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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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ich dir eine.«
    Es schien mir das Wenigste, was ich tun konnte. Ich lief zurück zum Palast, um eine Zigarre aus dem Humidor, dem großen Gefäß auf dem Tisch der Bibliothek, zu nehmen. Ayesha rauchte gern eine nach dem Essen und trank dazu ihren Kaffee.
    Wieder in der Grotte, schob ich die Zigarre zwischen Gordons gespitzte Lippen und zündete sie an. Das Rauchen war ein sichtlicher Genuss für ihn.
    »Seit Jahren habe ich keine Zigarre mehr gehabt«, sagte er.
    »Mein Onkel Nimrod sagt, dass Rauchen schädlich ist fürMenschen«, sagte ich. »Dass nur Dschinn rauchen sollten.« Ich musste lächeln, als ich gründlicher darüber nachdachte. »Aber unter diesen Umständen wird es wohl kaum schaden. Wie lange bist du schon hier?«
    »120   Jahre, um genau zu sein. – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet. Aber weißt du, Philippa, dass du die Erste bist, die mir in all den Jahren diese Frage gestellt hat?«
    »Was für eine Frage?«
    »Du hast gefragt: ›Kann ich nichts für dich tun?‹ – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet.«
    »Woher weißt du, wie ich heiße?«
    »Das weiß ich, ebenso wie ich alles andere weiß. Ich bin der Mund der Wahrheit. Das ist der Zweck meines Daseins. Zu sagen, was ist und was sein wird. Um das zu erfahren, bist du doch hier, nicht wahr? – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet.«
    »Wenn du mich kennst, dann kennst du auch meinen Zwillingsbruder John.«
    »Das ist keine Frage.«
    »Kommt mein Bruder John, um mich zu befreien?«
    »Ja. – Deine Frage ist   …«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Nahe. Ziemlich nahe. Aber er ist in Gefahr. – Deine Frage ist   …«
    »In was für einer Gefahr?«
    »Der Rukhkh. – Deine Frage   …«
    »Wer oder was ist ein Rukhkh?«
    »Der Rukhkh ist ein riesiger, Fleisch fressender Vogel. Gefährlich für alle, nur nicht für die Alten und Törichten, dennwer ein Küken des Vogels Rukhkh isst, dessen Haar wird niemals grau werden. – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet.«
    »Wird mein Bruder überleben? Bitte, Gordon, sag mir, was ihm passieren wird!«
    »Vorhersagen kann ich nicht, denn hier in Iravotum gibt es keine Zukunft und keine Vergangenheit. Das gilt für alle außer den Blauen Dschinn. Hier existiert nur die Gegenwart. – Deine Frage ist wahrheits   …«
    »Warum musst du in Rätseln sprechen?«, fragte ich ärgerlich.
    »Weil die Gegenwart ebenso rätselhaft ist wie die Zukunft. Und weil die Lösung des Rätsels Leben in Zeit und Raum außerhalb von Zeit und Raum liegt. – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet.«
    Es beunruhigte mich sehr, dass John in Gefahr schwebte. Aber was konnte ich tun? Sowenig ich in der Lage war, mir selbst zu helfen, so wenig konnte ich ihm helfen. Oder doch? Mir fiel ein, dass ich ja nur China-Gordon danach zu fragen brauchte.
    »Kann ich ihm helfen?«
    »Ein Zwilling kann dem anderen immer helfen, ob es sich um Dschinn oder Menschen handelt. Die Wünsche von Zwillingen gehen immer in Erfüllung, besonders, wenn es dabei um das Wetter geht. Deshalb nennt man Zwillinge manchmal Kinder des Himmels. Wegen dieser geheimen Kraft. – Deine Frage ist   …«
    »Kannst du mir dann bitte sagen, wie ich ihm helfen kann, mit dem Rukhkh fertig zu werden?«
    »Der Rukhkh ist ein Vogel. Ein Vogel fliegt in der Luft. Die Atmosphäre von Iravotum ist sehr empfindlich. In all den Tausenden Jahren ist sie geradezu unberechenbar geworden, anders als die Atmosphäre der Erdoberfläche. Da du ein Zwillingskind bist, kannst du diese Atmosphäre beeinflussen: durch deinen Atem und deine Handbewegungen. Kurz gesagt, du musst Wind erzeugen. Vögel, selbst große Vögel, mögen Wind nicht besonders. Geh also zum höchsten Punkt des Gartens und puste gegen den Horizont. Das wird den Rukhkh vertreiben. Aber beeil dich. – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet.«
    »Danke, China-Gordon«, sagte ich. »Du hast mir sehr geholfen.« Und ich machte kehrt und wollte aus der Grotte laufen.
    »Aber hast du nicht noch eine Frage?«
    »Doch. Woher weißt du das?«
    »Ich bin der Mund der Wahrheit. Das ist der Zweck meines Daseins. Um zu sagen, was ist. – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet.«
    »Warum hat Ayesha mich ausgewählt? Das ist es, was ich wirklich wissen will.«
    »Weil du Ayeshas Enkeltochter bist, deshalb natürlich. – Deine Frage ist wahrheitsgemäß beantwortet.«
    Ich hörte mich laut aufschreien, aber jetzt war keine Zeit für Grübeleien. Jeder Augenblick, den ich

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