Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
vertrödelte, konnte John den Tod bringen. Ich lief hastig bis zur höchsten Ebene der Hängenden Gärten, holte tief Luft und blies mit aller Kraft in Richtung Horizont, dazu schaufelte ich mit den Händen Luft in die gleiche Richtung. Das machte ich zwanzig Minutenlang, dann kehrte ich an meinen vergleichsweise ruhigen Zufluchtsort zurück, um weiter Tagebuch zu schreiben und darüber nachzudenken, was China-Gordon über Ayesha gesagt hatte.
Der Verrückte im Gras
Die Attacke kam wie aus dem Nichts. Gerade noch hatte der Messing-Fährmann das Boot durch das dampfende Wasser gerudert, da plötzlich mussten sich John und die Hunde ducken, weil ein gewaltiger Vogel von der Größe eines prähistorischen Quetzalcoatlus (der größte Pterodaktylus) auf sie herabstieß und nach ihren Köpfen hackte. Sein riesiger Schnabel sah aus, als hätte er ohne Probleme die Seite einer Boeing 747 aufreißen können. Nur der Messingmann blieb aufrecht im Heck des Bootes stehen. Er schlug mit seinem Ruder nach dem gigantischen Vogel, sodass eine der Federn auf Johns Kopf fiel.
Als der Vogel wieder aufstieg und seine Kreise zog, um sich auf einen neuen Angriff vorzubereiten, sah John, dass die Feder so groß wie ein Hähnchenflügel war. Wie eine Eule eine Feldmaus, so hätte dieser Vogel mühelos einen Elefanten davontragen können. Fauchend wie ein Alligator stürzte sich der Riesenvogel erneut auf das Boot, und der Fährmann landete mit seinem Ruder einen Volltreffer. Jetzt begriff John, warum der Fährmann aus Messing war. Kein menschlicher Fährmann hätte den gewaltigen Schnabel- und Klauenhieben dieser Kreatur standhalten können. Aber immer, wenn der Fährmann sein Ruder schwang, kam das Boot gefährlich insSchwanken und John befürchtete, sie würden jeden Moment ins Wasser kippen. Das machte ihm im Augenblick die größte Sorge. Selbst wenn
er
die vulkanische Temperatur des Wassers aushielte – und selbst das wusste er nicht genau –, die Hunde würden es auf keinen Fall überleben.
Beim dritten Angriff krallte der Riesenvogel seine Fänge an das Boot und hätte es wahrscheinlich aus dem Wasser gehoben, wären nicht Alan und Neil aufgesprungen und hätten ihre Kiefer in die schuppigen Füße der Bestie geschlagen. Der Riesenvogel kreischte auf, ließ los, breitete seine mächtigen Schwingen aus und erhob sich in die Luft – samt Alan und Neil an seinen Füßen.
»Lasst los!«, schrie John. »Lasst los, sonst seid ihr tot!«
Sie hätten wohl auch losgelassen, wäre nicht in diesem Augenblick vom Land her ein jäher Windstoß gekommen, der den schrecklichen Vogel vom Boot wegtrieb. Hätten Alan und Neil jetzt ihren Biss gelockert, wären sie mit Sicherheit im heißen Wasser umgekommen.
»Haltet fest!«, schrie John entgegen seinem vorherigen Kommando. »Nicht loslassen, sonst seid ihr tot!«
Trotz seiner sichtlichen Schmerzen attackierte der Riesenvogel das Boot ein viertes Mal, aber wieder wurde er von heftigen Windböen abgetrieben. Endlich gab sich die Kreatur geschlagen, breitete ein letztes Mal ihre Schwingen aus und flog auf das ferne Ufer zu, immer mit Alan und Neil im Gepäck, die sich unnachgiebig in seinen Klauen festgebissen hatten.
»Ihnen nach!«, rief John, und der Fährmann steckte sein Ruder wieder in die Dolle und trieb das Boot weiter. John kniete im Bug und ließ den allmählich kleiner werdenden Vogel nichtaus den Augen. Dann, als dieser direkt über dem Ufer war, meinte er zu sehen, wie sich die beiden Hunde auf das sandige Ufer fallen ließen.
»Schnell!«, rief John. »Bitte beeilen Sie sich!« Und zu Johns Überraschung gehorchte der Fährmann prompt: Er ruderte noch schneller als zuvor, sodass sie den knappen Kilometer, der sie noch vom Ufer trennte, in wenigen Minuten schafften.
John klopfte jetzt das Herz bis zum Hals, ihm war übel, und er redete sich ein, der Sand würde den Aufprall des Sturzes gemildert haben. Aber als sie näher kamen und er die reglosen Körper sah, musste er sich eingestehen, dass Alan und Neil nur durch ein großes Wunder überlebt haben könnten.
Das Boot war noch zehn Meter vom Ufer entfernt, da sprang John ins Wasser und hastete zu der Stelle, an der die Hunde lagen. Als er näher kam, sah er, dass sie noch atmeten, allerdings sehr flach, und als er vollends bei ihnen war und sie streichelte, musste er das Schlimmste erkennen: Keiner der beiden Hunde würde je wieder aufstehen können. Tränen schossen John in die Augen.
Alan hörte als Erster auf zu
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