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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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durchführbar.«
    »Wenn das Pferd ausgebrochen ist«, sagte Mr   Groanin, »soll man nicht in der Stalltür stehen bleiben und Reden halten.«
    »Er hat Recht«, sagte John und nahm Nimrod das Zigarrenröhrchen aus der Hand. »Izaak hatte zwei solche Röhrchen. In dem anderen muss Philippa stecken.« Er hielt Alan das Röhrchen unter die Nase, um ihn den Geruch aufnehmen zu lassen. »Such«, sagte er zu dem Hund. »Such das zweite Röhrchen.«
    »Einen Versuch könnte es ja wert sein«, gab Nimrod zu. »Aber ich fürchte eher, er wird umsonst suchen. Hätte Izaak euch beide haben wollen, hätte er sich wohl kaum den ausgeklügelten Plan einer getrennten Transelementation ausgedacht.«
    »Warum wollte er Philippa und mich nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Aber du kannst mich in eine Flasche stecken, wenn ich das nicht herausfinde.«
    Sie warteten auf Alan, der nach einer Weile ohne Zigarrenröhrchen im Maul zurückkam. Er sah verzweifelt aus, denn er liebte Philippa so, wie er John liebte.
    »Schön«, sagte Nimrod. »Wir werden also Folgendes tun: Groanin   – Sie und Mr   Rakshasas gehen mit Alan und Neil wieder ins Hotel und bleiben dort, falls der Kidnapper versucht, Verbindung mit uns aufzunehmen. Wegen einer Lösegeldforderung etwa.«
    »Und Sie? Wohin gehen Sie?«, fragte Groanin.
    »Zum Pergamon-Museum«, sagte Nimrod. »Ich habe ein paar dringende Fragen an Ayesha.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, ob das Grimoire des Salomon überhaupt verschwunden ist. Oder ob uns Izaak da nur ein Märchen aufgetischt hat, um uns in eine Falle zu locken.«
     
    Das Pergamon-Museum im Osten Berlins gilt neben dem Britischen Museum und der Smithsonian Institution als eines der führenden Museen für orientalische Kostbarkeiten. Allein vierzehn Räume sind einer Sammlung gewidmet, zu der mehrere weltberühmte, leuchtend farbige babylonische Bauwerke gehören. Es sind Rekonstruktionen unter Verwendung der gesprungenen glasierten Ziegel, die von deutschen Archäologen ausgegraben wurden. Nicht eben die geringsten dieser Bauwerke sind das Ischtar-Tor – das so genannte Blaue Tor von Babylon   –, die große Prachtstraße und die Frontseite des Thronsaales von Nebukadnezar   II. Aber, so erklärte Nimrod John, als sie im Pergamon-Museum angekommen waren, es gebe außerdem eine Anzahl von Räumen, von deren Existenz die Irdischen, die hier arbeiteten oder als Besucher kamen, absolut keine Ahnung hatten.
    »Eine der Wände an der Prachtstraße«, sagte er, »ist eine so genannte Plenumwand, das heißt, eine Wand, die sozusagen nur für das Auge vorhanden ist. Dahinter verbirgt sich ein Quantenraum – im Unterschied zum kartesischen Raum.«
    »Du meinst also, es gibt da einen Geheimraum«, sagte John und brachte damit Nimrods Erklärung auf den kleinsten Nenner.
    »Ja«, sagte Nimrod.
    »Warum sagst du das nicht einfach?«, brummelte John, während er seinem Onkel folgte.
    Im Museum marschierte Nimrod zielstrebig zur babylonischen Prachtstraße und blieb vor einer Wand aus blau glasierten Ziegeln stehen, an der die Gestalt eines lebensgroßen Löwen plastisch hervortrat. »Hinter dieser Wand hält der Blaue Dschinn von Babylon Hof«, sagte Nimrod. »Man muss nur wissen, wie man hindurchkommt.«
    John nickte unsicher.
    »Man muss seine Gedanken von den üblichen Vorstellungen von Zeit, Raum und Materie frei machen«, sagte Nimrod. »Man muss sich mit der Strömung treiben lassen, sozusagen.«
    Mit der Strömung treiben lassen, das hörte sich gut an für John. Damit konnte er sich anfreunden. Es klang jedenfalls viel einfacher, als gegen die Strömung zu rudern. »Also«, sagte er und versuchte, Nimrods Erklärung zu verstehen, »diese falsche Wand. Wir gehen da jetzt einfach drauflos und mittendurch. Ist es so gemeint?«
    »Nicht ganz. Man kann nicht auf etwas losgehen, das in Wirklichkeit gar nicht existiert, verstehst du. Die Wand existiert nicht. Jedenfalls nicht für uns. Du musst dich fest auf den Raum hinter der Wand konzentrieren, John.«
    Mit gerunzelter Stirn folgte John den Erklärungen seines Onkels. Auf den Raum hinter der Wand konzentrieren   … soweit er die Sache verstand, war aber genau diese Wand das Problem. Sie stand im Weg. Wie sich das für eine Wand nun mal gehörte.
    »Komm«, sagte Nimrod. »Wir versuchen es gemeinsam. Nimm meine Hand. Fertig?«
    John nickte. Mit der Strömung treiben lassen, ermahnte er sich, während sie beide zügig auf die Wand zuschritten. Esschien zu klappen und schon war

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