Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
für den Goldfinger-Trick,den Tarot dermaßen überzeugend ausführte, dass mehrere Menschen in Ohnmacht fielen, als der Aston Martin zerdrückt wurde, während das US Bullion Depository inzwischen eine Untersuchung eingeleitet hatte, die herausfinden sollte, warum seine Sicherheitsvorkehrungen so einfach hatten überwunden werden können.
Adam Apollonius hatte nicht übertrieben mit seiner Einschätzung der Auswirkungen, die Jonathan Tarots erster Fernsehauftritt auf die Welt haben würde. Die Kinder, die seine Sendung sahen, waren völlig begeistert. Vor allem die Mädchen. Wobei der Begriff »begeistert« Tarots neu gewonnenem Ruhm nicht annähernd gerecht wurde. Kurz gesagt machte das live ausgestrahlte Fernsehspecial Tarot praktisch über Nacht zu einem Sensationserfolg, wie die Leute im Showbusiness sagen. Der Mitschnitt der Sendung wurde an zwei aufeinanderfolgenden Abenden wiederholt, wobei die zweite Ausstrahlung unglaubliche fünfzig Millionen junge Zuschauer vor den Bildschirm lockte und damit alle anderen Fernsehsendungen in den Schatten stellte. Dabei kam es natürlich zupass, dass es im Fernsehen sonst kaum etwas anderes zu sehen gab, da die beliebtesten Sendungen seltsamerweise aus dem Programm genommen worden waren. Aber niemand kam auf die Idee, zwischen beidem einen Zusammenhang zu sehen.
Jonathan Tarot wurde in mehrere spätabendliche Talkshows eingeladen und gebeten, weitere Zauberkunststücke und Entfesslungsnummern live vorzuführen. In einer Show stand er in einem Plastikmüllsack und ließ es so aussehen, als habe sein Körper Feuer gefangen, indem er lediglich seine Beine transsubstantiierte. In einer anderen Show führte er vor dem EdSullivan Theater am Broadway eine sensationelle Entfesslungsnummer auf, nachdem man ihn in Handschellen in den Kofferraum eines vor dem Gebäude parkenden New Yorker Polizeiautos gesperrt hatte. Sein bester Stunt jedoch war der Auftritt in einer NB C-Fernsehshow , bei dem er aus dem fahrenden Aufzug eines Hochhauses am New Yorker Rockefeller Plaza verschwand, der zwischen dem 1. und 69. Stock unterwegs war, um Sekunden später auf dem Dach des Gebäudes wieder aufzutauchen.
»Wie machst du das bloß, Junge?«, fragte Apollonius nach einer dieser Fernsehshows zum wiederholten Male.
»Übung«, sagte Jonathan Tarot geduldig. (Niemand durfte ihn mehr Dybbuk nennen.)
Apollonius schlug mit dem Handrücken gegen die Zeitung, die er gerade gelesen hatte. »Hör dir das an«, sagte er. »›Noch letzte Woche hatte kein Mensch von dem dreizehnjährigen Jonathan Tarot gehört. Diese Woche ist der sensationelle junge Illusionist und Entfesslungskünstler der berühmteste Junge ganz Amerikas und ebenso bekannt wie jeder Pop- oder Filmstar. Noch besser ist, dass Tarot, im Gegensatz zu diesen anderen, über echtes Talent verfügt, und es steht zu hoffen, dass er sich zu einem positiven Rollenvorbild entwickeln und einen guten Einfluss auf Kinder in der ganzen Welt ausüben wird.‹« Apollonius lachte kurz auf. »Sie reden hier von dir, mein Junge. Na, wie findest du das? Ist das nicht unglaublich?«
»Schon«, gab Jonathan zu.
»Möchtest du Einfluss auf Kinder in der ganzen Welt ausüben?«
Jonathan zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ja, vielleicht. Warum nicht?«
Apollonius grinste. »Nun, das ist schön, mein Lieber«, sagte er. »Das ist sehr schön. Denn du kannst sie beeinflussen – wie niemand sonst in der Geschichte. Mit deinem unglaublichen Talent und der Macht des Fernsehens können wir alles tun, wonach uns der Sinn steht.«
»Wenn du meinst, Adam.«
»Das meine ich.« Apollonius rieb sich begeistert die Hände. »Ich habe große Pläne mit dir, mein Junge. Zuerst verdienen wir Geld und dann schreiben wir Geschichte.«
»Toll.«
»Aber komm, sag mir, wie du es machst, Junge.«
»Übung«, erwiderte Jonathan geduldig. Er konnte Adam Apollonius die Fragerei nicht übel nehmen. In Jonathans Augen war es absolut natürlich, dass Apollonius hinter sein Geheimnis kommen wollte, schließlich war er selbst professioneller Magier. Es wäre seltsam gewesen, hätte er nicht wissen wollen, wie Jonathan seine Tricks zustande brachte.
Apollonius war sich dessen wohl bewusst. Genau das war der Grund, warum er Jonathan nach seinen Tricks fragte. Um jeden möglichen Verdacht des Jungen zu zerstreuen. Denn die Wahrheit war schlicht und einfach, dass Apollonius das Geheimnis darum, wie der Junge seine Zaubertricks zustande brachte, bereits kannte. Er wusste
Weitere Kostenlose Bücher