Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
etwas mit den Geistern zu tun haben könnte, die angeblich im Museum herumspukten. Doch nichts von alledem schien ihm im Augenblick von Bedeutung. Er musste Mr   Rakshasas einholen.
    Im Stockwerk darunter fand er den Sackler-Flügel und darin einen kleinen Sandsteintempel, der Ähnlichkeit hatte mit den Tempeln, die er in Ägypten gesehen hatte. Nur dass dieser hier in einer riesigen, modernen Halle stand und von einem kleinen Wasserbassin umgeben war. Ein Blick auf die Informationstafel an der Hallenwand bestätigte John, was er bereits geahnt hatte. Dies war tatsächlich der Tempel von Dendur.
    In der Annahme, dass Mr   Rakshasas bereits hier sein müsste, begann John nach ihm zu rufen. »Mr   Rakshasas?«, rief er. »Ich bin’s, John. Wo sind Sie?«
    Zu seiner Überraschung kam keine Antwort. John rief noch einmal und stellte sich fast direkt über einen in den Fußboden eingelassenen Lüfter der Klimaanlage, um besser sichtbar zu werden. Es war seltsam, ihn so zu sehen – da und gleichzeitig nicht da. Wie eine Spiegelung im Wasser.
    »Mr   Rakshasas?«, rief er, ein wenig lauter als zuvor. »Ich bin hier.«
    »Still, John, still«, flüsterte Mr   Rakshasas.
    Instinktiv blickte John sich um und sah nichts. Er spürte, wie Mr   Rakshasas ihn von dem Lüfter fortzog, und sah, wie sich sein eigener Körper auflöste, während ihm innerlich langsam wieder warm wurde.
    »Was ist los?«, flüsterte er der Gestalt zu, die er nun neben sich spüren, aber nicht sehen konnte.
    »Das weiß ich nicht«, wisperte Mr   Rakshasas. »Aber etwas Seltsames ist es allemal. Pst! Sieh nur. Dort drüben, John.«
    Durch den Südeingang des Sackler-Flügels kam eine seltsame Gestalt, etwa zwei Meter groß, mit grauen knielangen Gewändern, fischgrätartig gemustertem Harnisch, einem kleinen Kinnbärtchenund einem kunstvoll geschlungenen Haarknoten. Es war ein Mann und doch kein Mann, denn beim Anblick des ausdruckslosen grauen Gesichts und der regungslosen Augen kam John der Gedanke, dass es sich lediglich um das Abbild einer menschlichen Gestalt handelte. Auch die Bewegungen der Gestalt waren kaum menschlich zu nennen, sondern ruckartig, als sei sie es nicht gewohnt, zu laufen oder die mächtigen Arme zu schwenken, sodass die ganze Erscheinung eher einer Art antikem Roboter ähnelte. In Anbetracht dessen hätte John erwartet, auf dem polierten Marmorboden die Schritte der Gestalt hören zu müssen; doch diese waren so gut wie lautlos, als sei der seltsam aussehende Mann eigentlich gar nicht da. Die Gestalt ging direkt an der Nische vorüber, in der John und Mr   Rakshasas im Türrahmen standen, und ein starker Geruch von feuchter Erde stieg ihnen in die unsichtbaren Nasenlöcher, als sähen sie etwas, was sehr, sehr lange begraben gewesen war.
    »Was ist das?«, flüsterte John.
    Die Kreatur blieb stehen, wandte sich langsam um und starrte in die Richtung, aus der sie gerade gekommen war, als suche sie nach der Ursache des Geräuschs. Offensichtlich war das Gehör des Dings völlig intakt und John fragte sich, was es wohl mit seinem Schwert angestellt hätte, wenn es sie gesehen hätte. Es wartete fast eine Minute lang und starrte sie mit seinen merkwürdig leeren Augen an, ohne sie zu sehen, ehe es sich umwandte und langsam weiterging, bis es die gegenüberliegende Wand erreichte und um die Ecke verschwand.
    »Was immer das war«, sagte John, »ich glaube nicht, dass es freundliche Absichten hatte, Sie etwa?«
    »Nein, keineswegs«, sagte Mr   Rakshasas.
    Ihnen wurde kühl und sie wurden wieder sichtbarer.
    »Hier drüben«, rief eine Stimme.
    Als sie zum anderen Ende der riesigen Halle hinüberstarrten, sahen sie eine weitere Gestalt, die ihnen vom Eingang des Tempels aus zuwinkte. Der Unterschied zwischen ihr und der Angst einflößenden Kreatur hätte nicht größer sein können. Diese hier trug die Gewänder eines viktorianischen Gentleman.
    »Schnell«, rief er. »Bevor er zurückkommt.«
    John und Mr   Rakshasas schwebten zum Tempel hinüber und nahmen, sobald sie die beiden Säulen des Eingangsraums durchschritten hatten, wieder ihre eigentliche Gestalt an. Froh darüber, den eigenen Körper oder zumindest die Umrisse des eigenen Körpers wiederzusehen, stieß John einen Seufzer der Erleichterung aus. Auch wenn alles schwarz-weiß und nicht in Farbe war.
    »Was für eine Wohltat«, sagte er. »Unsichtbar zu sein, ist viel anstrengender, als es aussieht. Wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber warum sind wir in

Weitere Kostenlose Bücher