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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Vielleicht, dass die Zeit in dieser Flasche eine andere Geschwindigkeit hat.«
    »Ach, was für eine tröstliche Vorstellung«, meinte John. »Ich hatte mich gerade an den Gedanken gewöhnt, hier die nächsten fünfzig Jahre zu verbringen. Und jetzt kommst du und sagst, dass fünfzig Jahre hier drin noch viel länger dauern könnten.«
    Philippa schluckte ihre Übelkeit hinunter. »Du hast Recht.« Sie überlegte. »Vielleicht vergeht die Zeit hier drin auchschneller. Sodass fünfzig Jahre uns wie fünf Minuten vorkommen. Wie auch immer, ich wünschte, ich hätte ein paar von Mutters Kohletabletten dabei.«
    »Probier es doch mal aus«, schlug John vor. »Hatte Nimrod nicht davon gesprochen, dass man seine Dschinn-Kraft auch in einer Flasche benutzen kann, um sie zu möblieren und um Essen und Trinken herbeizuwünschen? Ein paar Kohletabletten dürften nicht allzu schwierig sein.«
    Philippa zögerte nicht lange. Sie murmelte ihr Fokuswort , und sofort lagen zwei Pillen auf ihrer Handfläche.
    »Super«, sagte John. Er nahm die Tablette, die Philippa ihm hinhielt, und schluckte sie hinunter.
    »Wie wär’s mit einem Teppich?«, schlug Philippa vor. »Der Boden ist ein bisschen hart und glatt.«
    »Welche Farbe?«
    »Rosa«, sagte Philippa. »Ich mag Rosa.«
    »Rosa?« John verzog das Gesicht. »Warum nicht lieber Schwarz? Ich mag Schwarz. Das ist echt cool. Und außerdem: Wäre ein Fernseher nicht besser?«
    »Willst du jetzt etwa fernsehen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Was sollen wir hier denn sonst tun?«
    Nach mehreren Versuchen gelang es John, sich ein Fernsehgerät herbeizuwünschen, das nicht wie eine moderne Skulptur aussah. Nachdem er auch noch einen Sessel erschaffen hatte, setzte er sich hin und schaltete den Fernseher an.
    »Typisch für dich«, sagte Philippa. »Wir hocken in einer Flasche, und du kannst nur ans Fernsehen denken.«
    John stöhnte laut auf. »Na toll. Ägyptisches Fernsehen.«
    »Was hast du denn erwartet? Schließlich sind wir in Ägypten.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht könntest du Arabisch lernen.«
    John schleuderte die Fernbedienung gegen den Bildschirm, stieß einen gellenden Wutschrei aus und vergrub das Gesicht in den Händen. »Hier kommen wir nie mehr raus«, seufzte er.

Das Sekhem-Zepter

    n der Flasche verwandelten sich die Minuten in Stunden, und die Stunden wurden zu Tagen. Die Zwillinge lenkten sich ab, indem sie versuchten, Madame Cœur de Lapins Brandy-Karaffe zur beiderseitigen Zufriedenheit zu möblieren und zu dekorieren. Doch das war unmöglich. Nach einer Woche beschlossen sie, die Wohnfläche mit einem Paravent abzutrennen, um ihre völlig verschiedenen Stilrichtungen zu verwirklichen.
    John erschuf einen ultramodernen Raum in Grau und Schwarz mit einem großen Ledersessel, einem riesigen Kühlschrank, Computerspielen sowie einem Fernseher mit Großbildschirm und DV D-Player . Auf diesem konnte er jederzeit einen Film ansehen, solange es ein alter Spielfilm war – es stellte sich nämlich heraus, dass er keinen Film herbeiwünschen konnte, den er noch nicht gesehen hatte.
    Philippas Wohnhälfte war rosa und verspielter; sie richtete sie mit einem großen Bett ein, dazu Unmengen von Stofftieren, einem Radio (welches nur ägyptische Musik spielte, die sie nach einer Weile ganz gern hörte), einer Bibliothek voller Bücher über die Pharaonen und einer gut ausgestatteten Küche, in der sie sich das Kochen beibrachte.
    Eines Tages lud sie John zum Essen auf ihre Seite der Flasche ein. Sie hatten sich gerade an den Tisch gesetzt, als ein lautes gläsernes Klingeln hoch über ihren Köpfen verkündete, dass die Karaffe wieder geöffnet wurde.
    Philippa keuchte laut vor Schreck, als sie sich wieder in Rauch aufzulösen begann.
    »Vielleicht hat Iblis beschlossen, uns doch zu töten«, sagte John, während sich die Flasche mit Rauch füllte.
    »Wo ist dein Optimismus geblieben?«, fragte Philippa.
    »Solange es schnell geht, ist mir alles egal«, sagte John. »Ich drehe hier drin langsam durch.«
    »Und wieso hältst du Iblis für einen Dschinn, der andere schnell tötet?«, fragte sie und stieß einen Angstschrei aus, als sie durch den Flaschenhals hinaus in die Außenwelt getragen wurde.
    Als sich der Rauch verzogen hatte, fanden sich die Zwillinge in Madame Cœur de Lapins Bibliothek wieder. Die Französin lag mit geschlossenen Augen auf einer Chaiselongue und schnarchte laut. Weder von Iblis noch von einer Kobra war etwas zu sehen. Statt dessen

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