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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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unfähig aussehen. Und das ist schlecht für eine Pflegerin.«
    »Wann haben Sie es vergessen?«, erkundigte sich John.
    »Vor sechs Monaten. Vielleicht auch länger. Als ich am Amazonas war. Es gibt eine Möglichkeit, sich an ein vergessenes Fokuswort zu erinnern. Aber ich weiß nicht mehr, wie es funktioniert.«Sie schüttelte den Kopf. »Könnte lange dauern, bis es mir wieder einfällt. Sehr lange. Vielleicht Wochen.«
    »So lange können wir nicht warten«, sagte Faustina.
    »Wenn Mr   Rakshasas hier wäre, könnte er Ihnen bestimmt sagen, wie Sie sich daran erinnern können«, meinte John.
    »Wenn das Wörtchen ›wenn‹ nicht wär, mein Junge«, sagte Doc.
    »Warum benutzt du nicht einfach die Kreditkarte deines Alten Herrn und kaufst ein Ticket?«, schlug Finlay John vor. »So habe ich es immer gemacht, wenn ich etwas wollte, was er mir nicht geben wollte.«
    »Gute Idee«, sagte John.
    »Nicht immer«, schränkte Finlay ein.
    »Bist du bereit, mich an Bord zu nehmen?«, fragte ihn Faustina.
    »So bereit wie möglich«, erwiderte Finlay. »Was tue ich nicht alles für diese Familie.«
     
    Sich einen menschlichen Körper mit zwei weiteren Personen zu teilen, war, wie Faustina feststellte, als säße man mit wildfremden Leuten in einer kalten Badewanne: unangenehm eng. Die meiste Zeit wusste sie nicht, wohin mit sich. Das Schlimmste aber war, zu wissen, was John und Finlay auch schon wussten. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die beiden wussten, was sie wusste. Weder sie noch John hatten damit gerechnet, dass der andere herausfinden würde, welche Gefühle sie füreinander hegten. Sie waren stark und innig und grenzten an Verliebtheit. Aber vielleicht wäre das alles gar nicht so peinlich gewesen, wenn Finlay nicht gewesen wäre.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in meinem eigenen Körper mal fehl am Platz fühlen würde«, sagte er, als er das Flughafengebäude betrat, um von dort nach London und dann nach Venedig weiterzufliegen.
    »Wer sagt denn, dass du hier fehl am Platz bist?«, fragte Faustina.
    »Ich fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen, will ich damit sagen«, erklärte Finlay und sah sich in der Abflughalle um.
    »Apropos fehl am Platz«, meinte John. »Ist das nicht dein Vater dort drüben?«
    »Du weißt, dass er es ist«, antwortete Finlay. »Er muss auch auf dem Weg nach London sein.«
    Virgil Macreeby war ein ziemlich unheimlicher Magus – ein englischer Magier, dem John einmal drei Wünsche hatte erfüllen müssen. Einer dieser drei Wünsche hatte dazu geführt, dass Finlay in einen Wanderfalken verwandelt wurde, was Finlay zwar John, nicht aber seinem Vater vergeben hatte. Mr   Macreeby trug einen Tweedanzug und einen Kinnbart, der aussah wie eine Schuhbürste, und machte keineswegs den Eindruck eines Mannes, der seinen einzigen Sohn vermisste.
    »Glaubst du, er hat dich gesehen?«, fragte John Finlay.
    »Du weißt, dass er mich nicht gesehen hat«, sagte Finlay. »Die Frage ist, wie räche ich mich am besten an ihm?«
    »Du hast doch nicht ernsthaft vor, ihm den Mülleimer dort drüben auf den Kopf zu schlagen?«, erkundigte sich Faustina.
    »Eigentlich schon.«
    »Aber das geht nicht«, beharrte sie. »Zum einen würde man dich wahrscheinlich festnehmen. Willst du das vielleicht? Nein, natürlich nicht.«
    »Ich kann ihn doch nicht einfach davonkommen lassen«, sagte Finlay. »Irgendwelche Scherereien muss ich ihm machen. Er hat mich in einen Vogel verwandeln lassen, zum Teufel.«
    »Aber nur, weil du ihn geärgert hast«, sagte John. »Er hat einfach die Geduld verloren. Das passiert Vätern bei ihren Söhnen manchmal.«
    »Stimmt, aber falls du es noch weißt, hat Nimrod ihm geraten, einen vierten Wunsch zu äußern, damit ich wieder in einen Menschen zurückverwandelt werden kann. Und das hat er abgelehnt. Er wollte nicht auf das verzichten, was die beiden ersten Wünsche ihm eingebracht hatten.«
    »Ja, das war schlecht«, bestätigte John. »Das hätte er nicht tun dürfen. Aber Faustina hat recht. Du kannst nicht mit einem Mülleimer auf ihn einschlagen.«
    »Was dann? Vielleicht fällt euch beiden Turteltäubchen ja etwas Besseres ein.«
    »Wir sind keine Turteltäubchen«, widersprach John.
    »Nein? Wie würdest du es denn nennen, wenn jeder zweite Gedanke von dir ihr gilt? Und jeder zweite Gedanke von ihr dir? Wenn ihr nur darüber nachdenken würdet, was man ihm antun könnte, wäre das schon eine angenehme Abwechslung von diesen ganzen sentimentalen

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