Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
als ein Pferd.«
»Ich wollte doch bloß dem Essen gerecht werden, wie du es gesagt hast«, erklärte John.
»Die Ärmste«, sagte Philippa. »Sie hat sich so viel Mühe gemacht, und wir haben kein Stück gegessen. Was für eine Verschwendung.«
»Ja, die Ärmste«, sagte Nimrod nachdenklich und gähnte.
»Sind euch ihre Augen aufgefallen?«, fragte Philippa. »Es war seltsam. Wenn sie einen angeguckt hat, schien sie durch einen hindurchzusehen.«
»Sie ist halt eine Französin. Die sehen Amerikaner immer so an, als seien wir gar nicht da.«
»Nicht nur Amerikaner«, sagte Nimrod. »Im Grunde denken sie über jeden so, der kein Franzose ist. Sie nennen es Zivilisation.« Wieder gähnte er. »Bei meiner Lampe, wie ich gähnen muss! Nach dem vielen Essen würde ich gern ein Mittagsschläfchen machen. Aber leider haben wir keine Zeit dafür. Wir müssen in die Altstadt eilen und Hussein Hussaout aufsuchen.«
Der Junge mit den blauen Füßen
er älteste Teil von Kairo lag südlich von Garden City, und dort, in einer schmalen Gasse abseits einer ruhigen gepflasterten Straße voll hoher Häuser, mittelalterlicher Kirchen und gepflegter Friedhöfe, befand sich ein großes Geschäft, in dem es alle möglichen billigen Souvenirs zu kaufen gab.
»Hussein weiß natürlich, dass ich ein Dschinn bin«, sagte Nimrod, als sie sich dem Laden näherten. »Aber für den Augenblick verraten wir ihm noch nicht, dass auch ihr Dschinn seid. Für einen Dschinn ist es nicht ratsam, wenn zu viele Leute davon wissen. Außerdem könnt ihr euch vielleicht mit seinem Sohn Baksheesh anfreunden, wenn Hussein euch für normale Kinder hält. Der Junge spricht fließend Englisch und könnte uns etwas verraten, was sein Vater verheimlichen möchte. Also haltet Augen und Ohren offen.«
John starrte auf das Schaufenster des Geschäfts. »Das ist doch bloß Ramsch, oder? Touristenzeug.«
»Die echten Sachen bewahrt er oben in einem Zimmer auf«, sagte Nimrod. »Vielleicht hat einer von euch Lust, sich dort oben ein bisschen umzusehen, während der andere Baksheesh ablenkt.«
Sie trafen Hussein Hussaout im vorderen Teil des Ladens an. Er trug einen weißen Anzug und saß auf reich mit beduinischer Stickerei verzierten Kissen hinter einem niedrigen Tischchen, das mit Pistazien, arabischen Süßigkeiten, Limonade und Gläsern beladen war. Er spielte nervös mit einer schwarzen Gebetskette aus dem 11. Jahrhundert. Dazu rauchte er eine riesige Wasserpfeife, die stark nach Erdbeeren roch, und trank heißen süßen Kaffee aus einer kleinen silbernen Kanne. Er war ein gut aussehender Mann mit weißen Haaren, dunklem Schnurrbart und einer Lücke zwischen den Schneidezähnen, die ihm einen etwas verschmitzten Ausdruck verlieh.
Als er Nimrod sah, lächelte er, tippte sich mit den Fingerspitzen an die Stirn und verbeugte sich leicht. »Da bist du also«, sagte er. »Ich habe mich schon gefragt, ob du kommst.« Dann stand er auf und küsste Nimrod auf die Wange.
Nimrod wandte sich den Zwillingen zu. »Das sind meine beiden jungen Freunde John und Philippa. Sie sind Verwandte aus Amerika und bleiben ein paar Wochen bei mir.«
Hussein Hussaout lächelte sein verschmitztes Zahnlückenlächeln und neigte den Kopf vor den Kindern. »Herzlich willkommen«, sagte er und kniff die Augen misstrauisch zusammen. »Aber ist Ägypten nicht zu heiß für euch?«
Philippa spürte, dass Hussaout mit dieser Frage herausfinden wollte, ob die Kinder Dschinn waren wie ihr Onkel. Daher nickte sie müde. Denn nur ein Dschinn würde Kairos Sommerhitze erträglich finden, und nur ein Mensch würde darüber klagen. »O ja, es ist schrecklich heiß«, antwortete sie und fächelte sich rasch mit einer Straßenkarte der Altstadt Luft zu.
»Viel zu heiß«, sagte John, der merkte, was hier gespielt wurde. »Wenn es noch heißer wird, koche ich.«
»Das können wir nicht zulassen«, sagte Hussaout und schenkte jedem ein Glas Limonade ein. »Hier ist etwas Kühles zu trinken.«
Die Zwillinge, die viel lieber von dem köstlich duftenden Kaffee getrunken hätten, nahmen die Limonade und bedankten sich.
»Nur wenige Leute halten die Hitze so gut aus wie Nimrod. Aber der ist ja Engländer – nur Verrückte und Engländer setzen sich der Mittagshitze aus, wie es heißt.«
»Das stimmt genau«, sagte Philippa im Bemühen, weiterhin so zu tun, als seien John und sie zwei ganz normale amerikanische Kinder. »Es ist komisch, dass es ihm nie zu heiß wird.«
»Ja, er ist ein
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