Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

müssen, die niemandem etwas nutzten. Am wenigsten jemandem mit Dschinnkraft.
    Apollonius sah, dass er mit seiner Erklärung zu weit gegangen war. Jonathan gegenüber hielt man die Dinge am besten einfach. Nicht, dass es dem jungen Dschinn an Intelligenz fehlen würde. Ganz und gar nicht. Er war nur schnell gelangweilt.
    »Das ist wirklich eine brillante Idee von dir«, sagte Apollonius zu ihm.
    »Glaubst du?«
    »Natürlich. Kinder wirbeln für ihr Leben gern im Kreis herum. Hast du das als Kind nie getan? Dich gedreht wie ein Derwisch, bis dir schwindlig wurde und du umgefallen bist?«
    »Doch, ich glaube schon«, sagte Jonathan, den Kindheitserinnerungen langweilten.
    »Lass mich deine geniale Idee noch einen Schritt weiterführen«, sagte Apollonius. »Darf ich?«
    »Nur zu.«
    »Wir kombinieren den Derwischgedanken mit dem magischen Quadrat. Sie bekommen die Anleitung zum Tanzen wie ein echter Derwisch, wenn sie das magische Quadrat kaufen. Sagen wir, für zwei Dollar das Stück. Und dann, währenddie Show läuft, sollen sich alle Kinder in das Kästchen Nummer vier setzen und ihre geballte Geisteskraft darauf richten, dich immer schneller herumwirbeln und verschwinden zu lassen.« Er lachte leise. »Entweder das oder du verwandelst dich in eine große Pfütze aus geschmolzener Butter. Wie die Tiger in dieser blöden englischen Geschichte. Erinnerst du dich?«
    Jonathan schüttelte den Kopf.
    »Macht nichts«, sagte Apollonius. »Das spielt keine Rolle. Aber wie ist es damit? Wenn sie sehen, dass du verschwindest, nachdem du wie ein Derwisch im Kreis gewirbelt bist, lassen wir die Kinder das Gleiche tun.« Er kicherte. »Wer weiß? Vielleicht könnten wir behaupten, in diesem simplen magischen Quadrat stecke genug mathematische Kraft, um deine magischen Kräfte so weit zu vervielfachen, dass auch die Kinder verschwinden. Ich meine, immerhin ergeben die Zahlen in jeder Zahlenreihe des magischen Quadrats einhundertundelf, wusstest du das? Und alle Reihen zusammen ergeben die Zahl sechs-sechs-sechs. Und wenn man sechs-sechs-sechs mit der Anzahl sämtlicher vertikalen und horizontalen Zahlenreihen und der Anzahl der Zahlen der Diagonalen multipliziert, erhält man, glaube ich, einhundertvierundvierzigtausend, was genau der Anzahl der wenigen Auserwählten entspricht, die in den Himmel kommen.« Unsicher hob er die Schultern. »So ähnlich funktioniert es jedenfalls.«
    Jonathan krümmte sich bei der Erwähnung von Mathematik und bekam ganz glasige Augen, als Adam Apollonius die lange Multiplikation vornahm. Er wusste zwar nicht, ob 666   x 6   x 6   x 6 wirklich 144   000 ergab, aber er wusste ganz sicher, dass er seine Fans weder frustrieren noch enttäuschen wollte.
    »Und was ist der springende Punkt dabei?«, fragte er. »Schließlich werden die Kinder nicht wirklich verschwinden?«
    »Es gibt keinen«, sagte Apollonius. »Überhaupt keinen. Es ist einfach nur ein bisschen Spaß. Nenne es von mir aus Schwindel. Oder Showbusiness.«
    »Werden sie denn nicht enttäuscht sein, wenn sie nicht wirklich verschwinden?«
    »Aber nein«, sagte Apollonius. »Wir schreiben einfach auf die Homepage, dass sie sich nicht genug konzentriert haben. Oder dass sie sich vielleicht nicht schnell genug im Kreis gedreht haben. Irgendetwas in der Art.« Er schüttelte den Kopf. »So oder so werden sie nicht dir die Schuld geben, Junge. Sie werden sich selbst verantwortlich machen. Es wird ihre Schuld sein. Nicht deine.« Wieder zuckte er die Achseln. »Wer wird sich schon beklagen, wenn du erst verschwunden bist? Immerhin kriegen sie etwas geboten, was sie noch nie zuvor gesehen haben, nicht wahr? Einen Trick, der nicht wie ein Trick aussieht. Was hältst du davon?«
    Jonathan nickte. »Stimmt«, sagte er und erwärmte sich langsam für die Idee. »Ohne irgendwelche Requisiten. Keine Umhänge, unter denen man sich verstecken kann. Keine Falltür im Boden, in die man sich fallen lässt. Keine Trickaufnahmen. Wir machen eine Nummer, bei der ich irgendwo auf hartem Betonboden verschwinde. Wir könnten ein paar Straßenarbeiter den Boden mit Pressluftbohrern bearbeiten lassen, um die Sache noch glaubhafter zu machen. Und mit FB I-Leuten als Beobachtern, die sicherstellen, dass es weder Trickkameras noch Spiegel gibt.«
    »Ich finde deine Idee wunderbar«, sagte Apollonius. »Sie istso verwegen. Einfach beispiellos. Houdini? Wer war Houdini? Im Vergleich zu dir, mein Junge, war er der reinste Amateur.«
    Es klopfte an die Tür der