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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Suite. Draußen stand der Zimmerservice mit mehreren Rollwagen, auf denen sich Jonathan Tarots Frühstück türmte.
    »Wie machst du das bloß, Junge?«
    Jonathan nahm sich ein halbes Dutzend Würstchen, sechs Streifen gebratenen Schinken, vier Buttermilchpfannkuchen, etwas Ahornsirup, drei Spiegeleier, etwas Orangensaft und grinste Adam Apollonius an.
    »Übung«, sagte er. »Einfach nur Übung.«

Marco Polos Geschichte

    An Marco Polos kleinem Finger fehlte die Fingerspitze. Er spürte Philippas Blick und hob befangen die Hand.
    »Ich möchte nicht unhöflich sein«, sagte Philippa. »Aber wir hatten uns gewundert, warum Sie nur zweihundertundfünf Knochen haben statt zweihundertundsechs. Jetzt wissen wir, warum.«
    »
Questo?
Der hier? Den habe ich im Jahr 1298 in der Seeschlacht von Curzola verloren«, erklärte er. »Als Kommandant einer venezianischen Kriegsgaleere, als neben meiner Hand eine Genueser Kanonenkugel einschlug. Das war nach meiner ersten Reise nach China. Zu meinen Lebzeiten hatte ich die Ehre und das Glück, dem großen chinesischen Kaiser Kublai Khan als Gesandter dienen zu dürfen. Noch im Tode bin ich sein Gesandter, denn er war immer sehr gut zu mir und ich genoss durch seine Gnade und Huld hohes Ansehen. Sowohl während als auch nach seiner Regentschaft schickte der Große Khan eine Reihe von Totenboten aus, wie ich einer bin. In alle vier Ecken der bekannten Welt. Damit die Menschen vor der großen Gefahr gewarnt würden, die sich in seinem Königreich verbarg.
    Das ist der Grund, warum sich China lange Zeit vor der Welt und vor fremden Besuchern verschloss. Um die Welt vor den Kriegerteufeln zu schützen. Den Dongxi. Wenn das der Grundist, warum ich aus einem fast zweihundert Jahre währenden Schlaf gerufen wurde, dann obliegt es mir, euch eine Geschichte zu erzählen und Hilfe anzubieten. Falls nicht, habt die Güte, meine Gebeine wieder in die Truhe zu legen, in der ihr sie fandet, und mich nicht mehr zu stören.«
    »Wir brauchen tatsächlich Ihre Hilfe gegen die Kriegerteufel, Sir«, sagte Nimrod. »Und es wäre uns eine Ehre, Ihre Geschichte zu hören. Nicht wahr, Kinder?«
    »Ja«, sagte Philippa. »Nur wüsste ich gern, warum Sie so gut Englisch sprechen, Sir.«
    »Der Tod ist der wichtigste Passierschein, den man erlangen kann«, sagte Marco Polo. »Wenn man stirbt, werden alle Rätsel gelöst. Auch das Rätsel darum, wie die englische Sprache funktioniert.«
    Marco Polo wies mit dem Kopf auf den Stuhl von Schwester Cristina. »Ist es gestattet, dass ich mich setze? Es ist eine lange Geschichte.«
    »Bitte«, sagte Nimrod und schob dem großen Entdecker den auf Rollen stehenden Stuhl hin.
    Einen Moment lang untersuchte Marco den Stuhl und schien von den an den Beinen befestigten Rollen fasziniert; dann setzte er sich und begann seine Geschichte.
     
    »Der erste Herrscher von ganz China war der Kaiser Qin Shi Huang.« Marco Polo sprach den Namen des Kaisers
Tschin Schir Hwong
aus. »Er lebte viele Jahrhunderte vor dem Großen Khan, von 259 bis zum Jahr 210 vor Christus. Vor ihm gab es noch kein China. Stattdessen existierten sieben einzelne Reiche, von denen Qin das größte und streitbarste war, undes dauerte nicht lange, ehe der ehrgeizige Herrscher von Qin sich seine Nachbarn einverleibt hatte, wie ein Seidenwurm ein Maulbeerblatt vertilgt. Der Name China kommt vom chinesischen Qin. Ich habe vergessen, wie der ursprüngliche Name des Kaisers lautete. Es spielt keine Rolle. Er war nicht beliebt. Im Gegenteil, fast alle hassten ihn. Einige nannten ihn sogar den Teufelskaiser. Wahrscheinlich wurden sie nicht sehr alt.
    Der Name, den er sich gab, dürfte euch verraten, was für ein Mensch er war: Qin Shihuang. Das bedeutet: ›Erster erhabener Gottkaiser von Qin und Mächtigster des Universums‹. Trotz seines pompösen Titels und seines festen, wenn auch vergeblichen Glaubens, dass er ein Gott sei, gab es etwas, was Kaiser Qin außerordentlich fürchtete: den Tod. Er wollte ewig leben wie alle Götter und nahm zu diesem Zweck heimlich viele Arzneien ein, die sein Leben verlängern sollten. Natürlich hatte keine davon Wirkung.
    Doch er hatte auch Geschichten über einen Zaubertrank gehört, ein Lebenselixier, das ihm seinen Wunsch vielleicht erfüllen könnte, und natürlich war er bereit, dieses Elixier zu trinken. Daher rief er die weisesten Männer seines Reiches in den Palast – es waren vierhundertundsechzig – und befahl ihnen, loszuziehen und das Elixier zu suchen. Er

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