weißen Turban und ein weißes Gewand, das zu seinem gepflegten weißen Bart passte. In der Hand hielt er eine zweite Öllampe, die brannte und ein helles Licht abgab, das die Wüste um sie herum in einem Umkreis von mehreren Metern beleuchtete. Die Zwillinge hattenihn seit dem Abflug aus London nicht mehr zu Gesicht bekommen, und aus ihrer Angst und Überraschung wurde langsam Freude. Schließlich hatten sie gerade zum ersten Mal gesehen, wie ein Dschinn einer Lampe entstieg.
»Was wird jetzt mit uns passieren?«, fragte John.
»Das Schlimmste eures Rituals habt ihr schon hinter euch«, sagte Mr Rakshasas. »Es sei denn, ihr könnt euch nichts Schlimmeres vorstellen, als euch mit einem alten Knaben wie mir unterhalten zu müssen. Euer Onkel Nimrod, ein sehr ehrenwerter Dschinn, den ich meinen Freund nennen darf, hat mich gebeten, euch die Geschichte der Dschinn zu erzählen. Ich muss euch bitten, genau zuzuhören, denn es sind überaus wichtige Dinge, die ihr erfahren werdet. Und es ist unabdingbar, dass euer Verständnis genauso groß ist wie eure Bedeutung im gesamten Gefüge.«
Als der Inder weitersprach, wurde seine Stimme schärfer und lauter, und die Zwillinge bekamen den Eindruck, dass er doch nicht so scheu und zurückhaltend war, wie Nimrod behauptet hatte.
»Die Dschinn lebten in der Mitte zwischen den Menschen und den Engeln. Da sie aus einer feinstofflichen Feuermasse bestehen, hatten sie die Fähigkeit, nach Belieben mehr oder weniger jede Gestalt anzunehmen. Wegen ihrer Macht über das Glück verehrten manche Menschen die Dschinn wie Halbgötter, während andere Menschen, die nur einen Gott anbeteten, darüber sehr wütend waren. Allmählich wurde den Engeln, den Dschinn und den Menschen jedoch die so genannte Große Entscheidung aufgezwungen: Sie mussten sich zwischenGut und Böse entscheiden. Die Engel, die sich für das Böse entschieden, waren zwar nur wenige an der Zahl, doch ihre Namen sind zu mächtig, um bedenkenlos ausgesprochen zu werden. Die meisten Wesen auf der Erde waren Menschen, und während einige von ihnen das Gute wählten, entschieden sich viele für das Böse. Genaue Zahlen darüber gibt es nicht. Bei den Dschinn, von denen es nur sechs Stämme und viel weniger als Menschen gibt, lag der Fall anders: Sie konnten bei der Großen Entscheidung leichter erfasst werden. Drei Stämme – die Marid, die Jinn und die Jann – wählten das Gute; und drei Stämme – die Ifrit, die Shaitan und die Ghul – wählten das Böse. Im Rückblick ist es bedauerlich, dass die guten Stämme der Dschinn beschlossen hatten, Krieg sei eines der größten Übel, und dass sie demzufolge für das Gute nicht so kämpften, wie sie es hätten tun können. Es gab zwischen den Menschen und den Dschinn viele Kämpfe wegen der Großen Entscheidung, und die bösen Stämme taten nicht nur anderen Dschinn, sondern auch Menschen schreckliche Dinge an. Übrigens ist das der Grund, warum die Menschen beschlossen, alle Dschinn als böse anzusehen. Einige gute Dschinn wurden getötet. Andere flüchteten in ein kühleres Klima, um ein ruhigeres, aber auch weniger mächtiges Leben zu führen. Das schwächte ihre Kräfte, doch es sicherte letztendlich ihr Überleben, und über die Jahrhunderte wurde allmählich ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse hergestellt. Aber der wahre Kampf wütet noch heute.«
»Dann befinden wir uns mit den Ifrit im Krieg?«, fragte John.
»Ja, in einer Art Krieg. Einem kalten Krieg, wenn man so will, aber dennoch in einem richtigen Krieg«, musste Mr Rakshasas zugeben.
»Wie kommt es, dass man nichts mehr darüber hört?«, wollte Philippa wissen.
»Weil die meisten Menschen heute glauben, dass die Dschinn nicht mehr existieren. Und das ist von großem Vorteil für uns. Andere, die sich Weise oder Zauberer nennen, haben gelernt, einen Dschinn in ihre Dienste zu stellen. Einige von ihnen haben sogar Dschinn-Blut in ihren Adern. Aus all diesen Gründen haben kluge Dschinn gelernt, Vorsicht walten zu lassen, wann und wie Menschen ihre wahre Natur kennen lernen sollten.«
»Und wie sehen die Ifrit aus?«, fragte Philippa.
»Gute Frage, mein Kind. Ja, ihr
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