Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
fasziniert, was eine Kreatur wie du wohl mit drei Wünschen anfangen würde. Du könntest dir als Erstes zwei Hände wünschen, die sich nicht anfühlen wie zwei feuchte Fischfilets. Vielleicht könntest du dir auch ein Gesicht wünschen, das das hässlichste Kamel nicht noch übertrifft. Das wäre doch auch schön, nicht? Und drittens – mal sehen – ja, ich weiß es. Du könntest dir eine Persönlichkeit wünschen. Nicht zu charismatisch. Nur ein paar Eigenschaften, die deine krötenhafte Unterwürfigkeit abrunden. Ein bisschen Konversationstalent vielleicht; ein oder zwei eigenständige Gedanken. Vielleicht sogar einen Teelöffel voll Charme. Ach, seien wir großzügig – einen Esslöffel voll. Ja, ich kann mir vorstellen, dass dir drei Wünsche gelegen kämen. Und da es dein Geburtstag ist, gebe ich dir drei Wochen Urlaub, um die Sache zu erledigen. Ohne Bezahlung, versteht sich.«
Oleaginus spürte, wie ihm vor Freude das Herz in der Hühnerbrust hüpfte. »Sie sind zu gütig, Sir.«
»Ja, ich weiß. Eines noch. Die Dschinnfessel. Führ sie ordentlich aus. Wenn ich alle vier in der Flasche habe, die Zwillinge, Nimrod und Rakshasas, will ich sie ab und zu gefahrlos herausholen können, um mich an ihnen zu weiden. Kapiert?«
»Ja, Herr.«
»So, und jetzt gib mir die Tüte.«
Oleaginus reichte seinem Herrn die Tüte, aus der Iblis einen Ziegenkopf herausholte, und inmitten eines Chors aus laut quiekenden Ratten warf der bösartigste Dschinn der Welt dasleckere Häppchen auf den Boden. Als die Ratten lautstark über den Kopf herfielen und ihr grausiges Festmahl begannen, lächelte Iblis vergnügt.
»Hör ihnen gut zu«, sagte er. »Den Kinderchen der Abwasserkanäle. Wie schön sie singen.«
Oleaginus lächelte gezwungen. »Wirklich reizend«, sagte er.
»Enttäusche mich nicht, Oleaginus. Ich bin sicher, du würdest ebenso gut schmecken wie der Ziegenkopf. Sogar noch besser, falls du noch am Leben sein solltest, wenn das Festmahl beginnt. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja, Herr.«
Zwillinge
Die Zwillinge brauchten Stunden, um ihre neuen Laptops einzurichten. Die Hotline des Herstellers, die ihren Sitz im Tausende Kilometer entfernten Indien hatte, war dabei nicht die geringste Hilfe. Die Person am anderen Ende der Leitung, ein cool klingender Amerikaner, der sich als Joey aus Cleveland, Ohio, vorstellte, schien von Computern nicht viel Ahnung zu haben. Im Gegenteil. John hatte eher den Eindruck, als erzähle Joey genau das Gegenteil von dem, was nötig war. Nach einer knappen Stunde nutzloser und widersprüchlicher Ratschläge verzichtete John lieber auf Joey und beschloss, dass es vielleicht das Beste war, das Handbuch des Computers zu lesen. Auf diese Weise schaffte er es schließlich selbst, die Laptops einzurichten. Kaum war das geschehen, erhielt er eine E-Mail von Dybbuk:
müsst mich drngnd auf Bannermann’s Island im Hudson River treffen. Ist bei euch u. d. Ecke. Geht um Leben & Tod, also erzählt niemd. davon. Vor allem nicht e. Mutter, sie erzählt es bloß meiner. Wenn Mom versucht, mir zu helfen, bringt s. s. nur selbst in Gefahr. Kommt allein. Und passt auf, dass euch keiner folgt. Die Kerle, die hinter mir her sind, haben schon 2 Menschen umgebracht. Sie werden nicht lange fackeln. In Todesangst, euer Buck S.
John zeigte Philippa die E-Mail und wollte wissen, was sie davon hielt. »Schick eine Mail zurück und frag ihn, was das soll«, schlug Philippa vor. »Die Nachricht könnte schließlich von sonst wem sein.«
»Nein, das ist wirklich seine E-Mail -Adresse«, sagte John. »Und der Schreibstil kommt mir auch bekannt vor. Außerdem habe ich ihm schon eine Antwort geschickt, die wieder zurückgekommen ist. Wenn er wirklich in Gefahr ist, kann er seine E-Mails vielleicht gar nicht mehr abholen. Die Nachricht, die er uns geschickt hat, stammt vom Tag unserer Geburtstagsparty. Seitdem kann alles Mögliche passiert sein.«
Philippa holte einen örtlichen Reiseführer, um festzustellen, wo Bannermann’s Island lag. »Die Insel liegt im Hudson River, hundertzehn Kilometer flussaufwärts von New York«, erklärte sie. »Das sind zwei Stunden Zugfahrt bis Newburgh Bay. Und hör dir das an. Die Insel ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Wenn man in Newburgh Bay ankommt, kann man nur mit dem Kanu hinübergelangen. Einen schwerer erreichbaren Ort hätte er sich kaum aussuchen können.«
»Vielleicht ist das der springende Punkt«, meinte John. »Wenn die Insel schwer erreichbar
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