Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Zadie. Doch ihre Stimme klang irgendwie monoton und mechanisch. »Ich liebe ihn. Schon immer. Und das wird immer so bleiben. Liebe.
L’amour, toujours l’amour
.«
»Sehen Sie?« Macreeby lächelte und deutete auf die Tür des Inkaportals. »Nun dann«, sagte er. »Es tut mir leid, dieses äußerst rührende Wiedersehen zu beenden, aber wir müssen dort hinein. Wirklich klug von Ihnen, herauszufinden, wie man den Knoten am Türschloss löst, Nimrod. Ich selbst hätte ihn einfach mit der Machete durchtrennt und gut. Wie dieser andere berühmte Bursche aus Griechenland.«
»Ich habe das Geheimnis nicht herausgefunden«, sagte Nimrod. »John war es.«
Macreeby lächelte John an.
»Dann war es klug von dir. Vielleicht machst du dich jetzt auf und eroberst die bekannte Welt. Ach ja, noch etwas. Nach meiner Information gibt es eine Seilbrücke, die direkt nach Paititi führt. Ist das korrekt?«
»Korrekt«, sagte Philippa.
»Und die Wächter? Die Mumien der Inkakönige?«
»Sie sind fortgegangen«, sagte Philippa und bedachte Zadie mit einem bösen Lächeln. »Um den Xuanaci zu helfen.«
Dass sie und John Macreeby gegenüber ehrlich waren, lag an ihrer Sorge um ihren Vater.
»Sie sind wie üblich gut informiert, Macreeby«, sagte Nimrod.
»Ich lese nun mal gerne«, sagte dieser. »Man gewinnt einen unschlagbaren Vorteil gegenüber Menschen, die ihre Informationen ausschließlich aus Radio und Fernsehen beziehen.«
»Ist es Ihnen dann noch nicht in den Sinn gekommen«, sagte Nimrod, »dass Ti Cosi versucht haben könnte, seinen spanischen Chronisten an der Nase herumzuführen? Dass das
Kutumunkichu -Ritual
in Wirklichkeit das Pachakuti herbeiführt? Die große Zerstörung?«
»Ich komme auf meine vorige Frage zurück, Nimrod. Wenn die Inka über eine derartig zerstörerische Kraft verfügten, warum haben sie sie dann nicht gegen Pizarro eingesetzt? Nein, ich glaube nicht, dass das
Kutumunkichu -Ritual
das Pachakuti herbeiführen wird.« Macreeby schüttelte den Kopf und hob seinen Rucksack auf. »Trotzdem ein guter Versuch.«
Er sah Dybbuk und Zadie an. »Kommt, ihr beiden. Wir müssen los.«
»Was ist mit meinem Vater?«, fragte John.
»Ich lasse euch den Laptop und ein Passwort da. Damit könnt ihr euch jederzeit einloggen und euch über sein Wohlbefinden informieren«, sagte Macreeby. »Aber ihm wird nichts geschehen. Vorausgesetzt, niemand versucht uns zu folgen oder sich einzumischen. Sobald ich sicher aus Peru heraus bin, rufe ich Mr Haddo an und gebe ihm Befehl, euren Vater freizulassen. Ganz einfach. Ich habe keineswegs die Absicht, den Zorn eurer Mutter Layla auf mich zu ziehen, das könnt ihr mir glauben.«
»Von meinem Zorn ganz zu schweigen«, sagte Nimrod.
»Genau das ist der Grund dafür, weshalb ich vermutlich sechs Wünsche brauchen werde. Sehen Sie, Nimrod? Ich habe an alles gedacht.«
Macreeby öffnete die Tür des Inkaportals und dicht gefolgtvon Dybbuk und Zadie ging er hindurch. Die drei verschwanden auf der Stelle.
»Der Mann ist mir absolut zuwider«, sagte Groanin.
»Mir auch«, sagte Nimrod und schloss die Tür hinter ihnen.
»Und jetzt? Was machen wir jetzt?«
»Sie haben gehört, was Macreeby gesagt hat. Uns sind die Hände gebunden, Groanin.«
»Normalerweise«, sagte John, »versucht man jemanden, der entführt wurde, zu finden, bevor das Lösegeld gezahlt wird.«
»Das ist aber nicht so einfach, wenn man am Oberlauf des Amazonas ist«, sagte Groanin.
»Wenn eure Mutter doch nur in New York wäre«, sagte Nimrod. »Und nicht in Brasilien.«
»Wir müssen ihr eine Nachricht zukommen lassen«, sagte Philippa. »Wir müssen ihr sagen, dass sie nach Hause fahren und Dad suchen soll.«
»Hat jemand die Telefonnummer von Doktor Kowalski?«, fragte Nimrod. »Das ist ihr Schönheitschirurg.«
»Nein«, sagte Philippa. »Sie hat sie uns nicht gegeben. Außerdem hat Macreeby uns das Satellitentelefon weggenommen.«
»Dann wünschen wir uns eben ein neues«, sagte John.
»Nicht hier«, sagte Nimrod. »Nicht an diesem Ort. Das wisst ihr doch.«
»Schon gut«, sagte John. »Dann gehen wir fort von hier und telefonieren woanders.«
»Warum benutzen wir nicht den dschinternen Postweg?«, schlug Philippa vor. »Das geht wahrscheinlich schneller.«
Damit meinte sie die Verbindung zwischen verschwisterten erwachsenen Dschinn, die es ihnen ermöglichte, etwas zu verschlucken, das im Mund des oder der anderen wiederauftauchte. Ganz egal, wie weit sie voneinander entfernt sein
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