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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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die wissenschaftliche Erklärung nach, damit sie euch nicht zu sehr vom Gebrauch eurer Kräfte ablenkt. Es ist ein wenig wie Fahrrad fahren: schwieriger zu erklären als auszuführen. Das nächste Mal werdet ihr versuchen, ein Kamel herbeizuwünschen oder verschwinden zu lassen. Ein lebendiges Wesen. Das ist noch viel schwieriger als ein Picknick. Etwas Lebendiges zu erschaffen kann ein ziemliches Durcheinander geben. Deswegen tun wir diese Dinge in der Wüste, wo sich niemand darum kümmert, wenn man nur ein missratenes Lebewesen zustande bringt.«
    Plötzlich schaute Nimrod auf seine Armbanduhr. »O nein«, stöhnte er laut.
    »Was ist?«, fragten die Zwillinge beunruhigt.
    »Mir ist gerade eingefallen, warum ich diese Idee mit dem Picknick hatte – weil Madame Cœur de Lapin uns heute Mittag zu einem Picknick in ihrem Garten eingeladen hat. Es fängt in genau einer halben Stunde an.«
    »Ich bin pappsatt«, sagte John. »Ich kriege keinen Bissen mehr runter.«
    »Ich auch nicht«, sagte Philippa. »Wenn ich jetzt noch was esse, dann platze ich.«
    »Ihr versteht nicht«, gab Nimrod zurück. »Wir können nicht einfach absagen. Zum einen ist sie meine Nachbarin. Und zum anderen ist sie Französin. Franzosen nehmen das Essen ernster als andere Völker dieses Planeten. Sie hat sich mit dem Picknickviel Mühe gemacht. Glaubt mir, wenn wir nicht hingehen, könnte das einen ernsten diplomatischen Konflikt zwischen unseren Nationen verursachen.«
    »Aber wir können doch nicht hingehen und nichts essen«, sagte John. »Das wäre genauso unhöflich wie nicht hinzugehen.«
    »Können wir sie nicht einfach verschwinden lassen?«, schlug Philippa vor. »Bloß für kurze Zeit? Bis nach dem Mittagessen?«
    »Das kann ich nicht machen«, sagte Nimrod. »Schließlich ist sie die Frau des französischen Botschafters. Die Leute würden glauben, sie sei gekidnappt worden oder noch Schlimmeres. Nein, nein, das können wir nicht tun.« Er stand auf und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Aber eure Idee ist gar nicht so abwegig. Wir könnten das Picknick so verschwinden lassen, dass sie denkt, wir hätten es gegessen.«
    »Du nimmst dir ein Sandwich«, stimmte John zu, »hältst es an deinen Mund, lächelst Madame Cœur de Lapin an, und dann, wenn sie wegschaut, lässt du es verschwinden. Ja, das könnte funktionieren.«
    »Es muss funktionieren«, sagte Nimrod.
     
    Zurück in Garden City, zogen sich Nimrod und die Kinder rasch um und gingen nach nebenan zum Anwesen des französischen Botschafters. Es war sogar noch größer als Nimrods Haus und von einer hohen Mauer umgeben, was ihm das Aussehen einer Burg verlieh. Am Wachhäuschen zeigte Nimrod ihre Pässe einem unfreundlichen französischen Beamten, derihre englischen und amerikanischen Ausweise mit deutlichem Abscheu untersuchte.
    Als er Nimrod und die Zwillinge schließlich widerstrebend auf das Gelände der Botschaft ließ, führte sie ein nicht weniger säuerlicher Wachmann über eine wunderschöne, gepflegte grüne Rasenfläche, an einer modernen Skulptur und einem Fahnenposten vorbei, von dem die französische Flagge in der frühen Nachmittagshitze schlaff herunterhing, bis zu einem kleinen Sommerhaus, vor dem ein herrliches Picknick auf dem Rasen ausgebreitet war. Es sah aus wie im Bilderbuch. Nimrod und Madame Cœur de Lapin hauchten sich Luftküsse auf die Wange und wechselten ein paar Worte auf Französisch, das Nimrod offenbar ebenfalls fließend beherrschte.
    Während sie sich unterhielten, nutzte Philippa die Gelegenheit, sich Madame Cœur de Lapin genauer anzusehen – sie war alt genug, um sich für das Äußere älterer Frauen zu interessieren. Wie sie feststellte, besaß die Französin zwar zweifellos Schönheit, doch ihre Kleidung war etwas zu exzentrisch – vor allem das schwarz-goldene Stirnband, das sie auch heute trug. Madame Cœur de Lapin erinnerte Philippa an die sechziger Jahre, als Blumen, wallendes Haar und grelle Schminke im Gesicht Mode waren, wenn man den Bildern im Fernsehen glauben konnte.
    Nun schaute Nimrod voll gespielter Begeisterung auf das Essen, das auf der Louis-Vuitton-Decke ausgebreitet war. »Seht euch das an, Kinder!«, sagte er und rieb sich die Hände. »Habt ihr schon jemals ein besseres Picknick gesehen? Was für Köstlichkeiten! Gänseleberpastete, Hummer, Kaviar, Trüffelund sogar Kiebitzeier. Und erst die Käsesorten! Brie und Roquefort. Ich kann sie sogar von hier aus riechen. Meine liebe Madame Cœur de Lapin, Sie wissen

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