Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
atmen, dann Neil. John legte sich zwischen die beiden, er fühlte sich einsamer als je in seinem Leben. Mochten seine beiden treuen Gefährten als Menschen schlecht gehandelt haben, ihre Übeltaten hatten sie durch ihre zuverlässige Treue und ihren Mut mehr als gutgemacht. Niemals hatte es zwei bessere Freunde gegeben.
    Der Fährmann beobachtete John die ganze Zeit, war aber nicht aus seinem Boot gestiegen. Schließlich sagte John: »Sie sind tot«, und legte sich neben die beiden Hundekörper. Nach all dem, was er gerade mit seinem »Vater« erleben musste, wardieser neue Schrecken einfach zu viel für ihn. Er wäre am liebsten selbst gestorben und presste sein Gesicht in den Sand, um die Tränen wegzuscheuern, die ihm über das Gesicht strömten. Ihm fiel der Vogel Strauß ein, der seinen Kopf in den Sand steckte, und er hatte bestes Verständnis für sein Verhalten. Manchmal war die Welt einfach unerträglich. Schließlich, als er keine Tränen mehr hatte, setzte er sich auf und betrachtete traurig die beiden Körper neben sich. Schwach hoffte er, ihr Tod möge eine ebensolche Illusion sein wie der seines Vaters. Doch die beiden toten Hundekörper blieben. Nach einer Weile überlegte er, ob er sie begraben sollte, aber er hatte die Armee-Klappschaufel im Sanitärzelt gelassen und nichts zum Graben dabei. Schließlich holte er ein paar Palmwedel und legte sie über die Hundekörper. Vielleicht fällt Philippa eine bessere Lösung ein, dachte er. Sie würden ja wahrscheinlich denselben Weg zurückgehen müssen. Von einem anderen Rückweg aus Iravotum hatte Eno nichts angedeutet.
    Der Karte des Hohepriesters nach war es nun nicht mehr weit. Man müsse nur noch wenige Kilometer auf einem Weg durch einen scheinbar undurchdringlichen Wald gehen, dann käme man direkt vor die Tore des Palastes. Natürlich wäre es nicht eben ein Spaziergang durch einen Park. Eno schrieb von weiteren Gefahren, die noch lauerten, und ausdrücklich betonte er, dass man auf Schlangen achten müsse.
    Plötzlich entdeckte John einen schönen Vogel, der auf dem Ast eines nahen Baumes saß. Es war ein Wanderfalke, und instinktiv wusste John, dass dieser Falke kein anderer war als Virgil Macreebys Sohn Finlay, für dessen gegenwärtige Vogelgestalt John selbst weitgehend verantwortlich war. Vielleicht,dachte er, gibt es doch eine Möglichkeit, dem Jungen seine menschliche Gestalt wiederzugeben. John schnitt ein Stück des gepolsterten Stoffes von seinem Rucksack ab und wickelte es um sein Handgelenk. Dann streckte er den Arm aus und rief den Vogel.
    »Finlay«, sagte er. »Komm her zu mir.«
    Ohne zu zögern schwang sich der Vogel von seinem Ast, segelte anmutig durch die Luft und ließ sich auf Johns Arm nieder.
    »Pass auf«, sagte John und strich über den kleinen Kopf des Vogels. »Wenn du mir hilfst, helfe ich dir. Sobald ich meine Schwester gefunden habe, versuche ich, dich in deine ursprüngliche Gestalt zurückzuverwandeln. Okay?«
    Der Falke kreischte auf und senkte kurz den Kopf.
    »Ich nehme einmal Kreischen als Ja und zweimal Kreischen als Nein«, sagte John. »Du könntest mein Auge sein. Wie das Horusauge. Du kannst hoch über den Bäumen fliegen und schon von weitem mögliche Gefahren erkennen. Und was genauso wichtig ist: Du kannst mein Freund sein, wenn du willst, denn meine Freunde sind jetzt alle tot oder nicht hier.«
    Der Falke stieß einen Schrei aus und hüpfte auf den Schulterriemen des Rucksacks, damit John beim Laufen beide Hände frei hatte.
    Nach etwa einem Kilometer ging der Weg in eine breite Allee über, die zu beiden Seiten von je einer Reihe großer Tongefäße gesäumt war. Jedes dieser Gefäße war hoch wie eine Tür, hatte die Form einer umgekehrten Glocke und stand auf einer kleinen Sandpyramide. John fragte sich, was in den Gefäßen sein mochte – wenn überhaupt etwas darin war. Da seineKörpergröße längst nicht ausreichte, um hineinsehen zu können, bat er Finlay emporzufliegen und einen Blick in die Gefäße zu werfen. Finlay schwang sich in die Luft und kreiste erst über dem einen, dann über einem anderen Gefäß. Sie schienen mit Öl gefüllt zu sein. Befriedigt, dass sie keine offenkundige Gefahr darstellten, kehrte er auf Johns Schulter zurück.
    »Hast du etwas gesehen? Ich meine, etwas Gefährliches?«
    Finlay kreischte zweimal, was Nein bedeutete, und etwas beruhigt setzte John seinen Weg fort. Weil er aber immer Enos Warnung vor Schlangen im Kopf hatte, klopfte er den Weg vor sich immer

Weitere Kostenlose Bücher