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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Nimrods Haus in der Stanhope Terrace Nummer 7 in Kensington.
    »Früher dachte ich immer, ich würde mich nie an diese Art des Reisens gewöhnen«, beklagte sich Groanin, während er die Küchentür aufschloss und dann höflich beiseitetrat, um Philippa und Nimrod als Erste eintreten zu lassen. »Aber das war einmal. Inzwischen sind mir Reisen mit dem Flugzeug völlig verleidet. Schlangen vor dem Check-in-Schalter, haben Sie diesen Koffer selbst gepackt, Durchleuchtungsanlagen, biometrische Scanner und Gott weiß, was sonst noch. Ich mag gar nicht daran denken. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sich ein Mensch auf dieser Welt keinen größeren Gefallen tun kann, als ein Narr zu werden – ein gut aussehender Narr.«
    »Das klingt, als müssten Sie schon ein halbwegs glücklicher Mann sein«, sagte Nimrod.
    Groanin brummte etwas vor sich hin und machte sich an die Zubereitung des Abendessens.
    »Nimrod«, schimpfte Philippa. »Das war unhöflich.«
    »Du findest also nicht, dass er gut aussieht?«, sagte Nimrod scherzend. »Jedenfalls für einen Butler.«
    »Das war gemein.«
    »Ein bisschen unfreundlich vielleicht«, gab Nimrod zu. »Aber es ist nur zu seinem eigenen Besten. Groanin war in letzter Zeit einfach nicht er selbst. Normalerweise ist er nur dann glücklich, wenn er sich über irgendetwas beklagen kann. Findest du nicht auch?«
    »Nein, finde ich nicht.«
    »Nein? Es ist einfach so, dass er sich nicht annähernd so oft beklagt wie früher, seit John und du ihm diesen zusätzlichen Arm verpasst habt. Und das macht mich wahnsinnig, kann ich dir sagen.«
    »Es ist kein zusätzlicher Arm«, sagte Philippa. »Er sollte sowieso zwei Arme haben.«
    »Das mag für jeden anderen gelten, aber nicht für Groanin«, sagte Nimrod. »Ihn hat der Umstand, zwei Arme zu haben, völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Vor allem, weil der eine viel stärker zu sein scheint als der andere. Weißt du, dass ich ihn vor ein paar Tagen beim Pfeifen erwischt habe? Beim
Pfeifen
. Was hat Groanin für einen Grund zu pfeifen? Dieser ganze Optimismus und seine gute Laune – das ist einfach nicht zum Aushalten.«
    »Für mich hat sich das eben nicht optimistisch angehört«, wandte Philippa ein. »Als er sich darüber beklagte, dass er gern ein Narr wäre.«
    »Mein liebes Kind«, sagte Nimrod, »du hast mich falsch verstanden. Groanin hat eben zum ersten Mal in zehn Jahren etwas Gutes über das Reisen per Wirbelsturm gesagt.«
    Sie aßen zu Abend, und als es dunkel war, holte Groanin den Rolls-Royce, um sie zu Madame Tussauds zu fahren. Vordem Eingang in der Marylebone Road stand ein noch größerer, stahlblauer Rolls-Royce, und aus diesem stieg ein kleiner, drahtig wirkender Mann mit dem größten Gaunergesicht, das Philippa je untergekommen war. Er hatte eine fliehende Stirn mit vielen Falten, große abstehende Ohren mit Diamantsteckern, buschige Augenbrauen, die über einer Hakennase zusammenwuchsen, unnatürlich große Zähne, einen kleinen Bart, einen dünnen Hals und hängende Schultern, eine breite Brust, kurze Stummelfinger und mehr Tattoos als der gesamte Strand von Ibiza. Als er sich Nimrod näherte, berührte der kleine Mann seine Stirnlocke.
    »Hallo, Sir«, sagte er leise, mit dem Akzent eines waschechten Londoners.
    »Hallo, Silman«, sagte Nimrod. »Das hier ist meine Nichte Philippa.«
    »’n Abend, Miss.«
    »Philippa, das ist der große Silman Franco, der nach einem langen Aufenthalt im südlichen Spanien erst kürzlich an diese Gestade zurückgekehrt ist. Herzlich willkommen übrigens.«
    »Das ist zu freundlich von Ihnen, Sir«, sagte Franco bescheiden. »Wirklich zu freundlich.«
    »Silman hat unserem Stamm im Laufe der Jahre schon viele wertvolle Dienste erwiesen«, erklärte Nimrod. »Er ist das, was wir Dschinn einen Kundschafter nennen. Jemand, der manchmal Aufgaben übernimmt, die wir aus verschiedenen Gründen lieber nicht selbst erledigen möchten: schnüffeln, spionieren, herumstöbern, ausspähen, aufbrechen, einbrechen und beschatten. Es gibt nichts Ruchloses, Illegales oder Kriminelles, das er nicht beherrscht.«
    »Stets zu Diensten, Sir, Mr   Nimrod.«
    »Silman ist ein guter, ehrlicher Gauner, auf den du dich verlassen kannst«, sagte Nimrod. »Und nach diesem Wagen zu urteilen, Silman, lebt es sich davon nicht schlecht, wie? Das ist ein wahres Prachtstück.«
    »Aufrichtigen Dank, Sir«, sagte Franco und verbeugte sich erneut.
    »Haben Sie es mitgebracht?«
    »Das habe ich, Sir.« Silman fasste

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