Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
sondern auch die der anderen vier.«
»Wie ist das möglich?«, fragte der zweite Bettelfakir.
»Es ist möglich«, sagte Philippa. »Das werden Sie mir einfach glauben müssen.«
Die beiden Bettelfakire sahen sich unsicher an.
»Nicht einmal der Tirthankar, wenn er noch am Leben wäre, könnte das wissen«, sagte der erste Bettelfakir und schüttelte ungläubig den Kopf. »Nein, das ist unmöglich.«
»Ihr Arbeitgeber, wer immer das sein mag«, ließ sich Philippa nicht beirren, »wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass Sie sich mit einem Fakir zufriedengegeben haben, obwohl sie alle fünf hätten haben können. Übrigens, wer ist Ihr Arbeitgeber? Vielleicht kenne ich ihn ja.«
»Der Emir macht keine Geschäfte mit kleinen Mädchen«, sagte der erste Bettelfakir.
»Wie Sie wollen«, sagte Philippa. »Aber Sie sollten ihn wirklich zuerst fragen. Warum rufen Sie ihn nicht an? Ist der Emir hier in Bumby?« Philippa grinste. Die Sache fing an, ihr Spaß zu machen. »Ich kann es herausfinden, wissen Sie.«
Der zweite Bettelfakir lachte. »Und wie willst du das, bitte schön, anstellen?«
»Ich könnte Sie foltern.«
Die beiden Bettelfakire wollten sich ausschütten vor Lachen.
»Aber die Anwendung von Folter würde mich in ein schlechtes Licht rücken«, sagte Philippa. »Und das möchte ich nicht. Undwenn mein Onkel Nimrod recht hat, sind Sie einiges an Schmerzen gewöhnt, also würde das offensichtlich nicht funktionieren. Es sei denn …«, jetzt klang Philippa nachdenklich, »es sei denn, es handelt sich um wirklich unmenschliche Schmerzen. Ja, ich wette, das könnte klappen.«
»Redet sie immer solchen Unsinn?«, wandte sich einer der Fakire an My.
»Das ist kein Unsinn«, sagte diese. »Sie ist ein Mensch mit enormen übersinnlichen Fähigkeiten. Wenn Sie diese Pistole nicht weglegen, fürchte ich, dass Ihnen eine äußerst böse Überraschung bevorsteht, junger Mann.«
»Also«, fuhr Philippa fort. »Es wird Folgendes geschehen. Entweder sagen Sie mir, wer dieser Emir ist und wo ich ihn finden kann, oder Sie werden es bitter bereuen. Außerdem können Sie sich mit der Gewissheit trösten, dass Sie in dieser Angelegenheit von vornherein keine Wahl hatten. Also tun Sie jetzt besser, was meine Freundin sagt, und legen die Waffe weg.«
»Du meinst diese Waffe hier?«, fragte der zweite Bettelfakir und hielt sie My an den Kopf. Zu ihrer Ehre muss gesagt sein, dass sie nicht einmal mit der Wimper zuckte.
»FABELHAFTIGANTISCHWUNDER …«
»Jetzt redet sie wieder Unsinn«, sagte der erste Bettelfakir.
»… LICHERICH!«
Fast im gleichen Augenblick schrien die beiden Fakire auf, weil sie merkten, dass sie keine Pistolen mehr, sondern lebende Frettchen in den Händen hielten, das sind Verwandte der Wiesel. Frettchen mögen es gar nicht, wenn sie von Fremden festgehalten werden, und schon im nächsten Moment biss jedes der Tiere dem Fakir in die Hand, der es festhielt. Interessant an Wieseln und Frettchen ist auch, dass sie nur ungern loslassen, wenn sieeinmal zugebissen haben, was auch für diese beiden Artgenossen galt.
»Aua! Aua! Aua!«, kreischte der erste Bettelfakir.
»Lass los, aua!«, der andere.
Miss Shoebottom lachte auf und hielt sich die Hand vor den Mund. »Eigentlich sollte ich nicht lachen. Nicht, wenn jemand Schmerzen leidet. Tut mir leid.«
»Aua!«
»Mein Vater hat früher auch Frettchen gehalten und immer gesagt …«, wieder musste Miss Shoebottom lachen, »er hat immer gesagt, seiner Meinung nach gibt es nichts, was schärfer zubeißen kann als ein Frettchen. Nicht mal ein undankbares Kind.« Wieder lachte sie. »Oh nein. Tut mir leid. Das ist nicht lustig.«
»Ich glaube, Sie haben es verdient, sich auf Kosten dieser beiden Gauner ein bisschen lustig zu machen«, sagte My. »Meinen Sie nicht?«
»Da haben Sie recht, Missus.«
»Nimm sie weg!«, schrie der zweite Bettelfakir.
»Wie hast du das gemacht?«, wollte Miss Shoebottom von Philippa wissen. »Diese beiden Pistolen in Frettchen zu verwandeln, meine ich. Bist du so eine Art Zauberin, Liebes?«
»Das erkläre ich Ihnen gleich«, sagte Philippa, »wenn ich mit den beiden fertig bin.«
»Auuuu!«, jammerte der erste Bettelfakir. »Ich halte das nicht mehr aus.«
»Wunderbar gemacht, Philippa«, sagte My. »Das hast du also mit unmenschlichen Schmerzen gemeint.«
»Und da nicht ich sie verursacht habe«, erklärte Philippa, »kann ich mir heute Abend im Spiegel auch noch ins Gesicht sehen.«
»Bitte
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