Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
begriff, was gleich geschehen würde.
»Vorsicht, Mr Rakshasas«, schrie er.
Im nächsten Augenblick stieß der Zombie mit dem alten Dschinn zusammen. Doch weder warf er ihn um, noch fuhr ereinfach durch Mr Rakshasas’ Geist hindurch. Im einen Moment war die schmale Gestalt des alten Dschinn noch zu sehen, im nächsten nicht mehr. Er verschwand ganz und gar, als habe ihn der Zombie aufgesaugt, der noch einige Schritte weiterging und dann um die Ecke bog.
John und Faustina blieben stehen und warteten ab, ob Mr Rakshasas sich wieder ein wenig sichtbar machen würde. Als das nicht geschah, riefen die beiden mehrmals nach ihm. Minuten vergingen und nichts geschah.
»Er ist weg«, sagte Faustina.
»Er kommt bestimmt gleich wieder«, sagte John. »Du wirst schon sehen.«
»Es war genau, wie Leo gesagt hat. Das Ding hat ihn absorbiert.«
Immer noch Hand in Hand gingen sie durch die Halle zurück und stiegen die Stufen zum Tempel wieder hinauf, wo sie Leo ängstlich aus der Tür starren sahen. Sobald sie zwischen den Säulen hindurchtraten, wurden John und Faustina wieder sichtbar.
»Ihr solltet gehen«, sagte Leo zu ihnen. »Für den Fall, dass dieser Zombie wiederkommt.«
»Wir können nicht ohne ihn gehen«, beharrte John.
»Aber so hätte Mr Rakshasas es gewollt«, sagte Leo. »Er wusste, was er tat. Deshalb hat er es ja getan. Damit ihr Kinder fliehen könnt.«
John schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein«, sagte er unglücklich. »Ich glaube es einfach nicht. Nicht Mr Rakshasas.«
Faustina drückte seine Hand und legte ihm dann die Arme um den Hals. »Leo hat recht, John«, sagte sie. »Wir müssenfort, und zwar gleich. Bevor er zurückkommt und mit uns das Gleiche macht wie mit Mr Rakshasas.«
»Du verstehst das nicht«, sagte John. »Er ist mein Freund. Ich kann ihn nicht alleinlassen.«
»Es ist zu spät, John«, sagte sie. »Er ist fort. Mr Rakshasas ist tot.«
Die Stimme der Stille
Nimrod und Groanin trugen Faustinas Körper zum Krankenwagen und hoben ihn vorsichtig hinein. Groanin setzte sich ans Steuer und ließ schleunigst den Wagen an, während Nimrod und Philippa sich zu ihm nach vorn setzten. »Wohin, Sir?«, fragte er. »Zu einem abgelegenen Feld oder einem Hausdach? Irgendwohin, wo Sie einen schönen Wirbelsturm entfachen können?«
»Ihre neu entdeckte Begeisterung für Reisen per Wirbelsturm ist höchst irritierend, Groanin«, sagte Nimrod.
»Wieso denn? Bei all den Irren, die heutzutage Flugzeuge in die Luft jagen wollen, scheint mir ein Wirbelsturm einfach sicherer zu sein. Das ist alles«, sagte Groanin. »Heutzutage fühlt man sich in einem Wirbelsturm sicherer, will ich damit sagen.«
Nimrod zog sein Handy heraus und rief in New York an. Marion Morrison meldete sich und berichtete, dass Mr Gaunt auch weiterhin gute Fortschritte mache, während der Zustand von Mrs Trump unverändert sei und sie weiterhin im Koma liege. Außerdem gebe es nach wie vor kein Lebenszeichen von John und Mr Rakshasas. Nimrod bedankte sich und legte auf.
»Wir müssen mit John und Mr Rakshasas Kontakt aufnehmen und herausfinden, wo sie sind und was vor sich geht«,sagte er. »Mr Rakshasas muss Faustinas Geist zu uns nach Italien bringen. Zum einen erspart uns das die weite Reise zurück nach New York. Zum anderen liegt Italien schon auf halbem Weg nach Babylon. Die Zeit wird langsam knapp, das sollten wir nicht vergessen. Es ist fast drei Wochen her, seit deine Mutter New York verlassen hat.«
»Wie sollen wir mit ihnen in Kontakt treten?«, fragte Philippa.
»Genau wie die Irdischen es tun, wenn sie die Geisterwelt kontaktieren wollen«, erwiderte Nimrod. »Durch eine Séance.«
»Eine Séance?«, echote Groanin. »Wollen Sie damit sagen, der ganze Mumpitz über wandernde Weingläser und Canastakarten ist wahr?«
»Einiges davon schon«, sagte Nimrod. »Das Wichtigste dabei ist, ein gutes Medium zu wählen. Wobei wir großes Glück haben, in Italien zu sein. Das beste Medium der Welt lebt in Rom. Geben Sie Gas, Groanin. Wir fahren nach Rom, in die Ewige Stadt.«
»Was ist ein Medium?«, wollte Philippa wissen.
»Ein Medium ist eine Person, von der man annimmt, dass sie mit den Geistern der Toten kommunizieren kann oder mit den Mittlern einer anderen Welt oder anderen Dimension. Man nennt sie auch Spiritisten.«
»Spinner trifft die Sache wohl eher«, murmelte Groanin und lenkte den Wagen die Bergstraße hinab. »Wenn Sie mich fragen, ist das ein Haufen
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