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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Sie. So ist’s recht. Sie können doch was Ordentliches vertragen bei Ihrem Aussehen, Mädchen. Sonst werden Sie ja immer dünner.«
    Groanin kramte zwischen den Plastikpackungen in der Kiste, in der er auch die Flasche mit Mr   Rakshasas aufbewahrte, und nach einer Weile brachte er den Schoko-Nuss-Kuchen zum Vorschein. »So, meine Liebe«, sagte er. »Greifen Sie zu.«
    Die Journalistin in der Ledermontur packte den Kuchen aus und probierte. »Sie haben absolut Recht«, sagte sie. »Er ist lecker.« Sie sah zu den Leuten hin, die auf der anderen Seite des Lokals unter dem großen Poster eines grinsenden Michael Schumacher saßen. »Macht es denen nichts aus? Ich meine, dieses Lokal ist ein Kebab-Restaurant. Wenn Sie Ihre Fertiggerichte essen, kaufen Sie keine Kebabs.«
    »Man hat hier nichts dagegen.« Groanin schüttelte den Kopf. »Es sind wirklich sehr nette Leute. Sehr gastfreundlich. Sehr liebenswürdig. Diese Mrs   Lamoor ist ein wahrer Schatz. Nichts ist ihr zu viel. Und wäre es nicht wegen meines empfindlichen Magens, würde ich natürlich hier essen. Keine Frage. Außerdem bezahle ich ja für meine Unterkunft, solange ich hier auf meine jungen Freunde warte. Der Junge, mit dem ich unterwegs war, erinnern Sie sich?«
    »Ah ja, wo ist er hingegangen?«
    »Er will sich Ruinen anschauen«, antwortete Groanin, der keinen Anlass sah, ihr die Wahrheit zu erzählen. »Er interessiert sich für Archäologie, der kleine John.«
    »Ist das nicht zu gefährlich? Ich meine, er ist ja noch ein Kind.«
    »Der kann schon auf sich aufpassen, der Junge. Glauben Sie mir, Miss   …?«
    »Montana Retch. Ich bin Fotografin.«
    »Groanin«, sagte er und schüttelte Miss Retchs ausgestreckte Hand. »Harry Groanin.«
    »Sie kennen vielleicht meine Arbeiten?«
    »Das nicht gerade, nein«, sagte Groanin. »Es sei denn, Ihre Fotos werden im
Daily Telegraph
veröffentlicht.«
    »Hat er denn seine Schwester schon gefunden?«, fragte Miss Retch.
    »Wie kommen Sie darauf?« Groanin runzelte die Stirn.
    »John hat gesagt, sie sei verschwunden oder so.«
    »Ach ja? Hat er das gesagt?« Groanin zog die Schultern hoch. »Sie wird schon auftauchen.«
    »Und Sie? Sind Sie der Onkel der beiden oder so was?«
    »Ich arbeite für den Onkel der Kinder. Tatsächlich bin ich der Butler dieses Gentlemans. In London.«
    »Wahnsinn! Ich habe noch nie einen echten Butler kennen gelernt.« Miss Retch lachte nervös. »Darf ich ein Foto von Ihnen machen, Sir?«
    »Wenn Sie möchten, Ma’am, wenn Sie möchten. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, warum Sie eine unbedeutende, einarmige Person wie mich fotografieren wollen.«
    »Sie sind zu bescheiden, Mr   Groanin«, sagte Miss Retch. »Sie sind doch immerhin ein Mann von äußerst vornehmer Erscheinung. Und Ihr britischer Akzent ist einfach wunderbar.« Sie wählte eine Kamera aus ihrer Tasche und fing an, Fotos zu machen.
    »Was für eine Filmverschwendung«, protestierte Groanin. »So viele Fotos von mir. Wirklich, was für eine Verschwendung.« Aber er lächelte und fühlte sich sehr geschmeichelt.
    »Von Verschwendung kann nicht die Rede sein«, sagte MissRetch, womit sie nur die Wahrheit sagte – es war nämlich kein Film in ihrer Kamera.
    Sowenig Montana Retch daran interessiert war, ein Foto von Groanin zu machen, so wenig war sie Fotografin. Und hätte er sich etwas weniger davon hinreißen lassen, dass sie ihn für
vornehm
hielt – ein Mann sollte immer auf der Hut sein, wenn eine Frau ihn
vornehm
nennt   –, wäre ihm aufgefallen, dass Miss Retch vergessen hatte, die Linsenkappe vom Objektiv ihrer Kamera zu nehmen. Denn Miss Retch war keine Fotografin, sie war berufsmäßige Dschinn-Fahnderin.
    Und schlimmer noch: Ihre Fahndung nach einem bestimmten Dschinn – eine für einen Irdischen hoch qualifizierte Tätigkeit, die eine ordentliche Portion Raffinesse und großen Mut verlangte – war nur die Hälfte des Auftrags, den sie von Mimi de Ghulle erhalten hatte. Ihre Belohnung sollte die Erfüllung dreier Wünsche sein, und zwei davon musste sie sich verdienen, indem sie die Person aus dem Weg schaffte, die für Mimi das größte Hindernis für ihre eigenen Pläne darstellte: Philippa Gaunt. Mimi hatte Montana Retch damit beauftragt, Philippa zu töten, als Izaak Balayaga ihr mitgeteilt hatte, dass Ayesha das Mädchen als ihre Nachfolgerin einsetzen wolle.
    Einen Dschinn aufzuspüren und zu binden war eine gefährliche Aufgabe. Einen zu töten, selbst einen so jungen wie Philippa, umso

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