Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
Diskrimen aufhoben. Auch das ein Grund, warum Nimrod den Zwillingen nur einen gemeinsamen Notfall-Wunsch mitgegeben hatte.
Natürlich erkannten John und Philippa den Zusammenhang nicht. Sie nahmen fälschlicherweise an, Izaak Balayagas Macht sei stärker als ihre jeweiligen Diskrimen. Hilflos musstensie zusehen, wie Izaak aus Aloeholz, etwas Lehm, zwei Tierknochen, Seide und je einem abgeschnittenen Haarbüschel der Zwillinge zwei kleine Puppen zusammenbaute – erstaunlich genaue Kopien von John und Philippa.
»Was machst du da?«, fragte Philippa.
»Das ist die Dschinnfessel. Ich kann euch nämlich nur einen nach dem anderen transelementieren. Wenn ich euch aber nicht zuvor binde, könnte der eine von euch versuchen, mich selbst zu transelementieren, während ich gerade mit dem anderen von euch beschäftigt bin.«
»Transelementieren?«, sagte Philippa. »Ist das so was Ähnliches wie Transsubstantiation?«
»Hat euch denn Nimrod, dieser Dummkopf, gar nichts beigebracht? Transsubstantiation nennt man den Vorgang«, erklärte Izaak sachlich, »wenn man sich selbst in Rauch verwandelt und sich in eine Flasche zurückzieht. Transelementation nennt man es, wenn man die gleiche Verwandlung bei einem anderen macht. Gegen dessen Willen.« Während er sprach, kramte er zwei lange dünne Nadeln heraus und stach eine davon durch Johns Puppe.
John lachte. »Hat nicht wehgetan«, sagte er abfällig.
»Ist auch nicht so gedacht«, sagte Izaak. »Das ist schließlich nicht nur irgendeine dämliche Voodoo-Puppe, sondern es ist die endgültige Fessel. Für nachher, wenn die Wirkung des Skorpiongifts nachlässt.«
John schrie laut, in der Hoffnung, der Schaffner oder andere Passagiere würden ihnen zu Hilfe kommen.
»Bleib locker«, sagte Izaak. »Alle schlafen jetzt. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht selbst in eine Puppe verwandle.Hätte ich mit einem Diminuendo gearbeitet und dich in eine Puppe verwandelt, müsstest du in diesem Zustand bleiben, bis ich meine Entscheidung widerrufe. Aber so wirst du in einem Tag wieder der Alte sein. Wart’s ab.«
»Und warum tust du das?«, fragte Philippa. »Was hat das alles zu bedeuten? Arbeitest du für Asmodeus?«
Izaak lachte und durchbohrte Philippas Puppe mit der zweiten Nadel. »Es gibt keinen Asmodeus«, sagte er. »Das heißt, es gibt ihn schon. Aber nicht in diesem Fall. Was ihr gesehen habt, war nicht der echte Asmodeus, sondern eine Erfindung von mir. Ich wollte dadurch jeden Verdacht zerstreuen, den ihr vielleicht gegen mich haben könntet. Ein Ablenkungsmanöver. Nein, der echte Asmodeus würde den Zug in Sekunden eingeholt und Kleinholz daraus gemacht haben, um an das echte Buch zu kommen. Aber das hier ist natürlich nicht das echte. War es keine Minute lang. Das echte Grimoire des Salomon ist viel zu wertvoll, um es mit in einen Zug zu nehmen. Der Dämon, den ihr gesehen habt, war nichts anderes als meine eigene Vision von ihm – der Illustration in Mr Rakshasas’ neuem Buch nachempfunden.«
Nun hielt Izaak jede Puppe einen Augenblick empor, senkte den Kopf, stampfte zweimal mit den Stiefeln auf den Boden des Abteils und deklamierte: »Zweimal klopfe ich an die großen Saaltüren der inneren Erde, um diese zwei Dschinn zu fesseln. HADROQUARKLUON!«
Dann warf er sich auf den Sitz und zündete nochmals seine Zigarre an. »So«, sagte er stolz. »Das war’s. Ihr seid gebunden. Jetzt kann ich tun, was ich will.«
»Und was ist das?«, fragte Philippa.
»Habe ich das nicht schon gesagt? Ich werde euch in zwei getrennte Behälter stecken und euch aus dem Verkehr ziehen.« Mit diesen Worten zog er zwei Röhrchen aus seiner Manteltasche und ließ sie neckisch hin- und herpendeln.
»Das machst du nicht ungestraft!«, rief John.
»Bitte«, sagte Philippa. »Tu’s nicht!«
Izaak seufzte und lehnte sein Gesicht gegen das Fensterglas. »Ich würde euch gern helfen, wirklich.« Mit dem Finger an der Scheibe folgte er einem Regentropfen, der über das Glas lief. »Nur, mir sind die Hände gebunden. Aber seid nicht mutlos. So unangenehm ist es nicht.«
»Am liebsten würde ich dich mit einem Tritt zum Fenster rausbefördern«, sagte John.
»Wirst du aber nicht, alter Knabe.« Izaak kicherte. »Kannst du nicht.« Er stand auf. »Tut mir leid. Wirklich, es tut mir leid. Aber versucht, an meine Worte zu denken: Unter uns gibt es Gute und weniger Gute, ich aber habe nur Befehle ausgeführt.«
Wieder sprach er sein Fokuswort, gestikulierte theatralisch mit den
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