Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
»Das, auf dem Sie angeblich das Auge des Waldes entdeckt haben.Wer waren übrigens die anderen Leute neben Ihnen auf dem Foto?«
»Die? Ach, nur ein paar Touristen, die damit einverstanden waren, ein Filmstudio in England zu besuchen. Ja, ganz recht. Hatte ich das nicht erwähnt? Es war eine Filmkulisse. Ziemlich gut, findet ihr nicht?«
»Dann könnten Sie also auch das Video gefälscht haben«, meinte John.
»Wenn es so wäre, hätte ich nichts gegen euch in der Hand«, sagte Macreeby. »Und das ist ziemlich unwahrscheinlich. Ich würde damit ein gewaltiges Risiko eingehen, nicht? Und den Zorn dreier mächtiger Dschinn auf mich ziehen. Vier, wenn wir eure Mutter mitrechnen. Es war ein glücklicher Umstand, dass sie im Moment von der Bildfläche verschwunden ist, nicht?« Macreeby schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin weder mutig genug, um es zu fälschen, Junge, noch ausreichend waghalsig. Außerdem verlange ich jetzt, wo ihr mich hierhergeführt habt, zum echten Auge des Waldes, nicht mehr von euch, als dass ihr mir nicht in die Quere kommt. Wenn ihr euch daran haltet, werdet ihr euren Vater unverletzt zurückbekommen. Darauf habt ihr das Wort von Virgil Macreeby.«
»Was immer das wert ist.« Nimrod lachte. »Hinter was genau sind Sie her, Macreeby?«
»Das sollte doch offensichtlich sein. Ich habe vor, die verlorene Stadt Paititi zu finden.«
»Dann wird mir einiges klar«, sagte Nimrod. »Bei dieser Sache springt für euch beide etwas heraus. Sie haben vor, das
Kutumunkichu -Ritual
zu vollziehen, nicht wahr?«
»Nie davon gehört«, sagte Macreeby unschuldig. »Sie irren sich.
Kutumunkichu
? Was ist das?«
»Durch das
Kutumunkichu -Ritual
hoffen Sie, die Macht zu erlangen, Erdmetall in Gold zu verwandeln.« Dann sah er Dybbuk direkt in die Augen: »Während du, Buck, glaubst, du könntest in Paititi deine Kraft zurückgewinnen. Wie Manco Cápac. Ist es nicht so?«
»Warum nicht? Bei ihm hat das Ritual doch auch funktioniert «, sagte Buck. »Warum also nicht bei mir?«
Macreeby zuckte zusammen. »Das hättest du besser nicht sagen sollen«, sagte er zu Dybbuk.
Aber dieser achtete gar nicht auf ihn. »Es wird funktionieren «, sagte er zu Nimrod. »Es muss.«
Philippa tat er fast ein bisschen leid.
»Haben Sie ihm das eingeredet, Macreeby?«, fragte Nimrod.
»Ich habe ihm gar nichts eingeredet.« Macreeby klang entrüstet. »Buck hat die alten Inkatexte selbst studiert. In der Bibliothek meines Schlosses in England. Sie erinnern sich doch an meine Bibliothek, Nimrod?«
»Welche alten Inkatexte sollen das sein?«, hakte Nimrod nach. »Schließlich haben die Inka keine schriftlichen Aufzeichnungen verfasst.«
»Der Inkapriester Ti Cosi, ein Neffe von König Titu Cusi, der wiederum ein Neffe Atahualpas war, hat einem spanischen Chronisten um 1550 einige Mythen und Legenden der Inka erzählt. Darunter war auch das
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. Ich besitze die einzige noch vorhandene Kopie dieser Chronik. Allerdings fehlte mir die Karte, um hierherzukommen. Dank Ihnenist das nun kein Problem mehr. Und bevor Sie auf andere Gedanken kommen, sollten Sie wissen, dass Dybbuk, auf der Suche nach einer Lösung für sein Problem, mich von sich aus aufgesucht hat. Als Belohnung für meine Hilfe bekomme ich sechs anstelle von drei Wünschen. Drei von Zadie und drei von Buck. Das heißt, er wird sie mir gewähren, sobald er seine Dschinnkraft zurückgewonnen hat. Der einzige Grund, warum ich nicht darauf bestehe, dass einer von euch mir ebenfalls drei Wünsche gewährt, ist, dass ich euch zutrauen würde, mir etwas anzutun, obwohl ich euren Vater in der Gewalt habe.«
Bei der Erwähnung ihres Vaters musste sich Philippa die Tränen fortwischen.
»Ach ja«, sagte Macreeby. »Apropos Tränen. Die Tränen der Sonne, die in Zadies Rucksack waren, brauchen wir für das Ritual. Also gebt sie bitte heraus.«
Als sich niemand rührte, fügte Macreeby hinzu: »Ich muss nur das Satellitentelefon benutzen und Mr Haddo sagen, dass ihr Schwierigkeiten macht. Er wird augenblicklich ein neues Video von eurem Vater schicken. Allerdings wird es deutlich weniger schön anzuschauen sein als das erste. Macht schon. Her damit. Erspart eurem Vater den Kummer. Ach ja, und das Satellitentelefon gebt ihr mir am besten auch gleich. Zadie hat mir gesagt, dass ihr eines besitzt.«
John griff in seinen Rucksack und fand die drei goldenen Scheiben, die aus dem Peabody-Museum gestohlen worden waren. Zu seiner Überraschung fühlten sie sich
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