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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Leben rettete. Doch ehe er seinen zweiten Wunsch äußerte, erzählte er dem Dschinn vom Kaiser Qin und dessen Bestreben, das Geheimnis des ewigen Lebens zu erfahren. Der Dschinn antwortete, dass auf Erden niemand ewig leben könne, dass aber jeder, der wolle, im Himmel weiterleben könne. Wahrscheinlich wünsche sein Kaiser das Geheimnis zu erfahren, wie er nach dem Tod auf angenehme Weise weiterleben oder gar im Jenseits herrschen könne. Dafür brauche er nur ein wenig Dschinnspucke und das Lebendige Buch des Lebens, ein uraltes und sehr weises Buch. Dieses Buch werde es seinem Kaiser ermöglichen, mehr oder weniger das zu erreichen, was er sich wünschte. Unnötig zu erwähnen, dass Yen Yus zweiter Wunsch darin bestand, dieses Buch zu erhalten und die Spucke des Dschinn dazu. Dieser hatte nichts dagegen, eine ordentliche Portion in die Flasche zu spucken und sie Yen Yu zu überlassen, denn nichts lag ihm ferner, als eine Flasche wiederzusehen, in der er selbst so viele Jahre gefangen gewesen war.
    Unmittelbar nachdem sein Wunsch in Erfüllung gegangen war und er das Lebendige Buch des Lebens in den Händen hielt,wurde Yen Yu klar, dass er sich nun in einer äußerst prekären Lage befand. Denn ihm fiel ein, dass Kaiser Qin Bücher hasste, allen voran Bücher über Magie. Wie sollte er seinem Kaiser ein Buch überreichen, ohne damit sein Leben zu verwirken? Doch dann hatte er eine Idee. Er erinnerte sich an die Künste des Bauchredners auf dem Basar von Bagdad und überlegte, dass, wenn auch er aus einer Flasche sprechen würde, er vielleicht die Aufmerksamkeit des Kaisers in seinem Sinne lenken könnte. Mehr noch, vielleicht konnte er den in diesem Buch geschilderten Unsinn lesen – denn als solches betrachtete er das Gerede vom Leben nach dem Tod – und die Stimme in der Flasche nutzen, um dem Kaiser den närrischen Inhalt zu schildern, ohne dadurch sein Leben zu verwirken. Und so war sein dritter Wunsch, die Fähigkeiten eines großen Bauchredners zu besitzen.
    Yen Yu kehrte also, bestückt mit dem Buch, seiner neu empfangenen Bauchrednergabe und der Flasche mit Dschinnspucke, nach China zurück. Man mag sich vernünftigerweise fragen, warum er das tat. Schließlich glaubte Yen Yu trotz der übernatürlichen Herkunft des Buches weder viel von dem, was darinnen stand, noch an ein Leben nach dem Tod. Die Antwort lautet schlicht und einfach, dass Yen Yu nach China zurückkehrte, weil er sein Volk liebte und ihm bange war, es Qins Grausamkeit zu überlassen. Er hoffte, die Flasche, das Buch und seine Bauchrednerkünste würden ihm helfen, dem Kaiser konfuzianische Gedanken und Erkenntnisse näherzubringen, die ihn beeinflussen und dadurch zu einem besseren Menschen machen würden. Das war durchaus kein unvernünftiger Wunsch und eine praktische Lösung für die Probleme seinesLandes. Aber wie wir noch sehen werden, war dies gleichzeitig auch der Fehler des Gelehrten, denn es gibt durchaus mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als in der konfuzianischen Philosophie – jedenfalls viel mehr, als Yen Yu sich hätte träumen lassen.
    Als Yen Yu nach China zurückkam, stellte er fest, dass die vierhundertneunundfünfzig anderen konfuzianischen Gelehrten, die vor ihm zurückgekehrt waren und trotz ihrer ausgedehnten Reisen nichts vorzuweisen hatten, vom teuflischen Kaiser Qin samt und sonders lebendig begraben worden waren. Nun nahm Yen Yu all seinen Mut zusammen und reiste zum Palast, wo er dem Kaiser die Flasche präsentierte. Er erzählte Qin, dass sie das Elixier des Lebens enthalte, aber nicht, wie alle angenommen hatten, in Form eines Getränks, sondern als weises Orakel, dem sämtliche Geheimnisse des Lebens vertraut waren. Sodann ließ er seine Stimme aus der Flasche ertönen und verkünden, dass sie nicht zum Kaiser persönlich, sondern nur zu dem Mann sprechen werde, der sie gefunden habe, nämlich Yen Yu.
    Der Kaiser geriet auf der Stelle in Rage und drohte, Yen Yu lebendig begraben zu lassen, bis die Stimme in der Flasche ihm vor Augen hielt, dass ihn doch sicher nichts davon abhalten werde, dem zu lauschen, was sie nur Yen Yu erzählen könne: nämlich dem Geheimnis, wie ein Mann im Jenseits weiterherrschen könne. Vom Sinn dieser Worte überzeugt und von der flinken Zunge des jungen Gelehrten überredet, dass es doch besser wäre, über die Götter im Himmel zu herrschen als über ein paar einfältige Menschen auf Erden, verschonte der Kaiser Yen Yus Leben. Ja, als seine Begeisterung über die

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