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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Schwarz-Weiß?«
    »Weil Farbe der Welt der Lebenden vorbehalten ist«, sagte Mr   Rakshasas. »Erst die Farbe macht das Leben lebenswert, finde ich.«
    »Leuchtet mir ein«, sagte John.
    Mr   Rakshasas deutete auf einige Gravuren an den Wänden des Tempels. Das Anch   – Symbol des Lebens   –, die mit Papyrus gebundenen Lotusblüten und die verschiedenen Hieroglyphen, die hier als Götter des Lebens nach dem Tod verehrt wurden: Isis, Osiris und deren Sohn Horus. »Wir sind da«, sagte er nur. »Dies ist das Tor zur Welt der Geister. Aber wo ist der Bursche hin, der uns gerufen hat?«
    »Hier, Sirs«, sagte jemand, und durch eine falsche Tür im Tempel trat ein dicker kleiner Mann mit schütterem Haar, schwarzen Zahnstümpfen und einer hohen, fremd klingenden Stimme, der in einem ziemlich schmuddeligen weißen Anzug steckte. Er verbeugte sich mit tiefem Ernst. »Leo Politi, zu Ihren Diensten, meine Herren. Ich bin der Ka-Diener dieses Tempels.«
    »Der was?«, fragte John.
    »Früher hatte jeder ägyptische Tempel einen Ka-Diener«, erklärte Mr   Rakshasas. »Er hatte im Tode die Aufgabe, dem Ka, dem Geist, jener zu dienen, die diesen Tempel betraten. Allerdings habe ich noch nie gehört, dass ein Italiener dafür zuständig war. Und mit Sicherheit nicht von einem, der, nach Hemd und Krawatte zu urteilen, erst vor Kurzem das Zeitliche gesegnet hat.«
    »Eigentlich bin ich Grieche«, sagte Leo. »Aus Zypern. Aber was die anderen Dinge angeht, haben Sie recht, Sir. Ich bin erst seit 1872 tot.«
    Das überraschte John ein wenig. Leo Politi sah eigentlich gar nicht aus wie ein Geist. Trotzdem war es so.
    »Bitte entschuldigen Sie die Frage«, sagte Mr   Rakshasas. »Aber wie wird jemand, der noch keine einhundertfünfzig Jahre tot ist, der Ka-Diener eines zweitausend Jahre alten ägyptischen Tempels?«
    »Ich kam nach Ägypten, um einen Vertrag über die Belieferung der königlichen Familie mit türkischem Honig auszuhandeln«, berichtete Leo. »Sie hielt sich damals gerade in ihrer Villa unten in Assuan auf, dort, wo sich ursprünglich auch der Tempel von Dendur befand. An meinem freien Tag besuchteich den Tempel und ritzte, wie schon andere vor mir, aus Langeweile meinen Namen in die Wand des Tempels. Hier steht er. Sehen Sie?«
    Leo deutete auf eine Stelle an der Wand, an der der Name POLITI immer noch deutlich zu sehen war.
    »Doch im Gegensatz zu den anderen tilgte ich dabei die Hieroglyphen eines hohen ägyptischen Priesters, des vorherigen Ka-Dieners dieses Tempels. Und so verdammte ich mich selbst dazu, ihn in der Ewigkeit zu ersetzen. Kurz darauf wurde ich von einem Moskito gestochen, starb und fand mich hier wieder. Seitdem gehöre ich zum Tempel. Als er noch in Ägypten stand, war es nicht so schlimm. Er wurde von Lebenden und von Toten besucht. Und die Menschen hinterließen mir in der innersten Kammer Opfergaben. Aber seitdem der Tempel den Amerikanern geschenkt wurde, ist es sehr ruhig geworden. Es gibt keine neuen Toten mehr, die ich begleiten kann. Nur noch Touristen. Sie sind meine ersten beiden Toten, seit der Tempel 1978 in New York aufgebaut wurde. Sind Sie schon lange tot, meine Herren?«
    John runzelte die Stirn. »Wer hat irgendwas davon gesagt, dass wir   …?«
    »Seit Kurzem«, sagte Mr   Rakshasas, der John ins Wort fiel und ihm mit einem Blick zu verstehen gab, dass er über dieses Thema lieber den Mund halten sollte. »Aber sagen Sie, Leo, was hat es mit dem Knaben mit dem Schwert auf sich?«
    »Ich glaube, er ist ein Ausstellungsstück«, sagte Leo. »Aber sicher bin ich mir nicht. Wie Sie sehen, Sirs, marschiert er hier auf und ab. Und Sie sollten zusehen, dass er Sie nicht zu Gesicht bekommt. Er ist nicht sehr freundlich. Ich glaube, er hat dieAufgabe, die Angestellten zu erschrecken. Seit seiner Ankunft ist das ganze Museum in Aufruhr. Außerdem gibt es hier jetzt mehrere Geister.«
    »Geister?«, fragte Mr   Rakshasas.
    »Ja, meine Herren, im Museum«, sagte Leo. »Bei Nacht sind sie besonders laut.«
    »Das erklärt, warum die Leute draußen streiken«, sagte John. »Es spukt also tatsächlich im Met.«
    »Ja, das stimmt, Sirs«, sagte Leo. »Diese Geister haben die dicken Museumsleute samt und sonders vertrieben.«
    »Und ich habe sie für einen Haufen Kohlköpfe gehalten«, sagte Mr   Rakshasas.
    »Ja, Sir.«
    »Aber was steckt hinter alledem? Woher kommen diese Geister, Leo?«
    »Ich weiß es nicht genau, Sir«, sagte Leo. »Aber ich glaube, aus dem Innern des Burschen

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