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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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werden können?«
    »Sollte man denken, oder?«, sagte Izaak. »Aber ich habe, erst kurz nachdem ich das Buch, äh   … ausgeborgt hatte, herausgefunden,dass nicht jeder Beliebige es öffnen kann. Das gelingt nur den im Herzen wahrhaft Klugen und Reinen. Eine kleine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, die sich der Blaue Dschinn ausgedacht hat für den Fall, es wird doch gestohlen.«
    »Du hättest das Buch also nicht benutzen können, auch nicht, wenn du gewollt hättest?«, schloss Philippa.
    »Leider nicht. Es scheint, dass manche dazu in der Lage sind und andere nicht. Und allein die Tatsache, dass ich es gestohlen habe, bewirkt, dass ich eindeutig zu letzterer Gruppe gehöre.« Er zog die Schultern hoch. »So sieht es nun mal aus.«
    John betrachtete das Buch nachdenklich. »Darf ich mal?«
    »Bitte«, sagte Izaak achselzuckend.
    Behutsam nahm John das Buch auf. Er stellte überrascht fest, dass es schwer wie ein Stein von ähnlicher Größe war. »Das wiegt ja eine Tonne!«, sagte er. »Und komisch riechen tut es auch. Irgendwie nach Blumen, nur stärker.«
    »Der Einband ist zum Schutz mit Aloepaste behandelt«, sagte Izaak. »Damit er nicht spröde wird, nehme ich an.«
    John legte das Buch auf seinen Schoß und wollte es aufschlagen. »Du hast Recht«, sagte er. »Der Deckel lässt sich nicht bewegen. Ich kann es ebenso wenig öffnen wie du.«
    »Unmöglich«, sagte Philippa. »Du hast das Buch doch nicht gestohlen, John. Und du bist ein Kind wie ich. Ich verstehe nicht, wie man mit zwölf Jahren anders sein soll als rein im Herzen.« Sie nahm das Buch. »Lass mich mal versuchen.« Auch ihr fiel der Geruch des Buches auf und sie beugte sich dicht über den Einband, um daran zu schnuppern. »Lilien«, sagte sie. »Es riecht nach Lilien.«
    »Los, schlag es auf«, drängte John. Ihn interessierte mehr,ob sie das Buch würde öffnen können, als wonach es roch – ein Geruch übrigens, der fest an den Fingerspitzen haftete. »Wenn du kannst.«
    Aber auch Philippa gelang es nicht, das Buch aufzuschlagen, und sie schüttelte ärgerlich den Kopf. Sie war von ihrer forschenden Intelligenz und ihrem guten Herzen immer überzeugt gewesen, deshalb irritierte es sie nun, dass ihr ein Buch, das nur für die Klugen und Reinen im Herzen bestimmt war, verschlossen bleiben sollte. Es schien ihr ganz und gar unlogisch.
    Izaak nahm das Buch wieder an sich, und erst jetzt fiel den Zwillingen auf, dass er noch immer seine Handschuhe trug und dass ihm auf einmal ein sonderbares Lächeln im Gesicht stand. Und gleich darauf merkte John, dass nicht Izaaks Lächeln sonderbar war, sondern vielmehr sein eigener, Johns, Zustand. Eine merkwürdige Benommenheit kroch von seinen Fingerspitzen aufwärts durch Hände und Unterarme – möglicherweise war durch den Umgang mit dem Buch irgendetwas von seiner Haut aufgenommen worden. Dem Gefühl von Benommenheit und Starre folgte aber schnell eine tiefe Empörung, als er nämlich sah, wie Izaak das Buch ohne ersichtliche Probleme öffnete und verschiedene Gegenstände aus einer Vertiefung im Inneren herausnahm.
    »Hey!«, rief John, der das ganze Ausmaß von Izaaks Täuschung noch immer nicht fasste. »Ich dachte, du kannst das Buch nicht öffnen!«
    »Ich
konnte
es nicht«, antwortete Izaak. »Nicht, bevor ihr beide es berührt hattet. Sonst wäre der Einband ruiniert gewesen.«
    Inzwischen hatte auch Philippa eine Starre vom Hals abwärts an sich festgestellt. »Was ist mit mir?«, sagte sie. »Ich kann mich nicht bewegen.«
    »Das ist die Wirkung der Paste auf dem Ledereinband«, sagte Izaak. »Sie enthält ein Enzym aus dem Gift eines gefährlichen Skorpions, das von der Haut aufgenommen wird. Es wird euch nicht umbringen. Aber es wird euch für ein paar Minuten lähmen. Mehr Zeit brauche ich nicht. Und bitte nehmt es nicht persönlich. Ich habe in diesem Punkt keine andere Möglichkeit.«
    John begriff, dass sie jetzt wirklich in der Klemme saßen. Und weil sie es mit einem echten Notfall zu tun hatten und nicht mit einem Beinahe-Notfall, kam ihm das ägyptische Wort, das den Notfall-Wunsch freisetzen sollte, im Gegensatz zu vorhin mühelos über die Zunge. Genau wie Frank Vodyannoy es vorhergesagt hatte.
    Weil aber Philippa Johns Zwillingsschwester war, lief bei ihr längst der gleiche Gedankengang ab – mit dem Ergebnis, dass beide im selben Moment die Fokusworte ihrer jeweiligen Diskrimen aussprachen:
    »KEBEHSENUEF!«
    »SHABRIRI!«
    Die verhängnisvolle Wirkung war, dass sich beide

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