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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Händen, und schon lösten sich die Zwillinge in Rauch auf, erst der eine, dann der andere.

Der Schleicher

    Schon bevor der letzte Passagier den Königlichen Ungarn-Express am Berliner Bahnhof Zoo verlassen hatte, fingen Alan und Neil unruhig zu winseln an, weil sie spürten, dass im Zug etwas schief gelaufen war.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Groanin. »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Wir durchsuchen natürlich den Zug«, sagte Nimrod. »Sie nehmen Alan und beginnen am anderen Ende des Zuges, ich fange mit Neil an diesem Ende an. In der Mitte treffen wir uns.«
    Groanin marschierte den Bahnsteig entlang. »Also, dann komm«, rief er Alan zu, der hinter ihm hersprang.
    Nimrod stieg in den Zug. Er rechnete inzwischen nicht mehr damit, die Zwillinge im Express zu finden, sondern suchte eher nach einem Hinweis darauf, was ihnen zugestoßen sein könnte. Auf jeden Fall zählte er auf den ausgeprägten Geruchssinn der beiden Rottweiler. Und tatsächlich, kaum steckte Neil seinen Kopf in das Abteil, in dem die Zwillinge gesessen hatten, bellte er laut. Nimrod schickte ihn, um Groanin und Alan zurückzuholen, er selbst rieb die alte Messingflasche, um Mr   Rakshasas herbeizurufen.
    »Ich fürchte, sie sind nicht im Zug«, erklärte Nimrod, nachdemMr   Rakshasas seine körperliche Gestalt angenommen hatte.
    »Ja, ich weiß, ich habe Sie mit Mr   Groanin sprechen gehört«, sagte Mr   Rakshasas und fing plötzlich selber an, wie ein Hund zu schnüffeln. »Riechen Sie das?«, fragte er.
    »Nein«, gab Nimrod zu. »Ich rieche nichts Ungewöhnliches. Nichts Ungewöhnliches   … allerdings eine gute Zigarre.« Er schnupperte intensiv. »Eine
Romeo y Julietta
, würde ich sagen. Vermutlich eine
Churchill
. Dieselbe Sorte, die ich Izaak Balayaga im Algonquin-Hotel in New York rauchen gesehen habe.« Nimrod zögerte. »Ist es das, was Sie gerochen haben, Mr   Rakshasas?«
    »Nein«, sagte Mr   Rakshasas und schnupperte noch einmal. »Es ist sonderbar, aber dieser Tage habe ich, sobald ich aus meiner Flasche komme, immer einen besonders feinen Geruchssinn. Zumindest für kurze Zeit. Gerade jetzt empfinde ich zum Beispiel einen starken Geruch nach Aloepaste. Als ob   …«
    Groanin und die beiden Hunde erschienen in der Abteiltür. Alan hatte einen Knochen im Maul, den er vor Nimrods Füße fallen ließ. Erst achtete Nimrod nicht weiter darauf, doch als er die mögliche Bedeutung erkannte, hob er den Knochen auf.
    »Das Schulterblatt eines Schafes«, sagte er. »Dieser Knochen plus der Geruch, den Sie festgestellt haben, das kann nur eines bedeuten.«
    »Die Fessel des Salomon«, nickte Mr   Rakshasas.
    »Was heißt das?«, fragte Mr   Groanin.
    »Das heißt, wer immer meine Nichte und meinen Neffen mit seinem Willen bezwungen hat, hat es mit Hilfe einer sehr alten mächtigen Beschwörungsformel getan. Mit einer Formelaus ebenjenem Buch, das John und Philippa von Izaak Balayaga bekommen sollten.«
    Neil machte sich daran, mit seiner Nase erst den Boden des Abteils zu untersuchen, dann die Sitze und schließlich die Gepäckablage. Dort bellte er wieder.
    »Was gefunden?«, sagte Nimrod. Er stellte sich auf den Sitz und blinzelte über den Rand der Ablagefläche. Ganz hinten, kaum zu erkennen vor der matt schimmernden Metallwand, lag ein Zigarrenröhrchen für eine
Churchill- Zigarre
.
    »Richtig. Izaak war hier«, sagte Nimrod, griff nach dem Zigarrenröhrchen und drehte die Kappe ab.
    Augenblicklich quoll Rauch heraus und ein Dschinn nahm seine körperliche Gestalt an. Es dauerte keine Minute, da stand John im Abteil und erzählte ihnen alles, was vorgefallen war. Da endlich verstanden Nimrod und Mr   Rakshasas, was ihnen bis jetzt Kopfzerbrechen gemacht hatte: warum nämlich das Diskrimen, das Nimrod Philippa mitgegeben hatte, nicht funktionieren konnte.
    »Das erklärt alles«, sagte Mr   Rakshasas. »Ich fürchte, der Notfall-Wunsch, den dir Mr   Vodyannoy geschenkt hat, und der von Nimrod an Philippa haben sich gegenseitig aufgehoben. In den vollständigen Bagdad-Regeln der Dschinn von 1940, Band   10, Abschnitt 62, Paragraph 49 ist festgelegt, dass es nur jeweils einen Notfall zu einem Zeitpunkt geben kann, dass also für zwei Notfälle auch zwei verschiedene Zeitpunkte erforderlich sind. Aus diesem Grund können nicht zwei Diskrimen für denselben Zeitpunkt existieren. Kommt es dennoch zu einer solchen Situation, werden beide Diskrimen für null und nichtig erklärt und sind folglich nicht

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