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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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zu.
    »Und wo sind deine beiden kleinen Freunde?«, wollte der Guru wissen.
    »Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, lagen sie im Wohnheim und schliefen«, sagte John.
    Der Guru lächelte nachsichtig. »Das stimmt nicht. Dort haben wir schon nachgesehen, als wir deinen Vater festnahmen.« Er schaute zur Statue hinauf und kniff fasziniert dieAugen zusammen. »Ich glaube, dass sie immer noch dort oben sind.«
    Er wandte sich an seine Männer und zwei von ihnen zogen sich eilends bis auf den Lendenschurz aus; dann kletterte einer auf die Schultern des anderen und zog sich ins Maul der Statue hinauf. Er verschwand für mehrere Minuten.
    »Also«, sagte Guru Masamjhasara. »Warum seid ihr in den Aschram gekommen, du und dein Vater?«
    »Hab ich schon gesagt«, beteuerte John. »Um Sie auszuspionieren.«
    »Absichtlich oder zufällig?« Der Guru sah von John zu Groanin, und als keiner der beiden antwortete, drehte er John den Arm auf den Rücken, bis es weh tat.
    Als er Johns Schmerzensschrei hörte, versuchte Groanin sich von seinen beiden Wächtern loszureißen, doch er hatte die volle Kraft, die in seinem neuen Arm steckte, noch nicht entdeckt. »Lassen Sie den Jungen in Ruhe!«, rief er.
    »Wir sind hergekommen, um zu beweisen, dass Sie ein Schwindler sind«, sagte John, dem plötzlich etwas einfiel. Eine Möglichkeit, wie er den Ruf des Gurus vor seinen Anhängern untergraben könnte. Er entwand sich dem Klammergriff des Gurus und rannte zum Schlangenbehälter. Vierzig oder fünfzig Schlangen befanden sich darin, allesamt tödlich. Doch John zögerte nicht lange. Mit beiden Händen fuhr er in das zischende Schlangengewirr, packte eine dicke schwarze Kobra und hielt sie in die Höhe. Johns offensichtliche Tollkühnheit löste im Publikum lautes Gemurmel aus. »Seht ihr?«, erklärte John. »Es gibt nichts zu befürchten. Diese Schlangen sind harmlos. Man will euch reinlegen.«
    Der Guru unternahm keinen Versuch, John aufzuhalten. Stattdessen sah er wie alle anderen im unterirdischen Tempel gespannt zu, was bei Johns Aktion herauskommen würde. Einen Moment lang wirkte die riesige Kobra in Johns Händen genauso fasziniert. Fast sanftmütig fixierte sie John mit ihren schwarzen Knopfaugen, während die Zunge tastend durch die Luft fuhr. Im nächsten Augenblick gab die Schlange ein lautes Zischen von sich – wie ein halb voller Kessel mit kochendem Wasser. Einen Sekundenbruchteil später schlug sie zu, biss John zuerst ins Handgelenk, und zwar so fest, dass sie den Kopf hin und her bewegen musste, um die Giftzähne wieder herauszuziehen, und dann mitten in die Brust, kurz über dem Herzen. Die Zuschauer stöhnten laut auf, denn der Biss einer großen Kobra in die Nähe des Herzens ist, vor allem bei einem Kind, mit Sicherheit tödlich.
    John war nicht sonderlich überrascht darüber, dass die Kobra zubiss, eher darüber, dass es so weh tat. Es war, als bekäme man von einem ungeschickten Arzt zwei üble Spritzen gleichzeitig verpasst. Er fasste sich an die Brust und sah, dass Blut an seinen Fingern kleben blieb. Beim dritten Mal biss ihn die Schlange in die Hand, die noch immer ihre dicke Körpermitte festhielt. John heulte auf und ließ die Schlange in den Behälter zurückfallen.
    Instinktiv presste er den Handrücken auf den Mund und saugte die Wunde aus. Inzwischen hatte er keinen Zweifel mehr, dass die Schlangen samt und sonders giftig waren. Er konnte das Gift regelrecht auf den Lippen schmecken, die bereits taub zu werden begannen. Hatte er einen schrecklichen Fehler gemacht und Dybbuk am Ende doch Recht gehabt? Wardie Immunität gegen Schlangengift wie die Dschinnkräfte an Wärme gekoppelt? John schauderte. Ihm war plötzlich sehr, sehr kalt. Kalt und elend.
     
    »Es tut weh, nicht wahr?«, sagte Guru Masamjhasara und kicherte. »Man würde auch ohne Gift wissen, dass man gebissen wurde, nicht?«
    John spürte, wie ihm heiß und kalt wurde, und er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
    »Ich habe mir sagen lassen, dass die Boa Constrictor von allen Schlangen den schmerzhaftesten Biss hat. Nun ist eine Boa zwar überaus gefährlich, aber sie ist keine Giftschlange. Das Gift macht den Unterschied. Besonders bei der Königskobra. In einzelnen Tropfen ist es zwar weniger giftig als das einer gewöhnlichen Kobra, aber dafür sondert eine Königskobra bei jedem Biss bis zu sieben Milliliter Gift ab. Eine gewaltige Menge. Genug, um einen Elefanten zu töten. Oder bis zu vierzig zwölfjährige

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