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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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seiner Schwester auf und schaute ebenfalls auf Madame Cœur de Lapins Haar. In diesem Moment spähte die Maus, die die Gefahr witterte, über den Rand des Schlangenkörpers und versuchte, die Höhe vom Kopf der Französin bis zum Boden abzuschätzen. Zu spät! In der nächsten Sekunde griff die Schlange mit der Schnelligkeit eines Peitschenhiebs an. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie die arme Maus mit Haut und Haaren verschluckt.

Gefangen in der Flasche

    ahnsinn«, keuchte John, als die Schlange ihr Maul zuklappte und die Maus durch ihren langen Hals hinunter in den Magen presste.
    »Das gefällt mir nicht«, flüsterte Philippa. »Ich glaube, wir sollten lieber gehen.«
    »Vielleicht hast du Recht«, stimmte John ihr zu. Er schob das Rohr des Teleskops gelassen weg, als würde ihn das, was in Madame Cœur de Lapins Frisur vor sich ging, nicht im Mindesten berühren. Höflich lächelnd stieg er die Leiter herunter und ging ein paar Schritte auf die Tür zu.
    »Ihr dürft noch nicht gehen«, protestierte Madame Cœur de Lapin, die anscheinend von den Geschehnissen auf ihrem Kopf nichts ahnte. »Ihr seid doch gerade erst gekommen.« Dann zuckte sie zusammen, als wäre eine Sprungfeder in ihrem Inneren gerissen. »Ihr seid doch gerade erst gekommen. Ihr seid doch gerade erst gekommen.« Sie klang wie eine gesprungene Schallplatte. »Ihr seid doch gerade erst gekommen. Ihr seid doch gerade erst gekommen.«
    Dann wurde ihr Blick leer und glasig. Ihr Mund klappte auf, ein paar falsche Zähne fielen heraus, und ihr Kopf sank vornüber auf die Brust, als hätte ihr jemand den Strom abgedreht.
    »Lass uns von hier verschwinden«, drängte John.
    »Das versuche ich ja«, sagte Philippa. »Aber ich kann meine Beine nicht bewegen.«
    »Hey, ich auch nicht! Was ist los? Ich bin gelähmt.«
    »Wäre Onkel Nimrod doch hier.«
    Nachdem die Ägyptische Kobra die Maus verschluckt hatte, wickelte sie ihren endlos wirkenden Schlangenkörper von Madame Cœur de Lapin ab, bis er schließlich den Boden erreicht hatte. Dort fing die Kobra an zu wachsen, bis ihr Körper so stämmig wie ein Mann war und ihr Kopf so groß wie eine Schaufel.
    »Schau ihr nicht in die Augen«, warnte Philippa. »Sie versucht, uns zu hypnotisieren.«
    »Hypnotisiert zu werden macht mir nur halb so viel aus wie gebissen zu werden«, sagte John. Er fühlte sich bereits hypnotisiert, denn ihm war, als wüchsen der Schlange Arme und Beine und sie verwandle sich in einen Mann mit Hakennase, einem kleinen hellen Bart und unsympathischem Gesichtsausdruck. Ein oder zwei Sekunden später war das Reptil gänzlich verschwunden, und vor ihnen stand ein gut aussehender, arrogant wirkender Engländer, der streng nach Schlange roch.
    Da Philippa nicht wegrennen konnte, versuchte sie, ihre Angst zu unterdrücken. »Ich vermute, Sie sind Iblis«, sagte sie ruhig.
    »Du vermutest zu viel, du armselige kleine Kröte«, schnaubte Iblis höhnisch. »Wenn ich etwas mehr hasse als einen jungen Dschinn aus dem Stamm der Marid, dann sind es zwei junge Dschinn aus dem Stamm der Marid.« Er schluckteschwer und legte sich die Hand auf den Magen. »Du hältst deinen Trick mit der Maus wohl für sehr schlau, was?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte Philippa zitternd.
    »Hast du eine Ahnung, wie ekelhaft eine Maus schmeckt? Igitt, ist mir schlecht. Und ich stinke wie das Reptilienhaus im Londoner Zoo.«
    Er fuhr sich mit der Zunge über den Gaumen, zog mit einem grässlichen Geräusch die Nase hoch und spuckte widerlichen grünen Schleim auf den Teppich.
    »Nein? Das dachte ich mir.«
    »Warum haben Sie sie dann gegessen?«, fragte Philippa.
    »Weil Schlangen das nun mal tun, Miss Schlauberger«, zischte Iblis. »Schlangen fressen Mäuse. Ich hatte sie schon hinuntergeschluckt, bevor ich mich fragen konnte, wie eine krabbelnde Maus in Madame Cœur de Lapins Haar kam. Sie mag ja Französin sein, aber entgegen dem landläufigen Vorurteil waschen sich sogar Franzosen manchmal die Haare.«
    Iblis trug einen noblen Nadelstreifenanzug von Savile Row, handgearbeitete Schlangenlederschuhe sowie einen Spazierstock mit kunstvollen Schnitzereien und einem silbernen Knauf. Er lockerte seine Krawatte, knöpfte sich den Kragenknopf seines teuren Hemds auf und hustete unangenehm. Aus dem Husten wurde ein lautes Würgen.
    »Das hat man davon, wenn man mit einer Maus im Magen zu schnell menschliche Gestalt annimmt«, sagte Iblis und spuckte noch mehr grünen Schleim aus. »Das Fell ist das Problem.«

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