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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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fuhr Iblis fort. »Und dass ich euch in einer geräumigen Flasche unterbringe statt in einem viel kleineren Gefäß. Ich könnte euch genauso gut in meinen Füllhalter sperren oder in die hohle Giftkammer meines Spazierstocks. Ihr werdet es zumindest bequem haben.«
    Seine Stimme schien über ihnen zu schweben, und es dauerte ein paar Sekunden, bis die Zwillinge den Grund dafür erkannten.Sie waren dabei, sich in Rauch aufzulösen. Für einen Augenblick schienen sie auseinander zu driften. Doch dann wurden sie zusammengepresst, erst langsam, dann immer schneller, während der Rauch in die Flasche strömte. Das dauerte eine ganze Weile, denn er floss langsam und gleichmäßig – bis nichts mehr von ihnen außerhalb der Karaffe war. Ein lautes gläsernes Klingen weit über ihren Köpfen und danach die plötzliche Stille verkündeten ihnen, dass die Karaffe zugestöpselt worden war.
    Nun schien derselbe Prozess rückwärts zu verlaufen. Der Rauch wurde zu fester Masse und nahm ihre menschliche Form an. Das starke Gefühl des Schwebens verringerte sich immer mehr, bis sie wieder festen Boden unter ihren Füßen spürten. Gleich darauf fühlten sie sich gefangen. Als die letzte Rauchschwade in ihren Socken und Schuhen verschwunden war, fanden die Zwillinge sich in einem riesigen Glasraum wieder. Überwältigt von Klaustrophobie und Brandy-Geruch, dauerte es mehrere Minuten, bis sie sich mit ihrer neuen Situation auseinander setzen konnten.
    Philippa stieß einen tiefen Seufzer aus und setzte sich auf den glatten Glasboden. »Das ist das Ende von Onkel Nimrods Plan«, murmelte sie und unterdrückte das starke Verlangen zu weinen. »Was sollen wir jetzt bloß tun?«
    »Es hätte schlimmer kommen können«, tröstete John sie. »Wir könnten tot sein.«
    »Ja, du hast Recht.« Philippa biss sich auf die Lippe. »John, ich habe Angst«, gestand sie dann.
    »Ich auch«, sagte John. »Das war’s dann wohl.« Er strich mitzitternder Hand über die glatte, glänzende Wand und fügte hinzu: »Trautes Heim, Glück allein. Bis uns jemand befreit.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, so durch die Welt zu reisen«, sagte Philippa. Sie versuchte tief einzuatmen, musste jedoch feststellen, dass ihre Lunge nur eine begrenzte Menge an Luft aufnahm. »Ich wünschte, wir hätten hier mehr Sauerstoff.«
    Das mühsame Atmen seiner Schwester schien John zu beunruhigen. Er versuchte selbst tief Luft zu holen, um seine wachsende Panik zu unterdrücken. »Du glaubst doch nicht, dass uns hier der Sauerstoff ausgeht, oder?«
    »Hast du nicht gehört, was Iblis gesagt hat? Dass Mr   Rakshasas fünfzig Jahre lang in einer Flasche gefangen war?«
    »Erinnere mich bitte nicht daran.« John schüttelte den Kopf. »Wie konnte er bloß atmen?«
    »Es ist der Geruch. Wahrscheinlich kommt es uns deswegen so vor, als hätten wir nicht genügend Sauerstoff. Was ist das für ein Geruch? Er wirkt irgendwie betäubend.«
    »Ich glaube, das ist Brandy.« John fuhr mit der Zunge über die Wand. »Schmeckt gut«, sagte er und leckte noch einmal. Dann lachte er unbehaglich. »Du solltest auch mal probieren. Vielleicht beruhigt es dich.«
    »Ich verstehe nicht, was daran so witzig sein soll«, sagte Philippa.
    »Ach, ich dachte nur gerade, wie sich das anhört: ›Dschinn in einer Brandy-Karaffe‹.«
    Philippa lächelte spöttisch.
    »Ich versuche bloß, die Dinge positiv zu sehen«, sagte John.
    »Und was ist hier bitte positiv?« Philippa holte ihr Taschentuchheraus und tupfte sich die Augenwinkel ab. »Das möchte ich gern mal wissen.«
    »Wir haben immer noch uns«, sagte John. Er setzte sich neben seine Schwester und legte den Arm um ihre Schultern. »Ich fände es schrecklich, ganz allein hier eingesperrt zu sein.«
    »Ich auch«, sagte Philippa.
    »Ich meine, es wäre mir zwar lieber, wenn du nicht hier sein müsstest, verstehst du? Aber da du nun mal auch hier bist, bin ich froh darüber.«
    Nach einer Weile schüttelte Philippa seinen Arm ab und drehte eine Runde im Inneren der Brandy-Karaffe. Das dauerte mehrere Minuten. »Seltsam«, sagte sie. »Sie wirkt hier drinnen viel größer.«
    »Das liegt daran, dass wir uns nicht mehr im üblichen dreidimensionalen Raum befinden«, erklärte John.
    »Ich frage mich, ob das auch bedeutet, dass wir uns nicht mehr in der gewohnten Zeit befinden. Das hat Einstein doch gesagt, oder? Zeit ist relativ. Sie hängt vom Raum ab.«
    »Und was soll das bedeuten?«
    Philippa zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.

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