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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Zeit verging und nach einer Weile war Philippa fest überzeugt, dass Madame Sofi eingeschlafen war. Sie sah Groanin an und musste das Lachen unterdrücken, als er eine Grimasse zog.
    Kurz darauf richtete sich das Medium ein wenig auf und sagte: »Ich spreche zum Ka-Diener des Tempels von Dendur.« Es folgte eine längere Pause, dann wiederholte sie den Satz. »Ich spreche zum Ka-Diener des Tempels von Dendur, früherim ägyptischen Assuan, heute in Manhattan, New York. Wenn du mich hören kannst, oh Geisterführer, dann sprich zu uns. Ich bin hier mit Freunden von Mr   Rakshasas und John Gaunt, die dringend mit ihnen sprechen möchten.«
    Eine weitere Minute verging und mit der Zeit bemerkte Philippa einen feinen Dauerton, der klang, als habe jemand ein unsichtbares Radio angeschaltet. Der Ton schien aus Madame Sofis offenem Mund zu kommen. Sekunden später sträubten sich Philippa die Haare, als Madame Sofi mit einer völlig fremden Stimme zu sprechen begann, die aus der endlosen Stille eines hohen Berggipfels in einem fernen Land zu kommen schien. Doch Madame Sofis Lippen bewegten sich nicht.
    »Hier spricht der Ka-Diener von Dendur«, sagte die Stimme. »Ich heiße Leo Politi. Ich habe Nimrods Neffen bei mir und seine Freundin Faustina. Wir sind im Tempel des New Yorker Museums.«
    »Das sind sie«, quietschte Philippa. »Gott sei Dank, es geht ihnen gut.«
    »Das ist wunderbar.« Madame Sofi drückte Nimrods Hand fester. Wieder hatte sie Tränen in den Augen, doch diesmal waren es Freudentränen. »Sprecht weiter«, sagte sie mit ihrer normalen Stimme. »Sprecht zu ihm. Er wird euch durch meine Ohren hören.«
     
    John und Faustina wollten den Tempel gerade wieder verlassen, als Leo sich mit seiner speckigen Hand ans Ohr fasste und sie kurz zu warten bat. »Ich empfange eine Stimme von der anderen Seite«, sagte er. »Von einem Medium, das mit deinem Onkel und deiner Schwester zusammen ist.«
    »Ich höre überhaupt nichts.« John seufzte und schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Nach dem, was Mr   Rakshasas widerfahren war, fühlte er sich wie betäubt. Was nicht weiter verwunderlich war. Gleichzeitig aber war er unglaublich erleichtert, von Nimrod zu hören. Bestimmt würde er wissen, was zu tun war.
    »Pst!«, sagte Leo. »Deine Ohren haben sich auf die Welt der Geister noch nicht eingestellt. Deshalb kannst du nichts hören. Ich werde dein Medium sein. Warte einen Moment und sprich dann. Sie werden dich durch mich hören.«
    Leo schloss seine Schweinsäuglein, holte tief Luft und schien sich in einen leichten Trancezustand zu versetzen. Er klappte den Mund auf und ein Ton setzte ein. Ein seltsamer, zermürbender Ton, der nicht von Leo stammte, wie John instinktiv wusste. Zuerst schien er ihm Ähnlichkeit mit dem Speichelsauger eines Zahnarztes zu haben. Doch mit zunehmender Lautstärke verwandelte er sich in eine Cappuccino-Maschine. Dann in einen Staubsauger. Und schließlich folgte eine Stille, die eine Stimme herübertrug, die er erkannte.
    John sah sich um. »Du hältst besser die Augen offen, falls dieser Zombie zurückkommt«, sagte er zu Faustina.
    »John?«, ertönte Nimrods Stimme aus Leos bewegungslosem Mund. »Kannst du mich hören?«
    »Ich höre dich«, rief John, denn in Wirklichkeit drang die Stimme nur schwach durch die Stille, sodass er lieber ein wenig lauter sprach, für den Fall, dass es auf der anderen Seite – wo auch immer das sein mochte – genauso war. »Gott sei Dank, dass du dich   … äh, gemeldet hast.«
    »Ist Faustina bei dir?«
    »Ja, ist sie.«
    »Und Mr   Rakshasas? Ich muss mit ihm sprechen, wenn es geht. Bitte, John.«
    »Nein«, sagte John. »Ihm ist etwas zugestoßen. Eine Art Zombie hat ihn absorbiert. Er ist verschwunden.« Er spürte einen Kloß im Hals und versuchte die Trauer zurückzuhalten, die ihn zu überwältigen drohte.
    »Er wurde absorbiert? Wie denn?«
    »Weiß ich nicht. Es war hier im Museum. Da ist ein Zombie, der aussieht wie ein uralter chinesischer Krieger, der alle anderen Geister in die Flucht treibt. Wenn er sie einholt, absorbiert er sie. So sieht es jedenfalls aus. Und das ist auch mit Mr   Rakshasas passiert.« John schluckte wieder. »Ich weiß nicht, ob er noch lebt oder tot ist, Onkel Nimrod.«
    »Ein chinesischer Zombie, sagst du?«, wiederholte Nimrod. »Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Auf jeden Fall ist es passiert«, rief John. »Ich habe mir das nicht ausgedacht. Im einen Moment war er noch da und im nächsten war er

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