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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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ich ein Mann bin, der weiß, was sich gehört, und ich nicht vorhabe, dir das Ohr oder den kleinen Finger deines Vaters zu übergeben.«
    Virgil Macreeby nickte Dybbuk zu, der seinen Rucksack auf den Boden fallen ließ und wortlos darin herumzukramen begann. Abgesehen von seiner Forderung, einfach nur Buck genannt zu werden, hatte Dybbuk noch kein einziges Wort gesagt. Die Scham, die er gegenüber seinen früheren Freunden empfand, hatte es bisher verhindert.
    »Mr   Gaunt wurde morgens auf dem Weg zur Arbeit entführt«, erklärte Macreeby, »während ihr zusammen in New Haven wart.«
    »Mr   Senna hätte nie zugelassen, dass jemand meinen Vater entführt«, blieb John fest. »Er ist Dads Leibwächter und sein Chauffeur. Und darin ist er ziemlich gut. Er war bei den Sondereinsatzkräften der US Army.«
    »So, war er das?« Macreeby verzog das Gesicht. »Nun, Sondereinsatzkräfte oder nicht, euer Mr   Senna hat einen Magen wie jeder andere auch. Und den kann er sich verderben, vor allem, wenn es meinen Leuten gelingt, ihm etwas Unbekömmliches unterzuschieben, das er sich dann einverleibt. Zum Beispiel einen von mir gebrauten Trank, der ihn drei Tage lang auf der Toilette festhält. Das nenne ich wirklich besondere Einsatzkräfte.« Macreeby stieß ein unangenehmes Gackern aus. »Jedenfalls war er an jenem besagten Tag einfach nicht da, um deinen Vater zur Arbeit zu fahren. Dafür aber einer meiner Anhänger, Mr   Haddo. Auf jeden Fall hat dein lieber Vater nichteinmal gemerkt, dass der gute alte Senna gar nicht auf dem Fahrersitz saß. Nicht, bevor es zu spät war. Zeig es ihm, Buck.«
    Dybbuk zog einen kleinen Laptop aus seinem Rucksack. Er schaltete den Computer ein, ging auf eine bekannte Webseite, die Unmengen von Videos zeigte, und reichte ihn John.
    John versuchte seinem alten Freund in die Augen zu sehen, aber Dybbuk mied seinen Blick.
    »Und ich habe geglaubt, Finlay würde Macreeby helfen«, sagte John. »Dabei warst du das die ganze Zeit. Das hätte ich mir denken können. Warum machst du das, Buck? Ich dachte, wir wären Freunde.«
    Aber Dybbuk gab keine Antwort. Das hier – der Moment, in dem er John und Philippa gegenüberstand – war der Augenblick, vor dem er sich am meisten gefürchtet hatte. Jetzt, wo er vor seinen früheren Freunden stand und er ihre Enttäuschung ertragen musste, fühlte er sich elender, als er erwartet hatte. Nach all den Abenteuern, die sie gemeinsam durchgestanden hatten, wusste er genau, was sie von ihm denken mussten. Er zuckte zusammen, als habe ihn jemand mit einem heißen Eisen verbrannt, als Groanin herauspolterte: »Ich hab den Burschen nie gemocht. Hab immer gedacht, dass er nichts als Ärger macht. Nichts als Ärger, sag ich.«
    In der Zwischenzeit hatten sich Groanin, Nimrod, Philippa und Muddy um den Laptop geschart und warteten auf die Aufzeichnung.
    Im Video saß Mr   Gaunt auf einem Stuhl in einem Käfig. Er trug einen orangefarbenen Anzug und hielt mit gefesseltenHänden eine Ausgabe der
New York Daily Post
hoch. Das Video zeigte nun in Großaufnahme die Titelseite und dann das Erscheinungsdatum der Zeitung; ein hinreichender Beweis dafür, dass man Mr   Gaunt tatsächlich gefangen genommen hatte. Er sah ein wenig müde und unrasiert aus, wirkte ansonsten aber unverletzt.
    »Hallo, Kinder«, sagte Mr   Gaunt. »Hallo, Nimrod. Ich nehme an, ihr wisst inzwischen, dass ich entführt wurde und von drei verrückten englischen Hippietypen als Geisel gehalten werde. Ich habe keine Ahnung, wer sie sind oder was sie wollen, aber sie behandeln mich ganz gut. Ich bekomme reichlich zu essen und zu lesen und schaue viel fern. Man hat mir aufgetragen, euch zu sagen, dass sie mich unverletzt wieder laufen lassen werden, wenn ihr genau das tut, was sie sagen. Falls ihr nicht kooperiert, könnte es für mich etwas unangenehm werden. Das sind ihre Worte, nicht meine. Das ist mehr oder weniger alles, was ich sagen darf, außer, dass ihr mir fehlt, John und Philippa. Ich habe euch lieb und hoffe, wir sehen uns bald wieder. Macht euch keine Sorgen um mich. Wir haben schon früher schlimme Zeiten durchgemacht und werden auch die hier überstehen.«
    Als das Video abrupt abbrach, sahen sie es sich noch einmal an.
    »Wirklich herzergreifend«, sagte Macreeby.
    »Ist das echt?«, fragte John Nimrod.
    »Natürlich ist es echt«, sagte Macreeby irritiert. »Wie kommst du auf den Gedanken, es könnte nicht echt sein?«
    »Sie haben das Foto in der Zeitung gefälscht«, sagte John.

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